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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Freundin. Und nun bin ich auf diese eifersüchtige Nutte reingefallen.«
    Schweigen.
    »Nutte«, sagte Lundgren leise vor sich hin. Schweigen.
    »Sie ist nur zu einem gut.«
    Natürlich, dachte Martin Beck, doch diesmal hatte er sich geirrt, denn dreißig Sekunden später sagte der Mann im grünen Hemd: »Okay.«
    »Wollen wir nun miteinander reden?« fragte Martin Beck.
    »Okay. Aber eins will ich erst mal klargestellt haben. Diese Trottoirschwalbe kann mir für Montag ein Alibi geben. Für Tantolunden. Wir waren nämlich zusammen dort.«
    »Das wissen wir schon«, sagte Rönn.
    »Sieh mal an, das hat sie wenigstens zugegeben.«
    »Gewiß«, bestätigte Rönn.
    Martin Beck starrte ihn an. Diese Tatsache hatte Rönn bisher niemandem mitgeteilt. Martin Beck konnte nicht umhin zu sagen: »Das ist erfreulich zu hören. Das befreit Lundgren von jedem Verdacht.«
    »Ja, das tut es wohl«, meinte Rönn ruhig.
    »Wollen wir nun miteinander reden?« wiederholte Martin Beck. Lundgren verzog das Gesicht »Nicht wir«, sagte er.
    »Wie meinen Sie das?« Martin Beck sah Lundgren fragend an.
    »Nicht mit Ihnen, ich will nicht mit Ihnen reden«, erklärte der Festgenommene.
    »Mit wem wollen Sie denn sprechen?« fragte Martin Beck freundlich.
    »Mit dem, der mich festgenommen hat, dem Großen.«
    »Wo ist Gunvald?« wollte Martin Beck wissen.
    »Er ist nach Hause gefahren«, sagte Rönn seufzend.
    »Ruf ihn an.«
    Rönn seufzte abermals. Martin Beck wußte, weshalb. Gunvald Larsson wohnte weit draußen in Bollmora.
    »Er braucht etwas Ruhe«, sagte Rönn. »Er hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Er mußte einen Supergangster festnehmen.«
    »Hält's Maul«, sagte Lundgren.
    Rönn nieste und verzog sich zum Telefon.
    Vom Nebenzimmer aus rief Martin Beck Hammar an. Sofort fragte dieser: »Hältst du diesen Lundgren für den Mörder?«
    »Rönn hat heute vormittag seine Freundin vernommen. Sie scheint ihm für den Mord im Tantolunden ein Alibi gegeben zu haben. Für den Fall im Vanadislunden am Freitag hat er aber bestimmt keins.
    »Das habe ich begriffen«, sagte Hammar. »Ich möchte aber gerne wissen, was du selbst denkst!«
    Martin Beck zögerte einige Sekunden. Dann sagte er: »Ich glaube nicht, daß er es war.«
    »Du glaubst also nicht, daß er der Mörder ist?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Nichts stimmt. Abgesehen von dem Alibi für Montag, ist er der falsche Typ. Sexuell völlig normal.«
    »Soso.«
    Hammar schien verärgert. Martin Beck kehrte zu den beiden anderen zurück. Rönn und Lundgren saßen schweigend und reglos jeder auf seinem Stuhl.
    »Wollen Sie wirklich nichts zu essen haben?« fragte Martin Beck.
    »Nein«, sagte der Räuber. »Wann kommt dieser Kerl da?« Rönn seufzte und schneuzte sich.

16
    Gunvald Larsson betrat genau dreißig Minuten nach dem Anruf das Zimmer. Die Taxiquittung hielt er noch in der Hand. Er sah jetzt etwas frischer aus und hatte auch das Hemd gewechselt. Er setzte sich an den Tisch, dem Räuber gegenüber, faltete die Quittung zusammen und legte sie in die rechte obere Schreibtischschublade. Dann bereitete er sich für einige der rund 2 400 000 Überstunden vor, die die schwedische Polizei jährlich machen muß. Im Hinblick auf seine Dienststellung war es ungewiß, ob er für seine Arbeit während der nächsten Stunden überhaupt eine Vergütung sehen würde.
    Es dauerte eine Weile, ehe Gunvald Larsson mit dem Verhör begann. Er hantierte am Tonbandgerät, schob Notizblock und Stifte zurecht. Wahrscheinlich will er ihn noch ein bißchen mürbe machen, dachte Martin Beck, während er seine Kollegen betrachtete. Er konnte Gunvald Larsson nicht besonders gut leiden, und auch von Rönn hatte er keine sehr hohe Meinung. Von sich selbst nebenbei auch nicht.
    Kollberg behauptete von sich, er habe Angst, und Hammar war verärgert und nervös. Alle waren sie müde, und Rönn hatte außerdem einen Schnupfen. Viele der Männer in Uniform, die zu Fuß und in Streifenwagen Dienst taten, machten ebenfalls Überstunden und waren auch müde. Einige von ihnen hatten Angst, und Rönn war sicher nicht der einzige, der erkältet war.
    In Stockholm und seinen Vororten gab es zur Zeit mehr als eine Million Menschen, die sich fürchteten.
    Und die erfolglose Jagd dauerte nun schon sechs Tage. Und sie waren das Bollwerk gegen das Verbrechertum. Ein feines Bollwerk.
    Rönn schneuzte sich.
    »Dann wollen wir mal!« Gunvald Larsson legte seine riesige, behaarte Hand auf das Bandgerät.
    »Sie haben mich

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