Der Mann auf dem Balkon
festgenommen«, sagte Rolf Evert Lundgren mit einem Unterton von widerwilliger Bewunderung in der Stimme.
»Ja«, antwortete Gunvald Larsson, »das stimmt. Aber darauf bin ich nicht besonders stolz. Das ist meine Arbeit, mein Beruf. Kreaturen wie Sie nehme ich jeden Tag fest. In der nächsten Woche habe ich Sie vermutlich schon wieder vergessen.«
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber die bombastische Einleitung verfehlte nicht ihre Wirkung. Bei dem Mann, der Rolf Evert Lundgren hieß, schien etwas in sich zusammenzusinken.
Gunvald Larsson schaltete das Tonbandgerät ein.
»Wie heißen Sie?«
»Rolf Evert Lundgren.«
»Geboren?«
»Ja.«
»Nicht unverschämt werden.«
»Am 5. Januar 1944.«
»Wo?«
»In Göteborg.«
»Wo da?«
»Lundby.«
»Name der Eltern?«
Mach schneller, Gunvald, dachte Martin Beck. Für das da hast du noch mehrere Wochen Zeit. Es gibt nur eine einzige Sache, die uns wirklich interessiert.
»Sind Sie vorbestraft?« fragte Gunvald Larsson weiter.
»Nein.«
»Waren Sie in Fürsorgeerziehung?«
»Nein.«
»Es gibt einige Einzelheiten, die uns in erster Linie interessieren«, warf Martin Beck ein.
»Ich habe doch, verflucht noch mal, gesagt, daß ich nur mit dem da spreche«, fuhr Rolf Evert Lundgren auf.
Gunvald Larsson sah Martin Beck ausdruckslos an und fuhr fort; »Ihr Beruf?«
»Beruf?«
»Na, Sie werden doch wohl irgendeinen Beruf haben?«
»Na ja…«
»Also, wie nennen Sie sich?«
»Geschäftsmann.«
»Und welche Art von Geschäften betreiben Sie?«
Martin Beck und Rönn wechselten einen resignierten Blick. Das würde Zeit kosten. Es kostete wirklich Zeit.
Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten später sagte Gunvald Larsson: »Es gibt da ein paar Einzelheiten, die uns in erster Linie interessieren.«
»Das habe ich begriffen.«
»Sie haben bereits zugegeben, daß Sie sich am Abend des 10. Juni, also am Freitag der vorigen Woche, im Vanadislunden aufgehalten haben.«
»Ja.«
»Und daß Sie dort um 21 Uhr 15 einen Überfall begingen.«
»Ja.«
»Auf die Geschäftsfrau Hildur Magnusson.«
»Ja.«
»Wann haben Sie den Park betreten?« warf Rönn ein.
»Hält's Maul«, sagte Lundgren.
»Keine Unverschämtheiten«, sagte Gunvald Larsson. »Wann haben Sie den Park betreten?«
»Gegen sieben. Kurz nach sieben vielleicht. Ich ging von zu Hause weg, als der Regen schwächer wurde.«
»Und Sie befanden sich von sieben Uhr an bis zu dem Zeitpunkt, als Sie Frau Hildur Magnusson überfielen und beraubten, im Vanadislunden?«
»Ja. Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet.«
»Haben Sie in dieser Zeit andere Personen im Park bemerkt?«
»Ja, einige.«
»Wieviel?«
»Zehn vielleicht. Oder zwölf. Eher zehn.«
»Ich nehme an, daß Sie diese Personen genau beobachtet haben?«
»Ja, ziemlich genau.«
»Um zu sehen, ob Sie sich an sie heranwagen könnten?«
»Wohl eher, um zu sehen, ob sich die Mühe lohnte.«
»Können Sie sich an einige Personen, die Sie gesehen haben, erinnern?«
»Ja, an einige bestimmt.«
»Welche?«
»Ich sah zwei Greifer.«
»Polizisten.«
»Ja.«
»In Uniform?«
»Nein.«
»Woher wußten Sie, daß es Polizisten waren?«
»Weil ich sie bereits zwanzig oder dreißigmal gesehen hatte. Sie arbeiten beim Polizeispalier in der Surbrunnsgatan und fahren abwechselnd eine rote Amazone und einen grünen Saab.«
Sag bloß jetzt nicht: Polizeirevier meinen Sie, dachte Martin Beck.
»Das Polizeirevier im 9. Wachdistrikt meinen Sie«, sagte Gunvald Larsson.
»Ja, wenn es das in der Surbrunnsgatan ist.«
»Wie spät war es, als Sie diese Polizisten sahen?«
»Ungefähr halb neun, würde ich sagen. Das heißt, als sie kamen.«
»Wie lange blieben sie?«
»Zehn Minuten, vielleicht eine Viertelstunde, dann fuhren sie zum Lill-Jans Skogen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil sie es gesagt haben.«
»Gesagt? Soll das heißen, daß Sie mit ihnen gesprochen haben?«
»Ich bin doch nicht blöd. Ich stand neben ihnen und hörte, was sie redeten.« Gunvald Larsson machte eine gedankenschwere Pause. Was er dachte, war unschwer zu erraten. Schließlich sagte er: »Und wen haben Sie außerdem gesehen?«
»Einen Jungen und ein Mädchen. Noch recht jung. So um die zwanzig herum.«
»Was taten die?«
»Grabbelten sich ab.«
»Was?«
»Grabbelten sich ab. Er griff ihr an die…«
»Keine Unverschämtheiten.«
»Ich bin nicht unverschämt. Ich antworte nur und sage, wie es war.«
Gunvald Larsson schwieg abermals eine Weile. Dann sagte er
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