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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sich auf die Armlehne neben ihren Mann. Er legte ihr den Arm um die Hüfte.
    »Ich wollte eigentlich fragen, ob Ihr Sohn vielleicht etwas gesagt hat, was mit der Sache in Zusammenhang zu bringen wäre.«
    »Bosse?«
    »Ja. Wie Lena sagte, war er ja eine Weile fort. Vielleicht hat er Annika begleitet. Vielleicht hat er den Mann gesehen, der sie umbrachte.«
    Wie idiotisch das klingt, dachte Martin Beck. Ich rede wie eine Maschine. Es hört sich an wie ein Polizeibericht. Wie kann ich mir nur einbilden, auf diese Weise etwas Wichtiges aus einem Dreijährigen herauszubekommen?
    Das Paar im Sessel schien nichts an seiner Ausdrucksweise zu bemängeln zu haben. Sie waren wohl der Meinung, daß ein Polizist so reden mußte.
    »Es war doch schon eine Polizeibeamtin hier und hat mit ihm gesprochen«, entgegnete Frau Oskarsson. »Er ist doch noch so klein.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Martin Beck. »Aber ich wollte bitten, es noch einmal versuchen zu dürfen. Es ist denkbar, daß er etwas gesehen hat. Ob man ihn dazu bringen kann, sich an diesen Tag zu erinnern…«
    »Aber er ist erst drei Jahre alt«, unterbrach ihn Frau Oskarsson. »Er kann noch nicht einmal richtig sprechen. Wohl nur wir verstehen alles, was er sagt. Und das übrigens auch nicht immer richtig«, fügte sie hinzu.
    »Wir können es ja versuchen«, entschied der Mann. »Ich meine, wir sollten versuchen zu helfen. Vielleicht kann Lena ihn dazu bringen, sich daran zu erinnern.«
    »Danke«, sagte Martin Beck, »das wäre gut.«
    Frau Oskarsson stand auf und ging ins Kinderzimmer. Nach einer Weile kam sie mit den Kindern zurück.
    Bosse lief sofort zu seinem Vater, stellte sich neben ihn und zeigte auf Martin Beck.
    »We is das?« fragte er, neigte den Kopf zur Seite und sah Martin Beck an.
    Um den Mund herum war er schmutzig. Er hatte eine Schramme auf der Wange, und auf der Stirn unter den blonden Locken schimmerte ein großer blauer Fleck. Er hatte grüne Augen.
    »Papa, weis das?« wiederholte er ungeduldig.
    »Das ist ein Onkel«, erklärte der Vater und lachte entschuldigend.
    »Guten Tag«, sagte Martin Beck. Bosse ignorierte den Gruß.
    »Wie heiß er?« fragte er seinen Vater.
    »Ich heiße Martin«, antwortete Martin Beck. »Und wie heißt du?«
    »Bosse. Wie heiß?«
    »Martin.«
    »Mattin. Heiß Mattin«, sagte Bosse in einem Tonfall, der andeutete, wie sehr es ihn erstaunte, daß jemand so heißen konnte.
    »Ja«, sagte Martin Beck, »und du heißt Bosse.«
    »Papa heiß Kurt, Mama heiß… wie heiß?«
    Er zeigte auf seine Mutter, und diese sagte: »Ingrid, das weißt du doch.«
    »Ingi.«
    Bosse ging zum Sofa und legte seine rundliche, schmuddelige Hand auf Martins Knie.
    »Warst du heute im Park?« fragte Martin Beck.
    Bosse schüttelte den Kopf und sagte mit schriller Stimme: »Nich pielen in Park. Autofahren.«
    »Ja«, sagte seine Mutter beruhigend. »Später. Später fahren wir mit dem Auto.«
    »Fahr du mit Auto?« wollte Bosse wissen und sah Martin Beck fragend an.
    »Ja, vielleicht.«
    »Bosse autofahren«, sagte der Junge zufrieden und krabbelte aufs Sofa.
    »Was spielst du denn immer im Park?« fragte Martin Beck in eiern Ton, der ihm selbst gekünstelt vorkam. »Bosse nich pielen. Bosse autofahren«, wiederholte der Junge ärgerlich. »Bestimmt«, bestätigte Martin Beck, »du fährst ganz bestimmt Auto.« »Heute soll Bosse nicht im Park spielen«, sagte seine Schwester.
    »Der Onkel fragt nur, was du neulich im Park gespielt hast.«
    »Onkel dumm«, sagte Bosse mit Nachdruck.
    Er krabbelte wieder vom Sofa herunter. Martin Beck dachte, daß er Bonbons oder irgend etwas anderes für das Kerlchen hätte kaufen sollen. Er pflegte sonst seine Zeugen nicht zu bestechen, um deren Sympathie zu gewinnen. Andererseits hatte er ja noch nie einen dreijährigen Zeugen vernehmen müssen. Schokoladenkekse hätten sicherlich ihre Wirkung nicht verfehlt.
    »Das sagt er von allen«, warf Bosses Schwester ein, »er ist so dumm.« Bosse schlug nach ihr und sagte empört: »Bosse nich dumm, Bosse schlau.«
    Martin Beck überlegte, ob er etwas in der Tasche hätte, was den Jungen interessieren könnte, fand aber nur die Karte von Stenström.
    »Komm, ich zeig dir was«, sagte er. Bosse lief wieder zu ihm hin und betrachtete neugierig die Karte.
    »Was is das?« fragte er.
    »Eine Ansichtskarte«, erklärte Martin Beck, »kannst du erkennen, was auf dem Bild ist?«
    »Ferd. Blume. Andin.«
    »Was ist Andin?« fragte Martin Beck verwundert.
    »Mandarinen«,

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