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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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Ausweg ließ, schleppte Janne sein schweres Fahrrad mit sich, so gut es ging, lehnte es an einen der großen Ahornbäume vor dem Haus und klopfte an. Die Tür bestand aus zwei mächtigen Eichenholzflügeln, die durch Wind und Wetter und mangelnde Pflege körnig geworden waren. Firnis wird körnig, wenn man ihn nicht pflegt.

Eine richtige Herrenhausküche

    W as sich allmählich vor ihm abzeichnete, als Janne mit einer gewissen Mühe und zunehmenden Schmerzen in der Hand einen knarrenden Türflügel öffnete, war eine dunkle und fast erschreckend große Halle mit verschiedenen verräucherten Jagdtrophäen von Elchen und Rehen, die an den Wänden zu erahnen waren. Die obersten verschwanden im Halbdunkel zur unsichtbaren Decke hin. Ein altertümlicher Schirmständer aus Messing erregte Jannes Aufmerksamkeit und verstärkte seine wachsende Unruhe, da er eine Art mechanischem Greifmechanismus zu haben schien, der jeden Regenschirm in einen so festen Griff zu nehmen vermochte, dass er, einmal dort hineingesteckt, sich nie wieder loseisen ließe.
    Die Türen, die von dieser schwach beleuchteten Halle wohl zu anderen Räumen führten, waren geschlossen. Schmale Lichtstreifen an den Schwellen verrieten, dass diese Räume beleuchtet und bewohnt waren. Aber ihre Türen waren eben geschlossen, vielleicht um die Herbstkälte fernzuhalten.
    Im Halbdunkel der Halle wurden alle Gerüche deutlich. Oder war es vielleicht der Schmerz im Handgelenk, der ihn dafür empfänglicher machte? Hier konnte man tatsächlich den Geruch von Mottenkugeln in alten Pelzen wahrnehmen, versteckt in den Ecken, Teergeruch von den Schwellen und aus der Küche eine Fülle anderer Düfte, köchelnde Wurstmasse, Birkenholzrauch, und über alledem dies: den unverkennbaren, säuerlichen Duft von frisch gedünsteten Preiselbeerbirnen.
    Vorsichtig schob Jan die Tür auf.
    Wenn er erwartet hatte, dies würde irgendeine Aufregung verursachen oder wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit erregen, hatte er sich getäuscht. Und er stellte fest, dass er fast nichts sah. Nur allmählich nahmen seine müden Augen durch die Küchendünste hindurch all die Tätigkeiten wahr, die hier offenbar im Gang waren. Hinten am Herd tauchte der Rücken einer breithüftigen Frau auf, die ein blass geblümtes Kleid trug, darüber ein Band, das wohl zu einer Schürze gehörte. Zwei junge Mädchen mit bloßen, geröteten Armen waren dabei, an einem dunkel gefleckten, sicherlich uralten massiven Eichentisch in der Mitte des Raums Zimtbirnen zu schälen.
    Janne, der spürte, dass der Schmerz im Handgelenk bis zur Grenze des Erträglichen zunahm, fiel nicht Besseres oder Originelleres ein, als einen Sprossenstuhl hervorzuziehen und sich zu den Küchenmädchen an den Tisch zu setzen.
    Auch das schien nicht die geringste Aufmerksamkeit zu wecken. War man es in dieser Küche gewohnt, dass Leute kamen und gingen? Oder spielte sich vielleicht etwas anderes ab, das alle Konzentration beanspruchte? Hin und wieder lief einer der Töpfe auf dem riesigen Eisenherd mit einem Zischen über. Düfte verbreiteten sich im Raum. Einige angenehm, andere wiederum nur von angebrannten Speisen, die übergelaufen und auf den heißen Herdplatten gelandet waren. Immer wenn das geschah, stieg eine kleine Dampfwolke zu den breiten Rauchfängen auf, wo unbestimmbare Lebensmittel an Haken hingen.
    Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen.
    Mag sein, dass diese Menschen nicht besonders neugierig sind. Aber sie könnten doch wenigstens auf den Gedanken kommen, Guten Abend zu sagen. Oder vielleicht Guten Tag, dachte Jan V. Friberg. Auch ein eher informelles Hallo wäre in Ordnung gewesen. Aber diese Stille, dieses offensichtliche Desinteresse – als wäre er erwartet worden – war aus irgendeinem Grund viel schwerer zu ertragen.
    Janne suchte in Gedanken nach einem passenden Satz, um dieses unangenehme Schweigen zu durchbrechen, das seine Existenz überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
    Wäre passend: Es gibt aber verdammt viele Hunde hier auf dem Hof? Sind es nicht zu viele?
    Oder sollte er etwas energischer auftreten? Ungefähr so: Hier muss man verdammt froh sein, dass man noch am Leben ist!
    Aber möglicherweise würde eine solche Eröffnung Geschäfte unmöglich machen. Und hatte er überhaupt Lust, mit diesen eigentlich stummen und mit sich selbst beschäftigten Menschen Geschäfte zu machen, die anscheinend ganz und gar in dem aufgingen, was sie taten? Wohl kaum, nach dem, was geschehen war. In seinen

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