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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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könnte aber auch so sein, dass ich ihn träume.
    – Dann ist ebenfalls Schluss. Oder wenn er Sie träumt und Sie ihn. Dann ist in jedem Fall Schluss mit allem, falls Sie aufwachen sollten.
    – Das habe ich wirklich nicht bedacht. Aber was machen wir nun mit diesem Anliegen? Der Schiffer hat gesagt, es sei wichtig, dass der Hüttenwerksbesitzer es bekommt. So bald wie möglich.
    – Ich habe keine Ahnung.
    Irene hielt sich das Etui ans Ohr. Eben noch hatte es geklungen, als würde darin etwas ticken. Aber jetzt war nichts zu hören. Was befand sich darin? Eine Uhr?
    Das kleine Etui, das wirklich sehr elegant wirkte, ließ sich ganz einfach öffnen, wenn man auf den Verschlussknopf drückte.
    Es war keine Uhr. Es war ein Auge!
    Kein richtiges. Möglicherweise ein Emailauge, das sie hartnäckig und nüchtern anstarrte. Es gehörte keinem.
    – Ich habe mich entschlossen, erklärte Irene. Sie können bleiben, wo Sie sind, aber ich gehe hinein. Ich gehe ganz einfach hinein und huste ein wenig und wecke ihn.
    – Kommen Sie dann aber nur nicht zurück und behaupten, ich hätte Sie nicht gewarnt, sagte Irgendjemand.
    – Und wie bitte sollte ich in dem Fall zurückkommen? Wenn ich nur ein Teil seines Traums bin?
    – Tja. Das ist wirklich nicht leicht zu sagen.

Endspiel

    H ier ereignete sich etwas, was Janne dazu brachte, seine Phantasien zu unterbrechen. Das Bild zitterte und zerbrach. Freiherrin Irene, seine unfreiwillige und möglicherweise auch unerwünschte Gastgeberin, hatte zum dritten Mal den Raum betreten. Und diesmal so leise, dass er sie nicht bemerkt hätte, hätte sie ihm nicht, hinter dem Sessel stehend, die Hände über die Augen gelegt. Etwas, was ihn sehr überraschte. Schnell zog sie die Hände weg. Da stand sie wieder, mit ihrem leicht säuerlichen Lächeln, das im Halbdunkel des Raums auch schwer zu erkennen war. Sie verharrte hinter seinem Stuhl, und er musste sich, was ein wenig weh tat, um neunzig Grad drehen, um sie anzusehen.
    Jetzt trug sie nicht mehr den dunklen Sweater. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihn gegen eine dünne Seidenbluse getauscht. Statt der hohen, lehmbespritzten Stiefel trug sie ein Paar Samtschuhe. Aber die Reithosen waren dieselben. Janne zog es jetzt vor, sich die Herrin des Hauses eher als die Dame im Schachspiel vorzustellen denn als ein gewöhnliches Herrenhausfräulein in Reithosen und Seidenbluse.
    Es war ein befreiendes Gefühl, das Ende einer sehr langen und anspruchsvollen Schachpartie erreicht zu haben. Die er wider alles Erwarten gewonnen hatte.
    – Entschuldigen Sie die Verspätung.
    Dies kam leise, in einem fast flüsternden Ton. Als wäre sie an einer Art subtiler Intrige beteiligt.
    – Herr Friberg ist jetzt bereit?
    Das war eine eigentümliche Frage. Janne sah sich rasch um, als wäre er erschreckt worden.
    – Aber es gibt irgendwo einen Forstmeister? Der mit den schlimmsten Hunden in der Gegend?
    – Als ich zum letzten Mal von ihm gehört habe, war er auf der Jagd.
    – Das klingt bedrohlich.
    – Das erwartet man sich doch wohl von einem Forstmeister?
    Tatsache war, dass sie in diesem Moment nicht das geringste Interesse am Forstmeister und seinen Vorhaben hatte. Oder vielleicht empfand sie die Ungewissheit als stimulierend? Dass sie eine Anzahl von Dingen von Janne erwartete, wurde immer deutlicher. Janne, mittlerweile ziemlich verwirrt, stellte sich willig zur Verfügung. Beinahe allzu willig, vielleicht. Aber was konnte er sonst tun?
    Es schien so, als wäre der Schmerz, besonders in dem linken Handgelenk, im Begriff nachzulassen. Das war gut, da er in diesem Augenblick alle seine Sinne für etwas viel Interessanteres brauchte, als den trivialen Schmerz von einem ärgerlicherweise vermutlich gebrochenen Handgelenk zu registrieren. Der nicht viel mit dieser Sache zu tun hatte.
    Für Zweifel blieb kein Platz. Umsichtig löste er ihren dunkelbraunen Ledergürtel mit der schweren Silberschnalle und spürte, dass er bereit war für alles, was nun kommen konnte.
    – Die alte Dame ist jetzt tot. Sie ist vor einer Stunde gestorben. Ihr ist nichts Originelleres eingefallen. Für diesmal. Sie ist tot. Deshalb ist es jetzt still im Haus.
    Und stellen Sie sich vor, wie merkwürdig, die Polizei war gerade hier. Sie suchten nach einem Mann auf einem blauen Fahrrad.
    – Wieso?
    – Ich habe keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Ich habe ihnen gesagt, dass ich nichts von einem solchen Mann auf einem blauen Fahrrad weiß. Das ist die reine Wahrheit. Ich habe

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