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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Hammerschläge zu hören. Er sah niemanden auf den Leitern und Gerüsten hängen.
    Auch an den Stellen, die nur sehr grob bearbeitet waren, spannten sich Brücken und schmale Stege. Also sollte der Berg rundum ausgemeißelt werden. Irgendwann würde eine ununterbrochene Kette von gigantischen Gesichtern die Flanken des Tafelbergs zieren.
    Er knurrte: »Jetzt weiß ich auch, was es mit dem Berg der Gesichter auf sich hat!«
    Einige Male hatte er in Nyrngor und während seiner Wanderung diesen Namen gehört und ihm keinerlei Bedeutung beigemessen. Er ertappte sich bei einem suchenden Blick: Befand sich etwa auch das Gesicht seiner unbekannten Schönen unter den Riesenköpfen? Nein. Schweigend musterte er abermals die unfertigen Züge der etwa sieben weitestgehend fertigen Köpfe. Sie wirkten menschlich und gleichermaßen fremd, vertraut und doch abweisend, arrogant und böse. Mythor glaubte, eine gewisse Ähnlichkeit aller Köpfe festzustellen. An ihnen mussten die unsichtbaren Bildhauer seit vielen Jahren gearbeitet haben. Sicherlich lagen unter dem Schnee am Fuß des Berges große Mengen Steinbrocken und Schutt.
    Vor Mythor wuchs der Berg in die Höhe. Der Ring der Wildländer öffnete sich. Die Krieger bildeten zwei Reihen. Mythor ritt weiter und hielt unmittelbar vor dem Höhleneingang an. Im Gegensatz zu den Gesichtern war der Felsdurchlass ohne Meisterschaft und lieblos aus dem Stein gehauen.
    Der Mann, der das Pferd führte, sagte unter der schützenden Kapuze hervor: »Absteigen! Kommen! Zu Urzuguhr!«
    »Ich werde tun, was du verlangst«, sagte Mythor und schwang sich aus dem Sattel.
    Der Wildländer führte das Pferd weg. Das Tier folgte gehorsam; es schien zu wittern, dass es in guten Händen war. Einige flache Stufen führten in den Höhleneingang hinein. Die Wachen blieben hinter Mythor zurück, aber ihre Waffen waren unverändert auf ihn gerichtet. Als Mythor in das Innere des Gewölbes trat, verstärkte sich die Empfindung des Fremdartigen und Abweisenden.
    Er ging geradeaus. Einige Feuer und Durchbrüche in der Felswand schufen in der ersten Höhle nach dem kurzen Gang verschwimmende Helligkeit. Rechts und links sah Mythor Teile von Gerüsten, Vorratsbehälter und große Steinkrüge, Werkzeuge und allerlei bedeutungslosen Kram; alles war verwahrlost und abgenutzt. Hammerschläge schallten ihm entgegen. Sie kamen von einem Feuer, in dessen Licht einige Männer arbeiteten. Einer hob ein glühendes Stück Metall aus dem Feuer, ein anderer bearbeitete es mit einem Hammer. Der Rauch zog senkrecht nach oben und entwich durch Spalten im Fels und Löcher, die auf das Plateau hinaufführten.
    Eine Stimme hinter Mythor sagte laut: »Mann am Feuer. Ist Urzuguhr. Er mit dir sprechen.«
    »Ist es der Mann mit dem silbernen Bart?«
    »Ja. Mit Bart.«
    Mythor ging, die Arme locker an den Seiten, auf den Mann zu, der neben demjenigen mit dem Eisenhammer stand. Urzuguhr trat zur Seite, hob den Kopf und murmelte etwas Unverständliches zu seinen Gehilfen. Dann kam er mit schnellen, trippelnden Schritten auf Mythor zu, einen langen, kantigen Meißel in den Händen.
    »Wer bist du?« fragte er mit einer Stimme, die nicht zu seinem Körper passte. Sie war abgrundtief und hallend, aber nicht laut. Etwas Unzufriedenes, Ungesundes ging von dieser knarrenden Stimme aus.
    Mythor betrachtete Urzuguhr einen Moment schweigend, dann antwortete er: »Ich bin Mythor. Ich komme aus Nyrngor.«
    Der Herr des Berges der Gesichter war zwei Kopf kleiner als Mythor. Sein ungepflegtes Haar und ein mächtiger, zottiger Bart waren leuchtend silberfarben. Unter buschigen Brauen zwinkerten graue Augen Mythor an. Urzuguhr hatte einen runden Höcker zwischen den Schulterblättern, aber einen breiten Brustkasten. Seine Schultern waren die eines Riesen, die Muskeln an den Oberarmen wanden sich wie Schlangen unter der Haut. Seine Arme hingen bis weit über die Knie herunter. Als er den Meißel fallen ließ und Mythor die rechte Hand entgegenstreckte, sah dieser, dass die Fingerspitzen rund und klobig geformt waren. Er ergriff die Hand, deren Innenfläche hart wie Horn war.
    »Ich schaffe ein gewaltiges Denkmal zu Ehren des Lichtboten«, erläuterte Urzuguhr. »Du sollst mein Gehilfe werden.«
    Mythor antwortete dem Verwachsenen: »Für die nächste Zeit mag das gelten.«
    »Wir werden sehen. Such dir einen Platz in den drei Höhlen, an dem du schlafen und wohnen kannst!«
    »Du meinst«, fragte Mythor und sah sich überlegend in der Höhle um, »dass

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