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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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dringend allein sein. Solange Libby Holden sich in seiner Nähe aufhielt, würde er seine Unruhe nicht loswerden.
    Schließlich wusste er noch nicht einmal, wie lange er in Gefangenschaft gewesen war. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Er stand auf und durchquerte sein Schlafzimmer im Dunkeln. Als er seinen Streifzug durch den Dschungel begonnen hatte, hatte er seine Uhr abgelegt. Aber die Batterie musste noch funktionieren. So konnte er das Datum
    herausbekommen.
    Die Uhr lag in der obersten Schublade seiner Kommode. Er drückte auf den Knopf an der Seite und starrte ungläubig auf das beleuchtete Zifferblatt. Der sechzehnte Januar. Am ersten Oktober war er nach Ghost Island geflogen. Über drei Monate hatte er sich dort aufgehalten!
    Er legte die Uhr zurück in die Schublade und atmete tief durch. Drei Monate seines Lebens hatte er gefesselt und im Drogennebel verschwendet. Wie sollte er damit fertig werden?
    Und was noch wichtiger war, was sollte er mit seinem ungebetenen Gast anfangen? Im Grunde hatte er sie zwei Mal entführt. Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte. Er hatte nur seinem Instinkt gehorcht, als er sie aus der Festung entführte.
    Als sie beim Flugzeug angekommen waren, wusste er ja längst, dass es für sie den Tod bedeutet hätte, wenn er sie Hunnicutts Bluthunden überlassen würde.
    Aber jetzt musste er sie loswerden. Sein Kiefer schmerzte immer noch von der Ohrfeige, die sie ihm verpasst hatte. Sie war stärker, als er vermutet hatte. Außerdem hatte er gehofft, dass sie sich nach dem Duschen und einer kleinen Mahlzeit beruhigen würde. Aber sie strafte ihn weiterhin mit Schweigen. Für eine Frau aus der Stadt war sie sehr robust und widerstandsfähig.
    Schließlich war sie ins Bett gegangen, während er unter der Dusche stand. Ganz offensichtlich versteckte sie sich vor ihm.
    Er hatte heute Nacht nicht mehr die Kraft, diesen Kampf aufzunehmen.
    Stunden später war er immer noch nicht eingeschlafen.
    Immerzu musste er an sie denken. An ihr ermüdendes
    Geschnatter, als sie durch den Dschungel marschierten. Über ihr wütendes Schweigen. An ihren schmalen, bewegungslosen Körper unter seinem. Und daran, dass sie den schnellen und armseligen Akt in der Grotte für den besten Sex ihres Lebens hielt. Ihr Bild verfolgte ihn. Der verwirrte Blick, aus dem Verwundbarkeit sprach, als er sie geküsst hatte, die vorgespielte Tapferkeit, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Ihre Angst, nachdem sie von Alfs Plänen gehört hatte, ihre Wut, als er seine ersten Worte an sie gerichtet hatte.
    Er musste sie loswerden, und zwar so schnell wie möglich.
    Sie war entschieden zu weit in sein Leben eingedrungen. Er sehnte sich verzweifelt danach, sein altes Leben wieder aufnehmen zu können.
    Er wälzte sich im Bett herum und fuhr mit der Hand durch sein langes Haar. Immerhin war es jetzt sauber und glatt, genau wie sein Gesicht. Den Bart hatte er abrasiert. Wie sie wohl reagieren würde, wenn sie ihn sah? Wahrscheinlich mit kompletter Missbilligung.
    Der Lärm schreckte ihn hoch. Obwohl es mitten in der Nacht war, hatte er ein feines Gehör für die Geräusche um sich herum. Er vernahm das kratzende Geräusch eines Stuhls, der zur Seite geschoben wurde. Die Tür zum Gästezimmer öffnete sich. Leise schlichen ihre Füße über den Boden. Er hielt den Atem an, um kurz darauf enttäuscht auszuatmen. Sie kam nicht in sein Schlafzimmer, sondern ging in das Wohnzimmer und dann zur Haustür.
    Sekunden später stand er neben ihr. "Ich dachte, du willst abhauen", erklärte er sein plötzliches Auftauchen. Aber sie musste ihn ebenfalls gehört haben, denn sie saß im
    Wohnzimmer, hatte eine Kerze angezündet und starrte gebannt auf das Foto, das sie in der Hand hielt.
    Er spürte, wie der vertraute Schutzwall, den er um sich herum aufgebaut hatte, in sich zusammenbrach. Am liebsten wäre er ins Schlafzimmer zurückgelaufen, anstatt auf ihre Fragen zu antworten.
    Aber sie stellte keine Fragen. Sie sprach immer noch nicht mit ihm. Das machte ihn schier verrückt. Er musste ihr seine Herkunft erläutern, es gab keinen Ausweg.
    "Das ist ein Foto von meiner Familie", sagte er mit rauer Stimme. Manchmal fragte er sich, ob er jemals wieder normal sprechen würde. "Das letzte, das aufgenommen wurde."
    Sie reagierte nicht, behielt aber das Bild in ihren Händen und betrachtete es intensiv, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er kannte es ganz genau. Seine Tante hatte es ihm gegeben. Als er siebzehn gewesen war. Als

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