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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Nur ein oder zwei Sätze, um ihm zu sagen, dass sie die Insel so schnell wie möglich verlassen wollte. Ohne ihn.
    Aus purer Boshaftigkeit ließ sie die Dusche laufen, während sie vor dem beschlagenen Spiegel stand. Sie wischte den Wasserdampf ab und betrachtete ihr Spiegelbild. Natürlich war sie sonnengebräunt. Ihr kurzes, lockiges Haar umrahmte ihr Gesicht. Unglücklicherweise wirkte sie nicht wie eine im tiefsten Innern verletzte Eisprinzessin, die stolz den letzten Rest ihrer Würde bewahrte. Rotwangig sah sie aus und beleidigt und schrecklich gesund.
    Er saß in der Küche, als sie schließlich wieder auftauchte.
    Eine Öllampe beleuchtete den Raum. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Essen, der auf sie wartete.
    "Ich hab schon mal ohne dich angefangen, nachdem es so aussah, als würdest du länger brauchen", sagte er. "Ist noch heißes Wasser da?"
    Sie setzte sich, ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken. Pfirsiche aus der Dose, Tunfisch und Kräcker. Aber sie weigerte sich zuzugreifen, solange er am Tisch saß.
    Schließlich stand er auf, grunzte ärgerlich und ging in Richtung Badezimmer. "Glaub nicht, dass ich das lange mitmache", warnte er sie. "Wenn ich aus der Dusche komme, werden wir uns ausführlich unterhalten, ob es dir gefällt oder nicht. Hast du mich richtig verstanden?"
    Wie unbeteiligt nahm sie die Gabel in die Hand und begann zu essen. Geräuschvoll schlug er die Badezimmertür hinter sich zu.
    Er hatte nicht gelogen. Im Gästezimmer konnte sie sich die ganze Nacht verbarrikadieren. Es war klein, spartanisch eingerichtet, mit einem engen, eisernen Bett, einer durchgelegenen Matratze und einem Moskitonetz. Immer noch besser, als auf dem Boden zu schlafen.
    Solange er unter der Dusche stand, konnte sie einen Erkundungsgang durch das Haus wagen. Sein Schlafzimmer lag auf der Rückseite des Hauses. Die Terrassentüren führten wahrscheinlich auf eine kleine Lichtung hinter dem Haus, aber sie wollte nicht nachsehen. Das Bett war groß, ebenfalls mit Moskitonetz. Im Zimmer stand noch eine Kommode, ein Tisch und ein paar Stühle. Überall lagen Bücher herum, auf dem Nachttisch, auf dem Fußboden, auf der Kommode. Sonst konnte sie nichts entdecken.
    Schließlich entdeckte sie ein Arbeitszimmer, das noch mehr Bücher, einen Schreibtisch und einen Laptop enthielt. Beim Anblick des Computers fühlte Libby sich erleichtert.
    Sie ging zum Schreibtisch hinüber, um nachzusehen, ob er ein Modem besaß. Erschrocken stellte sie fest, der Computer in seinem Arbeitszimmer war der gleiche wie derjenige, den sie zurückgelassen hatte. Ich sollte ihn als Belohnung dafür verlangen, dass ich ihm das Leben gerettet habe, dachte sie.
    Sofort fiel ihr ein, dass er im Gegenzug auch ihr das Leben gerettet hatte. Und es war schon schlimm genug, seine Kleidung zu tragen. Noch viel intimer wäre es, seinen Computer zu benutzen.
    Das Rauschen der Dusche war verstummt. Aber sie war nicht bereit zu einem Gespräch. Sie fühlte sich müde und angegriffen und verunsichert. Außerdem war sie sich keineswegs sicher, dass sie ihre Verweigerung noch lange aufrechterhalten konnte, wenn er ernsthaft mit ihr sprach.
    Früher oder später würde sie natürlich mit ihm sprechen müssen, das war klar. Aber sie brauchte Zeit, bis sie dazu bereit war. Und in der Zwischenzeit war Rückzug die beste Verteidigung.
    Sie schloss die Tür des Gästezimmers hinter sich, schob einen Stuhl unter die Klinke und legte sich endlich ins Bett.
    Die Federn der Matratze kreischten unter ihrem Gewicht. Die Nachtluft wehte kühl in ihr Zimmer. Sie konnte hören, wie er sich in der Küche zu scharfen machte, und hielt den Atem an.
    Insgeheim erwartete sie, dass er an die Tür klopfte, an der Klinke rüttelte und verlangte, dass sie hinauskam und mit ihm redete. Es wäre ihr eine Freude gewesen, ihm mit Schweigen zu antworten.
    Aber er ließ sie in Ruhe. Die Geräusche wurden leiser und verschwanden, bis sie nur noch das Gezwitscher der
    Nachtvögel hören konnte.
    Libby blies die Kerze auf ihrem Nachttisch aus. Dann zog sie die Decke über den Kopf, drehte sich herum und dankte Gott, dass sie in diesem engen, unbequemen Bett allein lag.

12. KAPITEL
    Eigentlich sollte ich in besserer Stimmung sein, dachte John.
    Schließlich befand er sich endlich wieder an dem Ort, den er um ein Haar nie wieder gesehen hätte. Genüsslich streckte er sich auf seinem Bett aus. Es war seit Monaten das erste Bett, in dem er lag. Und doch plagte ihn die Unruhe. Er musste

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