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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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betrachtete jedes eingehend.
    »Wie machst du das nur?«, fragte sie. »Du hast uns alle genau getroffen. Also, allein das hier.«
    Sie zog eine Skizze von Gunnar heraus, die ich direkt nach seinem Krafttraining draußen gemacht hatte. Jeder Muskel, jede Sehne trat in der Sonne hervor. Die Narbe an seiner Oberlippe. Das Spinnennetz-Tattoo an seinem Hals. Das war eine von meinen wirklich guten spontanen Zeichnungen, muss ich dazu sagen.
    »Das ist das beste Bild von ihm, das ich je gesehen habe«, sagte sie. »Ich meine, es ist besser als ein Foto. Es ist einfach … das ist er, wie er leibt und lebt. Wie kriegst du das hin?«
    Ich wusste keine Antwort darauf. Sie konnte ihren Blick nicht von der Zeichnung lösen. Nachdem sie das Blatt schließlich abgelegt hatte, blätterte sie noch ein bisschen weiter und zog dann ein Porträt von Amelia heraus. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es in diesem Stapel lag.
    Es drängte mich, es ihr abzunehmen. Es ihr sofort aus der Hand zu reißen. Doch gleich darauf wurde mir klar, wie albern das wäre. Es war doch nur Gekritzel auf einem Stück Papier. Ein schwaches Abbild von jemandem, den ich nie wiedersehen würde. Den ich für immer verloren hatte.
    Sie betrachtete die Zeichnung lange.
    »Das ist sie«, sagte sie. »Das Mädchen, das du liebst.«
    Ich nickte.
    »Es tut weh, nicht? Etwas so sehr zu begehren.«
    Sie sah mich an. Ihre Haare wie immer das totale Chaos. Das eine Augenlid schwerer als das andere.
    »Erinnerst du dich an das Bild von dem Löwen, das ich gemalt habe? Das Julian aufgehängt hat?«
    Ich erinnerte mich. Dieses Bild war wahrscheinlich ihr bestes, denn sie hatte den Löwen weder als süßes Plüschtier dargestellt, wie so manche Leute, noch als stolze edle Katze. Er sah struppig und halb verhungert aus. Ein Löwe, der einem von jetzt auf gleich den Kopf abreißen konnte.
    »Als ich von den Drogen runter war … Also, ich hab zwar einen Entzug gemacht, aber ich wusste, dass es nicht völlig vorbei war. Bei Julian hört es sich immer so an, als wäre ich von heute auf morgen clean geworden, und dann hätten Gunnar und ich uns ihm und Ramona angeschlossen, und seitdem ist alles nur noch eine einzige Party, aber er versteht nicht, wie schwer es ist. Er weiß nicht, was das für ein Gefühl ist, wenn die Versuchung dort draußen lauert, die ganze Zeit, und nur darauf wartet, dass man ihr nachgibt.«
    Sie legte die Zeichnung hin.
    »Hast du schon mal zwei Löwen beim Sex gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Abwartend.
    »Das ist brutal. Es ist gefährlich. Fühlt sich bestimmt gut an, aber zugleich könnte man in Stücke gerissen werden.«
    Ich blickte auf ihre Lippen, während sie sprach.
    »Stell dir vor, dass ein Löwe dich zu sehr liebt. Dass er dich zu sehr begehrt. Das meine ich. So wäre das.«
    Sie beugte sich vor und legte mir eine Hand an die Kehle.
    »Was geht in dir vor? Was hindert dich daran, mit mir zu sprechen?«
    Ich schluckte, spürte ihre kühlen Finger an meinem Hals. Ich schloss die Augen.
    »Zeig es mir. Versuch, mit mir zu sprechen.«
    Ich kann das nicht, dachte ich. Ich habe es so sehr für Amelia versucht und konnte es nicht. Nicht mal für sie.
    Ich schob ihre Hand weg und stand auf. Gleich darauf war sie hinter mir, so nahe, dass ich ihren Atem in meinem Nacken spürte.
    »Wie heißt sie?«, flüsterte sie. »Sag mir, wie das Mädchen heißt.«
    Als ich mich umdrehte, küsste sie mich. Sie unterschied sich in jeder Hinsicht von Amelia, sie war ein ganz anderes Wesen. Eigentlich mir ähnlicher, gebrochen und fertig, aber sie war hier und hatte die Arme um mich gelegt, und ich spürte den Herzschlag in ihrer Brust. Als sie sich auszog … wirkte ihr Körper noch nackter als Amelias. Bleicher und verletzlicher. Ich sah die Tätowierungen, die Gunnar ihr gestochen hatte. Ein chinesisches Schriftzeichen auf dem linken Schulterblatt, eine schwarze Rose am rechten Fußknöchel und dann noch Gunnars Name, nicht dick und fett, sondern so klein, dass ich ihn kaum lesen konnte, und zwar über ihrem Steißbein. Er hatte ihr sein Brandzeichen verpasst, um sie ganz für sich zu beanspruchen, und doch war sie jetzt hier bei mir in meinem kleinen geborgten Hinterhofapartment an einem späten Nachmittag, und ich merkte kaum, was ich da tat. Es war schön und auch wieder nicht, und es war viel zu schnell vorbei. Als wir hinterher zusammenlagen, hörte ich ein leises Piepen unter meinem Bett.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte sie.
    Ich stand

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