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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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auf und zog den Schuhkarton hervor. Wieder ein Anruf von meinem guten Freund vom FBI ? Genau das, was ich jetzt brauchte.
    Nein. Das war etwas Ernstes.
    »Wer ist das?«, wollte sie wissen und lugte in den Karton. »Wer piept dich da an?«
    Ich nahm den roten Pager heraus.
    Mein Herr ruft mich, sagte ich in Gedanken zu ihr. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, ich muss hechelnd zu ihm laufen, den ganzen weiten Weg.

[home]
    Kapitel einundzwanzig
    Michigan
Juli 1999
    A ls ich am nächsten Tag zum Haus der Marshs kam, sah ich den Wagen in der Einfahrt. Dieselbe lange, schwarze Limousine. Es saß niemand darin, aber ich hörte den Motor in der Hitze ticken. Sie waren noch nicht lange da.
    Ich ging zur Haustür und klopfte an. Jemand rief mich von drinnen herein. Schon von der Tür aus sah ich die drei Männer im Wohnzimmer, dieselben drei Männer. Sie schienen sich dort inzwischen wie zu Hause zu fühlen. Der Mann mit dem schlammbraunen Anglerhut stand auf der einen Seite des Aquariums, der Große mit dem Schnurrbart, der nicht so richtig zu seinem Gesicht passte, auf der anderen.
    Der dritte Mann, der mit dem Schlafzimmerblick, der ihn so träge wirken ließ, saß gemütlich auf der Couch.
    »Du bist spät dran«, sagte er. »Sie warten schon auf dich. Im Büro.«
    Die anderen beiden starrten mich an. Ich fragte mich, was hier eigentlich los war. Und wo Amelia steckte.
    »Heute noch wäre nett«, sagte Schlafzimmerblick.
    Ich machte ein paar Schritte und blieb an der Treppe stehen. Amelias Tür war zu.
    »Hey!«, rief Schlafzimmerblick. »Bist du taub oder was? Schieb deinen Arsch sofort da rein.«
    Anglerhut und Walrossschnurrbart fanden das offenbar komisch. Schlafzimmerblick zeigte mit dem Finger auf sie und sagte etwas, aber ich hörte es nicht mehr. Ich ging zum Büro und trat ein.
    Mr. Marsh saß wie üblich in seinem Sessel und ihm gegenüber, auf dem Besucherstuhl, ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Er trug einen grauen Anzug mit weißem Hemd und roter Krawatte. Seine Haare und seine Augenbrauen waren schwarz, und sein Gesicht hatte etwas Rauhes, Sandpapierartiges. Er rauchte eine lange Zigarette.
    »Da bist du ja«, sagte Mr. Marsh. »Komm rein, setz dich!«
    Er sprang auf, um den zweiten Besucherstuhl heranzuziehen.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen. Das ist, äh …«
    Alles stand still in diesem Augenblick. Der Mann mit der Zigarette sah Mr. Marsh an. Mr. Marsh fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe.
    »Das ist auch ein Geschäftspartner von mir«, sagte er. »Setz dich, bitte. Wir möchten, äh, etwas mit dir besprechen.«
    Ich setzte mich. Mr. Marsh nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Du bist also der junge Michael«, sagte der Mann mit der Zigarette. »Ich habe schon viel von dir gehört.«
    »Nur Gutes«, sagte Mr. Marsh. »Nur lauter Gutes.«
    Der Mann mit der Zigarette zog eine Augenbraue hoch, vielleicht drei Millimeter. Mr. Marsh hob entschuldigend die Hände und hielt dann erst mal die Klappe.
    »Wie ich höre, hast du gestern Mr. G. besucht, und das Ergebnis dieses ersten Treffens war offenbar nicht sehr zufriedenstellend.«
    Ich saß da und sah ihn an.
    »Würdest du dieser Einschätzung zustimmen?«
    Ich nickte.
    Er beugte sich vor, hielt die Zigarette zwischen zwei Finger geklemmt und achtete darauf, keine Asche auf seine Hose zu streuen. Ich roch die Zigarette und sein Aftershave. Ein teurer, exotischer Duft, den ich nie vergessen sollte.
    »Du sprichst nicht«, stellte er fest.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Überhaupt nicht.«
    Ich bestätigte das.
    Er lehnte sich zurück. »Okay. Das ist etwas, das ich zu schätzen weiß. Ich wäre sogar froh, wenn du diese Gabe an andere weiterreichen könntest.«
    Er sah Mr. Marsh nicht an dabei. Das war nicht nötig.
    »Norman hier hat mir erzählt, dass du in sein Haus eingebrochen bist. Stimmt das?«
    Ich nickte.
    »Er sagt, dass du dich geweigert hast, deine Komplizen zu verraten.«
    Ich nickte erneut.
    »Du bist ein patenter Kerl, Michael. Du hörst dich an wie einer, dem ich vertrauen könnte.«
    Ich sah Mr. Marsh an, der lächelte und nickte. Seine Hände hatte er krampfhaft vor sich verschränkt.
    »Außer was die Sache mit den Schlössern angeht«, sagte der Mann. »Ich wurde nämlich zu der Annahme geführt, dass du
alles
aufbekommst. Daher meine Enttäuschung, als ich Mr. G’s Bericht hörte.«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich

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