Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
Transportmitteln. Der Fahrer fuhr weiter. Ich entspannte mich immer noch nicht, denn jedes Mal, wenn eine Stimme durch das Rauschen im Funkgerät drang, dachte ich, dass jetzt die Suchmeldung durchgegeben wurde. Vielleicht als spezieller Code, den ich nicht erkennen würde, den der Fahrer aber verstand. Code 99 oder weiß der Geier was, und das hieß dann: Achten Sie auf eine flüchtige Person. Antworten Sie mit dem entsprechenden Code, falls der Flüchtige sich in Ihrem Taxi befindet. Die Polizei wird eine Straßensperre für Sie errichten.
    Es kam aber kein Code. Der Fahrer brachte mich bis nach New York und summte dabei die ganze Zeit eine Melodie vor sich hin. Ich nahm wieder einen Zettel von ihm und schrieb eine Adresse auf, die ein paar Blocks vom Restaurant entfernt lag. Besser ihm nicht verraten, wo ich genau hinwollte. Eine Vorsichtsmaßnahme für alle Fälle.
    Der Fahrpreis betrug am Ende 150  Dollar, einschließlich Trinkgeld. Der Mann dankte mir und riet mir, schnell hineinzugehen, weil es zu kalt sei, um ohne Jacke draußen herumzulaufen wie ein Dummkopf. Er schien noch ein paar andere Sachen sagen zu wollen, aber ich tippte mir an meinen nicht vorhandenen Hut und ging davon.
    Als er weg war, lief ich die Straße hinunter, bog um die Ecke und sah das Restaurant. Die Lichter leuchteten in der Dunkelheit. Gäste standen an der Theke an, sogar so spät am Abend noch. Ich nahm den Seiteneingang und stieg die Treppe hinauf in mein kleines Zimmer.
    Dort, in dem Schuhkarton, piepte der weiße Pager.

[home]
    Kapitel neun
    Michigan
Juni 1999
    L etzter Schultag. Ich hatte natürlich noch ein Jahr vor mir, aber es war trotzdem ein großer Tag für mich. Griffin würde nach Wisconsin auf die Kunstakademie gehen. Nicht weit weg genug für seinen Geschmack, doch er hatte offenbar keine großen Wahlmöglichkeiten. Ich war nicht sicher, wie gut ich ohne ihn zurechtkommen würde. Immerhin nahm mich Mr. Martie beiseite und sagte, dass ein paar der Kunsthochschulen sich nach mir erkundigt hätten. Man hatte einige meiner Sachen auf der bezirksweiten Mappenausstellung gesehen, und meine »besonderen Umstände« machten ebenfalls Eindruck. War wahrscheinlich gut fürs Image, schätzte ich. Der Wunderjunge, durch die Kunst geheilt.
    »Das könnte genau dein Ding sein«, sagte er. Dann: »Du weißt, was mit dir auf der Kunsthochschule passiert?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was sie mit der guten Technik machen, die du von Natur aus mitbringst? Deinem Auge fürs Detail? Sie prügeln es aus dir heraus. Sie werden sich davon so bedroht fühlen, dass sie dich am Ende dazu bringen, Farbe auf eine Leinwand zu schütten wie ein Affe. Wenn du dann deinen Abschluss machst, ist das Einzige, wozu du fähig bist, Kunstunterricht an einer Highschool zu geben.«
    Okay, dachte ich. Schön, dass er sich für mich freut.
    »Der Vorteil ist, dass du wahrscheinlich jede Menge Sex haben wirst.«
    Ich nickte ihm zu und hob den Daumen. Er klopfte mir auf die Schulter, dann ließ er mich allein.
    Den Rest des Tages dachte ich darüber nach. Vielleicht würde ich bei Griffin in Wisconsin landen. Oder an sonst irgendeiner Kunstakademie, ganz egal, Hauptsache, weg von hier. Ich hatte so ein Gefühl in der Brust, so einen heliumartigen Auftrieb, den ich noch nie verspürt hatte. Als die Schule aus war und ein langer Sommer sich vor uns erstreckte, überlegte ich, was der Abend wohl bringen würde. Es gab natürlich verschiedene Partys. Auch wenn ich kein großer Partylöwe war, wie Sie sich vorstellen können, wusste ich doch, dass Griffin und die anderen Kunstschüler an diesem Abend irgendetwas unternehmen würden.
    Wir hatten verabredet, dass er mich gleich nach dem Abendessen beim Schnapsladen abholen würde. Ich wartete draußen, als er in seinem roten Chevy Nova mit den karierten Sitzen ankam. Sobald er ausstieg, zeigte ich auf mich und mimte Autofahren.
    »Nein, ich fahre.« Er warf einen Blick auf Onkel Litos alten Grand Marquis. »Komm, steig ein.«
    Ich zeigte auf ihn, machte eine Trinkbewegung, ließ beide Hände um die Ohren kreisen und spielte jemanden, der wie ein Irrer fuhr. Da kapierte er, worum es ging. So stiegen wir schließlich in den Grand Marquis. Der war natürlich das Nonplusultra an Stil mit seiner zweifarbigen Lackierung, hellbraun und dunkelbraun. Große Delle in der hinteren Stoßstange. Etwas über hundertfünfzigtausend drauf und roch wie eine Zigarrenfabrik. Die einzig standesgemäße Art, an einem letzten Schultag in

Weitere Kostenlose Bücher