Der Mann aus dem Safe
jeden, der hineinwollte.«
Nichts über die Sicherheitsnadel, dachte ich. Oder den Schraubendreher. Die Polizei hatte mir beides bei der Festnahme abgenommen, doch es war ihr offenbar nicht in den Sinn gekommen, dass ich damit das Schloss geöffnet haben könnte.
»Ein großes Aquarium im Wohnzimmer wurde zerschmettert, anscheinend mit einem Kamin-Schürhaken. Das führte zu einem beträchtlichen Wasserschaden an Teppichen und Möbeln. Die Fische selbst allerdings wurden unbeschadet in der Küchenspüle gefunden. Ich nehme an, du hast also, hm, das Aquarium zerstört, und dann taten dir die Fische leid? Oder ist das Ganze nur ein Unfall gewesen?«
Ich spürte regelrecht, wie Onkel Lito mich mit seinem Blick durchbohrte.
»Ein großes Spruchband wurde in Adam Marshs Zimmer aufgehängt. Irgendetwas in dem Sinn, dass die Milford Highschool andere in den Hintern tritt. Darüber hinaus gab es keinen weiteren Schaden, und es wurde nichts als gestohlen gemeldet.«
»Dann ist es also kein Einbruch«, sagte Onkel Lito. »Ich meine, wenn nichts gestohlen wurde …«
»Wenn man gesetzwidrig in jemandes Haus eindringt, um eine Straftat zu begehen, ist das rechtlich dennoch als Einbruch zu betrachten.«
»Aber nicht so schlimm?«
»Es ist trotzdem eine schwere Straftat. Falls sie kein Auge zudrücken.«
Ich spürte Onkel Litos Hand auf meinem Arm. »Michael, wer war bei dir? Wir brauchen jetzt die Namen. Wir sagen dem Richter, dass sie dich dazu gezwungen haben. So war es doch, oder? Dieser große Typ, von dem die Polizei redet, war der es? Brian … wie heißt er?«
»Brian Hauser«, sagte sie.
»Brian Hauser. War er es? Hat er dich dazu angestiftet?«
»Genau genommen«, sagte die Anwältin, »bin ich gar nicht so sicher, ob wir im Moment eine klare Antwort darauf brauchen.«
»Wie bitte?«, rief Onkel Lito. »Wieso das denn nicht?«
»Ob er daran beteiligt war oder nicht – sagen wir mal, wenn wir die Frage offenlassen, könnte sich das zu unseren Gunsten auswirken.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Dann erkläre ich’s Ihnen.« Sie legte ihren Block ab. »Ich habe heute Morgen schon mit dem Staatsanwalt telefoniert. Als Erstes haben wir über meine Bedenken hinsichtlich des Vorgehens der Polizei bei Michaels Festnahme gesprochen, auch in Anbetracht dessen, wie lange es gedauert hat, bis Sie, sein Erziehungsberechtigter, verständigt wurden. Selbst wenn man den Beamten das kleine ›Missverständnis‹ zugutehält, macht ihr Verhalten insgesamt keinen guten Eindruck. Schon gar nicht, da es um einen Minderjährigen geht.«
»Und was heißt das?«, sagte Onkel Lito. »Genügt das, um ihn herauszupauken?«
»Von ›Herauspauken‹ kann keine Rede sein, nein, aber zusammen mit ihrem anderen Problem eröffnet uns das eine gute Chance auf einige Milde seitens des Gerichts.«
»Was ist ihr anderes Problem?«
»Brian Hauser. Sehen Sie, auch ohne Aussage von Michael war die Polizei schon bei ihm zu Hause. Wie gesagt, einfach aufgrund der Zeugenangaben und des persönlichen Hintergrunds. Vielleicht hat man auch schon mit der Familie Marsh gesprochen und deren Ansichten gehört. Will sagen, die Polizei hat ziemlich übereilt gehandelt.«
»Wieso ist das ein Problem?«
»Wussten Sie, dass Brian Hausers Vater ein Polizist im Dienst des Staates Michigan ist?«
»Nein. Spielt das eine Rolle?«
»Mr. Hauser behauptet, dass Brian den ganzen Abend zu Hause auf seiner eigenen Party war. Dass er nie das Grundstück verlassen hat.«
»Er deckt seinen Sohn, ist doch klar. Das würde jeder Vater tun, meinen Sie nicht?«
»Kann schon sein, wäre sicher nicht das erste Mal. Aber betrachten Sie das Ganze von deren Standpunkt aus. Da ist ein Staatspolizist, der aussagt, dass sein Sohn nicht daran beteiligt gewesen sein kann.«
»Und was bedeutet das jetzt für uns?«
»Es bedeutet, dass niemandem viel daran liegt, diesem Fall weiter nachzugehen. Der Staatsanwalt will sich nicht mal damit befassen.«
»Dann geben Sie Mike ein Blatt Papier. Er soll uns die Namen jetzt sofort aufschreiben.«
Sie zögerte. »Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Michael wird auf jeden Fall wegen irgendetwas verurteilt werden, ob er die anderen Jugendlichen mit hineinzieht oder nicht. Wenn er die Tat allein auf sich nimmt, macht er allen das Leben leichter.«
»Er soll es also allein ausbaden, wollen Sie das damit sagen?«
»Ich will sagen … in Anbetracht der Interessen der beteiligten Parteien … ganz zu schweigen von den besonderen
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