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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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in dem Scheißding schwimmen?«
    Ich stand da, während sie in die Gegend blickte, den Kopf schüttelte und endlich zur Sache kam.
    »Also, was ist, redest du heute oder nicht?«
    Ich stieß den Spaten in die Erde, so dass er von allein stand.
    »Ich fall nicht auf deine Show rein, okay? Ich weiß, dass du reden kannst, wenn du willst. Also los, sag etwas.«
    Ich griff in meine hintere Jeanstasche und holte Block und Bleistift heraus. Sie denken vermutlich, dass es für mich ganz normal war, jederzeit was zum Schreiben dabeizuhaben. Aber ganz ehrlich, ich hatte es damals kaum und habe es heute immer noch nicht. Ich schreibe Leuten einfach nicht gern improvisierte Zettel als Ersatz für eine Unterhaltung.
Es tut mir leid, ich kann nicht sprechen, deshalb schreibe ich, was ich Ihnen zu sagen habe, hier auf diesen praktischen Block, den ich für solche Gelegenheiten immer bei mir trage! Danke für Ihre Geduld und dass Sie mit ratloser Miene dabeistehen und abwarten, bis ich alles schön aufgeschrieben habe, damit Sie es anschließend lesen und so tun können, als würden wir wie zwei normale Menschen miteinander kommunizieren.
    Zur Hölle damit.
    Doch an dem Tag war es anders. Ich hatte den Block in der Tasche für den Fall, dass genau diese Situation auftrat. Ich klappte ihn auf und begann zu schreiben.
    Ich kann wirklich nicht sprechen. Ich schwör’s dir. Ehrlich.
    Dann reichte ich ihr den Block. Sie las schnell und streckte die Hand nach dem Stift aus. Was natürlich Blödsinn war, denn es genügte ja, wenn die Schreiberei eine einseitige Sache blieb. Ich gab ihn ihr trotzdem.
    Sie stützte den Notizblock auf ihrem Oberschenkel ab und schrieb.
    »Amelia!«
    Ein Ruf vom Haus, der sie beim Schreiben unterbrach, während ich gerade in den Anblick ihrer nach vorn fallenden Haare vertieft war. Mr. Marsh zweifellos, der herausstürmte, um mich mal wieder zu verwarnen.
    Aber nein, es war eine jüngere Stimme. Ein Typ kam auf uns zu, etwa in unserem Alter, in einer engen chinesischen Jacke und weiten Hosen. Absurd warm für dieses Wetter. Lange Haare, die hinten zusammengebunden waren, aber nicht zu einem einfachen Pferdeschwanz, wohlgemerkt, sondern irgendwie mit mehreren Bändern umwickelt, dass es wie ein Zopf aussah. Selbstzufriedene Klugscheißerfresse. Ein totaler Lackaffe, das sah ich auf den ersten Blick. Auf den zweiten kam die erschütternde Erkenntnis, als hätte mich ein Pferd in den Magen getreten, dass er Amelias Freund war.
    »Was machst du denn hier hinten?«, wollte er wissen. »Sollst du dich nicht von dem Kriminellen fernhalten?« Keine echte Besorgnis in seinem Ton, vielmehr eine doppelte Beleidigung in meine Richtung, dass ich zwar ein Krimineller war, aber keiner, den man ernst zu nehmen brauchte. Ich kämpfte bereits gegen den Drang an, ihm den Spaten ins Gesicht zu hauen.
    »Ich wollte ihn nur etwas fragen«, sagte Amelia. »Ich dachte, du wärst in der Galerie.«
    »Da war’s mir heute zu langweilig. Ist jemand zu Hause?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, mein Vater ist weggefahren.«
    »Tatsächlich?«
    »Komm bloß nicht auf Ideen. Er kann jede Minute wieder hier sein.«
    »Sein Auto ist laut genug. Wir hören ihn rechtzeitig.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, Zeke …«
    Die Unterhaltung geriet ins Stocken. Dieser intime Wortwechsel, den mit anzuhören ich gezwungen war, und dann obendrein dieser absolut lächerliche Name. Zeke!
    »Komm«, sagte er. »Überlass den Missetäter seiner Zwangsarbeit.«
    »Er heißt Michael.«
    »Mir doch egal.«
    Sie zerknüllte das Blatt, das sie beschrieben hatte, und warf es mir zu. Dann ging sie mit ihm davon. Einmal blickte sie noch über die Schulter zu mir zurück, bis Zeke seine Hand knapp über ihren Po legte. Als sie weg waren, hob ich den Zettel auf. Sie hatte meine Worte durchgestrichen und daruntergeschrieben:
Wann hast du es zum letzten Mal versucht?
     
    Das war ein harter Tag. Ehrlich. Ich meine, auch abgesehen davon, dass mir die Hände und der Rücken weh taten und ich kurz vorm Hitzschlag war. Ich hob für einen reichen Mann einen Swimmingpool aus und arbeitete wie ein Sklave im Garten einer Villa, wie ich sie nie bewohnen würde. Und Amelia … Schmerzen auch da. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, zu ihr durchzudringen. Ihr zu zeigen, dass ich kein Krimineller war. Oder ein komischer Vogel.
    Es gibt nur einen Weg, dachte ich. Ich muss etwas für sie zeichnen. Egal, wie viel Mühe es mich kostet, es ist meine einzige Chance.
    Irgendwie

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