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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Sicherheitsnadel hatte ich drei Minuten gebraucht. Mit diesen tollen Werkzeugen – Mann, das würde nicht mehr als dreißig Sekunden dauern.
    »Er scheint zu wissen, was er tut«, sagte Mr. Marsh. »Meinen Sie nicht …«
    »Nie im verdammten Leben«, sagte der Schlosser. Er lächelte jetzt nicht mehr. »Das garantiere ich Ihnen.«
    Ich drückte den letzten Stift, ging vorsichtig zum fünften über. Mit dem guten Spanner war es sehr viel einfacher, den letzten Stift in Position zu halten. Ich spürte dieses befriedigende leise Klicken bei jedem Stift, während ich mich nach vorn arbeitete. Ich hatte es halb geschafft, das merkte ich. Da es Pilzkopfstifte waren, musste ich sie alle noch einmal durchgehen. Nur ein paar winzig kleine Metallteilchen standen mir noch im Weg. Sechs kleine Nuten an sechs kleinen Stiften, dann würde sich das Schloss frei drehen.
    Die beiden Männer waren jetzt sehr schweigsam. Ich arbeitete mich erneut durch die Stifte, von hinten nach vorn. Ich wollte gerade den letzten setzen, als mich etwas innehalten ließ.
    Denk mal nach, sagte ich mir. Willst du diesen Typen wirklich beweisen, dass du nach Lust und Laune in dieses Haus einbrechen kannst? In jedes beliebige Haus? Soll das wirklich jeder wissen?
    »War’s das?«, fragte Mr. Marsh. »Gibst du schon auf?«
    »Genug herumgespielt«, sagte der Schlossexperte mit einem höhnischen Grinsen. »Merk dir das fürs nächste Mal, wenn du mal wieder das Maul aufreißt.«
    So etwas sollte man nicht zu mir sagen, dachte ich. Ich sah dem Schlosser in die Augen, als ich den letzten Stift setzte. Ich drehte den Knauf, öffnete die Tür und gab ihm sein Werkzeug zurück.
    Dann zog ich meine Handschuhe an und ging in den Garten, um mit dem Graben anzufangen.
     
    Ich hörte die beiden noch debattieren, als ich den Spaten nahm und mich an die Arbeit machte. Bald darauf war der Schlosser gegangen, und nur Mr. Marsh stand da und beobachtete mich. Er hatte jetzt einen Drink in der Hand. Ich füllte die erste Schubkarre des Tages und schob sie zum Waldrand, um sie auszuleeren. Als ich zurückkam, war er weg.
    Heute war es noch ein bisschen heißer. Ich ging den Wasserkrug an dem Außenhahn füllen. Als ich ihn zudrehte, hörte ich Mr. Marsh wieder ins Telefon brüllen wie gestern. Es mag auf der Hand liegen, aber mir kam die Erkenntnis an diesem Tag. Traue niemals einem, der am Telefon brüllt.
    Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich mit Graben und Schubkarreschieben und der Überlegung, ob ich den Tag durchstehen würde. Ich fühlte mich schwacher als gestern, kein Zweifel. Es war schlichtweg eine Frage von Biologie und Physik – irgendwann würde ich nicht mehr können. Meine Kräfte einzuteilen würde auch nichts bringen, denn man kann nur sehr begrenzt Energie sparen, wenn man ein Loch gräbt. Eine gewisse Anstrengung ist immer dabei, sonst gräbt man gar nicht mehr.
    Alles um mich herum fing wieder an, gelbstichig zu werden, entweder weil meine Augen zu müde waren oder von der Sonne geblendet oder Gott weiß was. Ich füllte den Wasserkrug ständig nach und trank, soviel ich konnte.
    Du wirst zusammenbrechen, sagte ich mir. Das ist so sicher wie dass die Sonne im Osten aufgeht. Du wirst zusammenbrechen, und dann wird jemand kommen und dich wiederbeleben. Nach ein paar Tagen Schonung wird man dich in dieses Camp für jugendliche Straftäter schicken, von dem Mr. Marsh gesprochen hat. Dort wird man dich nicht zu derart harter Arbeit zwingen. Scheiße, nirgends würde man dich zu so einer Sklavenarbeit zwingen. Aber es wäre in manch anderer Hinsicht viel schlimmer. Und obendrein würdest du Amelia nicht wiedersehen.
    »Ich weiß nicht, wieso du das machst.«
    Ich drehte mich um, und da stand sie. An derselben Stelle, am Rand des Lochs, das eines Tages ihr Swimmingpool werden sollte. Sie trug heute an den Knien abgeschnittene Jeans und dieselben schwarzen Turnschuhe. Weiße Schienbeine und weiße Knöchel im grellen Sonnenlicht. Ein schwarzes T-Shirt mit einer Art Cartoon-Maschinengewehr darauf. Es war viel zu heiß, um schwarze Sachen zu tragen.
    Ich hörte auf zu graben und wischte mir übers Gesicht.
    »Du wirst nie dieses ganze Ding ausheben. Du würdest ein Jahr dazu brauchen. Und selbst wenn, wozu? Glaubst du im Ernst, dass wir hier je einen Pool benutzen würden?«
    Eine Extraportion Motivation für mich, dachte ich. Vielen Dank. Aber Gott, bist du schön.
    »Adam ist schon auf dem College. Noch ein Jahr, dann bin ich auch weg. Wer soll

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