Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
auf, aber es war ihm egal.
    »Schau mich an«, sagte sie. »Schau mich an!«
    Er blickte sie mit verliebten Augen an.
    Ein Ausdruck von Panik kam über ihr Gesicht.
    Sie sagte: »Schau mich an, ich komme!«
    Und dann, während sie ihm immer noch in die Augen starrte, öffnete sie den Mund und schrie.
    »Glaubst du, daß andere Leute auch wie wir sind?« fragte sie.
    »In welcher Beziehung?«
    »So geil und schmutzig.«
    Er hob den Kopf aus ihrem Schoß und grinste. »Nur die Glücklichen.«
    Sie blickte auf seinen Körper, der sich zwischen ihren Beinen krümmte. »Du bist so fest und stark, du bist einfach vollkommen«, sagte sie. »Schau doch nur, wie flach dein Bauch und wie wohlgeformt dem Hintern ist, und wie glatt und hart deine Schenkel sind.« Sie fuhr ihm zärtlich mit dem Finger über die Nase. »Du hast das Gesicht eines Prinzen.«
    »Ich bin ein Bauer.« »Aber nicht, wenn du nackt bist.« Sie war nachdenklich.
    »Bevor ich dir begegnete, habe ich mich schon für männliche Körper und all das interessiert, aber ich habe mir immer vorgemacht, ich täte es nicht. Dann bist du gekommen, und da konnte ich mir einfach nichts mehr vormachen.«
    Er leckte die Innenseite ihres Schenkels.
    Sie erschauerte. »Hast du das je mit einem anderen Mädchen getan?«
    »Nein.«
    »Hast du dir auch etwas vorgemacht?«
    »Nein.«
    »Ich glaube, ich habe das gewußt. Man sieht es dir an, du bist wild und frei wie ein Tier, du gehorchst niemandem und tust nur, was du willst.«
    »Ich habe bisher noch nie ein Mädchen kennengelernt, das es mich tun ließ.«
    »Sie haben es bestimmt alle gewollt. Jedes Mädchen würde es wollen.«
    »Warum?« fragte er geschmeichelt.
    »Weil du ein so grausames Gesicht und so gütige Augen hast.«
    »Hast du dich deshalb in der Buchhandlung von mir küssen lassen?«
    »Ich habe dich nicht gelassen – ich hatte keine Wahl.«
    »Du hättest um Hilfe rufen können.«
    »Aber ich wollte ja, daß du es wieder tatest.«
    »Ich muß damals schon erraten haben, wie du in Wirklichkeit bist.«
    Jetzt war es an ihr, geschmeichelt zu sein. »Wie bin ich denn in Wirklichkeit?« »Kalt wie Eis an der Oberfläche, heiß wie die Hölle darunter.«
    Sie kicherte. »Ich bin eine echte Schauspielerin. Jeder in St. Petersburg hält mich für brav und anständig. Ich gelte gegenüber den jüngeren Mädchen als ein Musterbeispiel, genau wie Anna Karenina. Jetzt, da ich weiß, wie ich wirklich bin, muß ich so tun, als sei ich doppelt so jungfernhaft wie zuvor.«
    »Du kannst nicht doppelt jungfernhaft sein.«
    »Ich frage mich, ob sie nicht alle so tun als ob«, fuhr sie fort. »Nimm einmal meinen Vater. Wenn er wüßte, was ich hier mit dir treibe, würde er vor Wut platzen. Aber er muß doch das gleiche gefühlt haben, als er jung war -meinst du nicht?«
    »Das läßt sich wohl nicht ergründen«, erwiderte Felix.
    »Aber was würde er wirklich tun, falls er es herausfände?«
    »Dich auspeitschen.«
    »Dazu müßte er mich erst einmal einfangen.« Felix hatte plötzlich einen Gedanken. »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Fast achtzehn.«
    »Mein Gott, ich könnte ins Zuchthaus kommen, weil ich dich verführt habe.«
    »Vater würde dich herausholen, dafür würde ich schon sorgen.«
    Er rollte sich auf die Seite und blickte sie an. »Was werden wir tun, Lydia?«
    »Wann?«
    »Auf die Dauer.«
    »Ich werde deine Geliebte sein, bis ich mündig bin, und dann heiraten wir.«
    Er starrte sie an. »Meinst du das wirklich?«
    »Natürlich.« Sie schien überrascht, daß es für ihn einen Zweifel gab. »Was sollten wir denn sonst tun?«
    »Du willst mich heiraten?«
    »Ja. Willst du es denn nicht?«
    »O ja«, stammelte er. »Natürlich.«
    Sie setzte sich auf, spreizte die Beine um sein Gesicht, streichelte ihm das Haar. »Dann werden wir es tun.«
    Felix sagte: »Du hast mir nie erzählt, wie du es fertigbringst, hierherzukommen.«
    »Es ist nicht sehr schwierig«, erwiderte sie. »Ich erzähle Lügen, besteche Diener, gehe Risiken ein. Heute abend zum Beispiel. Der Empfang in der Gesandtschaft beginnt um halb sieben. Ich habe das Haus um sechs verlassen und werde dort um Viertel nach sieben ankommen. Der Wagen steht im Park, und der Kutscher glaubt, ich ginge mit meiner Zofe spazieren. Die Zofe ist irgendwo vor dem Haus und träumt davon, wie sie die zehn Rubel ausgeben wird, die sie von mir bekommt, damit sie den Mund hält.«
    »Es ist zehn vor sieben«, sagte Felix.
    »O Gott. Schnell … Mach es mir noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher