Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte
verdiene?«
»Wir können auch die Polizei rufen.«
»Ich glaube nicht, dass Sie das tun.«
»Richtig. Das wollen wir beide nicht. Also fünftausend. Muss ich Sie wirklich darum bitten, mein Geld anzunehmen?«
»Ich will keinen Ärger.«
»Niemand will das. Betreuen Sie meinen Freund, singen Sie ihn in den Schlaf. Sonntagmorgen hole ich ihn wieder ab.«
»Dreitausend sofort. Ohne Gesang.«
»Selbstverständlich. Und ich bin sicher, dass Sie Ihren Teil des Vertrags erfüllen. Sie sind ja nicht dumm, oder?«
»Dann würde ich nicht mehr leben.«
»So sehe ich das auch.«
Wir traten in den Aufzug. Sie betrachtete sich im Spiegel. Was sie sah, schien ihr zu gefallen. Dann blickte sie auf Szirba. Der gefiel ihr weniger.
»Was ist mit seiner Hand?«
»Ein Unfall. Er spielt gern den Helden. Manche Leute muss man vor sich selbst beschützen.«
»Ich hoffe, Sie legen mir kein faules Ei. Ich habe einflussreiche Bekannte.«
»Das glaube ich gern. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Sie wurde ein wenig freundlicher. Fragte mich, wie ich zu meiner gesunden Gesichtsfarbe gekommen sei. Urlaub?
»Ich lebe in Südafrika.«
»Oh«, sagte sie. Das schien sie zu beeindrucken. Als wir durchs Foyer gingen, hielt sie Abstand. Der Mann an der Rezeption nickte ihr zu. Sicher hatte er bereits sein »Trinkgeld« erhalten. Zustände wie in Russland. Jeder machte Geschäfte abseits des Üblichen, sodass das Abseitige zum Üblichen geriet.
An der frischen Luft fand Szirba seine Sprache wieder und protestierte. Ich versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Das wirkte. Auch im Taxi blieb er friedlich. Wir fuhren hinauf auf den Killesberg, bekanntermaßen ein nobles Viertel, das mir jedoch im Dunkel wie eine mächtig aufgeblasene Anlage von Schrebergärten erschien.
Der Wagen hielt vor einer zweistöckigen Villa. Die Mademoiselle wies uns an, im Wagen zu bleiben. Nach einigen Minuten kam sie mit einer Reisetasche zurück. Wir fuhren weiter. Nach einer halben Stunde verließen wir den Wagen in einer nicht ganz so noblen Gegend, wenngleich die Ansammlung von Wohnhaustürmen nicht weniger sauber und adrett wirkte.
Ihre Wohnung lag im elften Stock eines der Gebäude. Aufgeräumt, aber unbewohnt, kalt. Die Einrichtung sah aus, als wäre jemand zu oft und mit zu groben Lappen oder Bürsten über den Kunststoff, die Furniere, das getönte Glas, die Stofftapeten gegangen. An den Wänden abstrakte Bilder vom Niveau »Röhrender Hirsch«. Ich legte Szirba auf einem Sofa ab, das an ein geschlachtetes Zebra erinnerte.
Die Frau riss die Fenster auf, machte die Heizung an und ging in die Küche. Kam mit einer Flasche Wein und Mineralwasser zurück, nahm Gläser aus dem Schrank. Hässlicher konnte ein Schrank nicht sein. Holz, das keines war. Die Frau schloss die Fenster, verschwand wieder. Ich schenkte mir vom Wein ein, der eine überraschende Qualität besaß. Er stammte aus ihrem neuen Leben, die Wohnung aus ihrem alten, vermutete ich. Als sie zurückkam, streckte sie mir den Arm entgegen. Auf der Handfläche lag eine weiße Tablette.
»Geben Sie die Ihrem Freund.«
Eine unerfreuliche Arbeit. Mit Daumen und Zeigefinger presste ich Szirbas Wangen zusammen, sodass sein Mund ein Oval bildete, warf das Medikament wie eine Münze ein, schob Szirbas Kopf zurück und setzte ein Glas Wasser an. Er schluckte, geriet jedoch in Panik und hustete. Aus seiner Nase spritzte es. Er trat gegen den Tisch. Ich verschüttete das Wasser über seiner Hose. Einen Moment schien er hellwach, starrte entgeistert auf den Fleck; dann sank er wieder zurück und verlor das Bewusstsein, bevor noch das Mittel ebendies bewirken konnte.
»Das kann ja heiter werden«, sagte die Frau. »Und was ist, wenn er sich vollscheißt?«
»Sie werden schon damit fertig.«
»Besser als Sie auf jeden Fall.«
»Hoffentlich«, sagte ich, zog mein Portemonnaie hervor und gab ihr die dreitausend Mark. Ich habe immer solche Summen dabei. Die Leute haben nichts davon, wenn man ihnen Kreditkarten, Visitenkarten, Empfehlungsschreiben und Derartiges unter die Nase hält. Es gibt zu viele Menschen, die sofort ihr Geld wollen.
Sie nahm es und sagte »Okay«, wie man sagt: Besser als mit Würmern kochen. Das mit den Würmern ist ein alter Spruch. Und der brachte mich auf eine Idee.
»Kennen Sie einen Professor Bötsch?«
»Den Bandwurmbötsch?«
»Genau den. Mir scheint, Sie haben es mit der Biologie?«
»Ich habe es mit den Männern, wie Sie sich denken können. Widerlichen,
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