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Der Mann, der ins KZ einbrach

Der Mann, der ins KZ einbrach

Titel: Der Mann, der ins KZ einbrach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Broomby Denis Avey
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den Lauf mit Druck gegen den Seitengriff nach unten zwingen. Mosley wies mit dem Revolver auf das Ziel und befahl: »Fünfer-Feuerstöße, wenn Sie so weit sind.«
    Auf diese Entfernung traf man ziemlich gut. Rasch hüllten Flammen die ersten Lastwagen ein, und der blutrote Feuerschein fiel auf die Lkw dahinter und machte sie zu leichteren Zielen. Binnen Sekunden rannten schattenhafte Gestalten hinter die Fahrzeuge.
    Unsere schwereren Geschütze feuerten Sprenggranaten auf den Feind, während wir uns die Kolonne entlang auf und ab bewegten. Hin und wieder hielten wir, um besser zielen zu können, aber meist schossen wir im Fahren. Manche MG -Schützen deckten den Feind gern mit einem Kugelhagel ein, aber ich feuerte nie mehr als fünf Schuss hintereinander. Das brauchte ich auch nicht. Wir hatten ein wenig Leuchtspurmunition geladen, damit wir erkennen konnten, wohin wir schossen, und wir sahen sie durch die Dunkelheit hinüberzischen.
    Die Kolonne, die wir angriffen, war fast fünf Kilometer lang, doch wir brachten sie zum Stehen. Als wir an ihr Ende kamen, drehten wir um und bereiteten ihr auf der Rückfahrt noch mehr Ärger. Natürlich schossen die Italiener zurück, aber sie hatten nicht viel Freude. Wir hielten den Beschuss drei Stunden lang aufrecht; dann bekamen einige unserer Lkw Schwierigkeiten, und wir mussten uns zurückziehen, um sie instand zu setzen. Uns gingen Verpflegung und Munition aus. Wir hatten böigen Wind mit gelegentlichen schweren Regenfällen, sodass man oft kaum etwas sehen konnte. Die Artillerie konnte sich nicht bewegen, weil die Panzer das gesamte verbliebene Benzin benötigten, und einige Geschütze hatten nur noch dreißig Schuss übrig.
    Die Italiener gaben nicht auf. Den ganzen Tag ging es weiter, mit Störangriffen, Schusswechseln und brennenden Fahrzeugen überall, hinter denen sich Soldaten verschanzt hatten. Während einer der seltenen Feuerpausen traf der Chef unserer Stabskompanie ein und entschied, dass wir am dringendsten einen Unterstand zum Essen benötigten. Direkt neben uns ließ er ein großes weißes Zelt aufschlagen. So ein Idiot. Das Zelt bildete einen hervorragenden Zielpunkt, und nach kurzer Zeit schlugen auch schon die ersten italienischen Granaten ein. Die eigentliche Schlacht tobte mittlerweile fünf Kilometer weiter nördlich, wo unsere Panzer die Italiener auf der Straße rings um einen Hügel angriffen, den wir den »Pickel« nannten. Wir waren der »Long Stop«, wie man im Kricket sagte, der Korken im Flaschenhals, und die Italiener versuchten, uns herauszudrücken.
    Unsere Lage wurde immer angespannter. Eine Gruppe von italienischen Panzern hielt direkt auf den Bataillonsgefechtsstand zu. Wir konnten sie erst aufhalten, als sie nur noch neunzig Meter entfernt waren. Weiße Flaggen wurden gehoben, und als der Tag zu Ende ging, hatten wir gut zehntausend Gefangene gemacht. Aber die verbliebenen Italiener griffen unverdrossen weiter an.
    Irgendwo in den Dünen in Richtung Meer bewachte einer unserer Zugführer, Platoon Sergeant-Major Jarvis, mit Hilfe von Rifleman Gillan fünfhundert Gefangene. Sie sahen zwei große italienische Panzer näherkommen und beschlossen, sie im Nahkampf auszuschalten – zwei Mann zu Fuß gegen zwei Panzer. Die gefangenen Italiener sahen die Chance zur Flucht und eilten ebenfalls in Richtung der Kampfwagen. Der verwirrte italienische Offizier im Führungspanzer öffnete seine Turmluke, um besser sehen zu können, was da vor sich ging. Jarvis schlug ihm mit dem Gewehrkolben auf den Kopf und feuerte durch die Schlitze in den Panzer. Die Besatzung ergab sich. Gillan machte beim anderen Kampfwagen mehr oder weniger das Gleiche, und so erbeuteten die beiden Männer die feindlichen Panzer. Sie wurden dafür mit einem Tapferkeitsorden ausgezeichnet, der Distinguished Conduct Medal, doch als ein Offizier ihnen gratulierte, erwiderte Jarvis nur: »Jawohl, Sir, das war schon recht, weil der Rifleman und ich ein schönes warmes Plätzchen für die Nacht bekamen.«
    Aus der Dunkelheit hörten wir das Wummern schwerer Fahrzeugmotoren. Es war offensichtlich, dass die Italiener irgendetwas vorhatten. Kurz vor Sonnenaufgang entdeckten wir sie. Ein großer Verband, angeführt von dreißig Panzern, näherte sich der Straßensperre, wo er sich rasch aufteilte, als wollte er die Sperre umzingeln. Sie setzten alles auf eine Karte, und wenn sie durch unsere vordersten Stellungen brachen, konnte ihr Plan vielleicht gelingen. Uns blieb keine andere Wahl,

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