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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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er ein weiteres Klicken und ein dumpfes Geräusch hörte, das nur von einer Autotür stammen konnte. Johansson hielt in der geöffneten Tür inne und sah sich um. Haraldsson saß für einen Moment regungslos da. Er war übereifrig gewesen. Er hätte die Autotür erst öffnen dürfen, wenn der Verdächtige im Haus verschwunden war. Was sollte er jetzt tun? Axel Johansson blieb an der Tür stehen und fixierte den Toyota. Bei angelehnter Autotür sitzen zu bleiben, wirkte womöglich noch suspekter, also öffnete Haraldsson die Tür und stieg aus. Er sah, wie Axel Johansson zwanzig Meter entfernt den Türgriff losließ und einen Schritt zurücktrat. Entschlossen überquerte Haraldsson die Straße.
    «Axel Johansson!»
    Haraldsson tat sein Bestes, so zu klingen, als hätte er völlig überraschend einen alten Freund wiedergetroffen. Freudig überrascht, nicht im Geringsten bedrohlich. Offenbar gelang es ihm nicht.
    Axel Johansson machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
    Haraldsson lief ihm nach und verfluchte, dass er so lange im Auto gesessen hatte und dadurch untergekühlt und langsam war. Als er um die Hausecke bog, bemerkte er, dass der Abstand zu Axel Johansson größer geworden war. Haraldsson erhöhte das Tempo und pfiff darauf, dass seine Oberschenkel steif und überhaupt nicht kooperativ waren. Er bewegte sich mit reiner Willenskraft. Johansson rannte schnell und leichtfüßig zwischen den Häusern hindurch. Sprang über die niedrigen Holzplanken mit dem Schild «Privatparkplatz», hastete über den Asphalt zur nächsten Rasenfläche und setzte seinen Lauf fort. Doch Haraldsson war ihm dicht auf den Fersen. Er spürte, wie seine Schritte immer größer wurden und sein Körper sich warm lief. Er wurde immer schneller. Der Abstand zu Johansson vergrößerte sich nicht mehr, im Gegenteil: Haraldsson holte auf. Zunächst nicht viel, aber seine Kondition war gut, und es schien unwahrscheinlich, dass er müde werden und den Anschluss verlieren würde. Wenn er den Flüchtigen nicht aus den Augen verlieren oder auf dem feuchten Gras ausrutschen würde, holte er ihn nach und nach ein, davon war er überzeugt.
    Nicht schlecht für einen Typen mit einem schwer verstauchten Fuß.
    Wie kam er plötzlich darauf?
    Haraldsson wurde aus Reflex langsamer, schimpfte innerlich und erhöhte erneut das Tempo. Er rannte. Hörte, wie der Puls an seinen Schläfen hämmerte. Hatte einen neuen Atemrhythmus gefunden. Seine Beine flogen gleichmäßig und voller Kraft durch die Luft. Aber Axel Johansson wurde auch nicht langsamer. Er überquerte den Skultunavägen und steuerte auf die Brücke über den Bach zu. Haraldsson folgte ihm, doch er wurde den Gedanken nicht los, der ihm durch den Kopf geschossen war. Offiziell war er verletzt und hatte eine schwere Verstauchung. Er hatte viel Mühe investiert, um diese Illusion aufrechtzuerhalten. Noch immer konnte er sich von seinem Schreibtisch kaum bis zum Kaffeeautomaten und wieder zurück schleppen, ohne vor Schmerz das Gesicht zu verziehen. Mitunter war er gezwungen, auf halbem Wege eine Pause bei einem Kollegen einzulegen, weil der Fuß so sehr schmerzte. Wenn er nun einen Verdächtigen nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd über mehrere Kilometer fasste, wüssten alle, dass er ihnen etwas vorgespielt und sie angelogen hatte. Sie würden Erklärungen verlangen, warum er seinen Platz in der Suchkette verlassen, sich von der Arbeit geschlichen hatte. Aber würde es überhaupt eine Rolle spielen? Wenn er einen Kindermörder fing, würde doch wohl niemand eine große Sache daraus machen, dass er es einige Tage zuvor mit der Wahrheit nicht so genau genommen hatte? Doch, Hanser schon. Da war er sich sicher. Die Lobgesänge und Reden würden ausbleiben, dafür würde sie sorgen. Ob man eine interne Ermittlung gegen ihn einleiten würde? Vielleicht nicht, aber was würden seine Kollegen sagen? Jedenfalls wäre das nicht der Schritt nach oben, den er so dringend benötigte. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er sah, wie Axel Johansson den Bach überquerte und links auf den Radweg entlang des Vallbyleden einbog. Mit großem Vorsprung. Bald würde er die Grünzone beim Djäkneberg erreicht haben, und dann wäre es unmöglich, ihn in der Dunkelheit aufzuspüren. Haraldsson drosselte das Tempo. Blieb stehen. Johansson war außer Sichtweite, Haraldsson außer Atem. Er fluchte laut vor sich hin. Warum hatte er ausgerechnet einen verstauchten Fuß erfunden? Warum nicht einfach eine

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