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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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ihm fiel niemand ein. Offenbar war die Ermittlergruppe erweitert worden.
Expressen
schrieb, dass sich die Polizei Verstärkung geholt hatte. Sebastian Bergman. Offenbar eine Größe auf seinem Gebiet. Hatte eine herausragende und entscheidende Rolle bei der Verhaftung des Serienmörders Edward Hinde gespielt; das war 1996 gewesen. Bergman war Psychologe.
    Der Mann, der kein Mörder war, spürte, wie seine Gedanken immer mehr abschweiften und er am Eindösen war, bis er plötzlich hochschreckte. Sich aufsetzte. Jetzt verstand er.
    «Wenn du Sorgen hast, sprich darüber.»
    Sein Vater hatte doch versucht, ihm zu helfen, wie immer. Er war nur zu dumm gewesen, den Hinweis zu verstehen. Mit wem sprach man, wenn man Sorgen hatte? Mit einem Psychologen, einem Therapeuten.
    «Aber manchmal sagt man zu viel.»
    Er wusste es doch. Hatte es die ganze Zeit gewusst, ohne die Verbindung herstellen zu können. Hatte nie geglaubt, so etwas tun zu müssen. Aber es gab einen Mann in dieser Stadt, der alles zunichte machen konnte, was er bisher erreicht hatte. Alles, wofür er gekämpft hatte. Es gab einen Mann, der eine Gefahr für ihn darstellte.
    Einen professionellen Zuhörer.
    Peter Westin.

E s war zwanzig nach zwei und saukalt. Nicht gerade Minusgrade, aber um den Gefrierpunkt. Jedenfalls stand Haraldssons Atem als weißer Dampf vor seinem Mund, als er im Auto saß, den Blick starr auf das Mietshaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite geheftet. Irgendwo hatte er einmal gehört, Erfrieren sei ein schmerzfreier, fast schöner Tod. Angeblich wurde der ganze Körper warm und entspannte sich, bevor man starb. Demnach war Haraldssons Leben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in Gefahr. Er saß mit verschränkten Armen auf dem Fahrersitz und fror wie ein Hund. Sobald er sich das kleinste bisschen bewegte, zuckte er unkontrolliert zusammen und glaubte zu spüren, wie seine Körpertemperatur um ein weiteres Zehntelgrad sank. Vereinzelt brannte noch Licht in den Fenstern des Hauses, das er beobachtete, doch in den meisten war es erloschen. Dort schliefen die Menschen bereits. Unter einer warmen Decke. Haraldsson konnte nicht umhin, sie zu beneiden. Er war an diesem Abend das eine oder andere Mal kurz davor gewesen, aufzugeben und nach Hause zu fahren. Aber jedes Mal, wenn er schon den Zündschlüssel drehen wollte, stellte er sich vor, wie es wäre, am nächsten Morgen als derjenige ins Präsidium zu kommen, der den Mord an Roger Eriksson aufgeklärt hatte. Als derjenige, der den Mörder gefasst und den Fall gelöst hatte. Er sah die Reaktionen vor sich. Die Huldigungen, den Neid.
    Er konnte in Gedanken hören, wie der Polizeidirektor ihm dankte, seine Eigeninitiative und seine persönliche Aufopferung lobte, kraft der er einen Schritt weitergegangen war, als es sein Job erforderte, sogar einen Schritt weiter, als es die Reichsmordkommission für notwendig gehalten hatte. Den Schritt, den nur ein echter Polizist ging. Letzteres würde der Polizeidirektor mit einem vielsagenden Blick an Hanser richten, die ein wenig verschämt zu Boden sehen würde. Vielleicht hatte Haraldsson durch seinen außerordentlichen Einsatz sogar verhindert, dass noch mehr Menschen ihr Leben lassen mussten.
    Angesichts dieser Gedanken wurde Haraldsson in seinem tiefgefrorenen Toyota ganz warm. Nicht auszudenken, was für ein Gefühl es erst wäre, wenn es wirklich passierte. Alles würde sich für ihn ändern. Die Abwärtsspirale, in der sein Leben sich drehte, wäre unterbrochen, und er wäre wieder zurück. In jeder Hinsicht.
    Haraldsson schreckte aus seinen dösigen, unterkühlten Träumereien hoch. Jemand näherte sich dem Hauseingang. Eine große, schlaksige Gestalt. Ein Mann. Er ging mit schnellen Schritten, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, die Schultern hochgezogen. Offenbar war Haraldsson nicht der Einzige, der in dieser Nacht fror. Der Mann ging an einer Laterne vorbei, die an der Hauswand hing, und für einen kurzen Moment konnte Haraldsson sein Gesicht im Lichtschein deutlich erkennen. Er warf einen Blick auf das Foto, das er mit einer Büroklammer am Armaturenbrett befestigt hatte. Kein Zweifel. Der Mann, der auf das Haus zuging, war Axel Johansson.
    Willkommen daheim, dachte Haraldsson, und seine fröstelnde Müdigkeit war wie weggeblasen. Axel Johansson hatte die Haustür erreicht und gab den vierstelligen Schlüsselcode ein. Das Schloss klickte, und er zog die Tür auf. Er wollte gerade in die Dunkelheit und ins Warme treten, als

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