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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Geschichte darüber, dass Jenny krank geworden war oder eine Lebensmittelvergiftung hatte oder was auch immer es gab, das schnell wieder vorüber war. Haraldsson drehte sich um und ging in Richtung Auto.
    Er wollte nach Hause zu Jenny fahren, sie wecken und Sex mit ihr haben.
    Um sich nicht völlig wertlos zu fühlen.
     
     
    Eines der Schlafzimmerfenster war gekippt, und die frische Nachtluft hatte das staubige Zimmer ausgekühlt. Sebastian räkelte sich und öffnete vorsichtig seine geballte Faust. Noch immer spürte er Sabine auf seiner Haut, und er streichelte seine Handfläche, um ihr noch einen Moment nah zu sein. Unter der Decke war es warm, und ein Teil von ihm hatte das Gefühl, dass es schön wäre, eine Weile liegen zu bleiben und die Begegnung mit der Kälte noch ein wenig hinauszuzögern. Er wandte sich Beatrice zu. Sie lag schweigend neben ihm und blickte ihn an.
    «Hattest du einen Albtraum?»
    Er hasste es, wenn sie wach waren. Dann wurde der Abschied immer so zäh.
    «Nein.»
    Sie rückte näher, die Wärme ihres nackten Körpers umschloss ihn. Er ließ es geschehen, obwohl er wusste, dass er besser die Kälte gewählt hätte. Sie streichelte seinen Hals und Rücken.
    «Ist das unangenehm?»
    «Nein, aber ich sollte jetzt besser gehen.»
    «Ich weiß.»
    Sie küsste ihn. Nicht zu intensiv. Nicht zu verzweifelt. Sie brachte ihn dazu, den Kuss zu erwidern. Ihr rotes Haar fiel auf seine Wangen. Dann drehte sie sich von ihm weg, richtete ihr Kissen und machte es sich darauf bequem.
    «Ich liebe es, wenn es noch früh am Morgen ist. Man hat das Gefühl, als wäre man allein auf der Welt.»
    Sebastian setzte sich auf. Seine Füße berührten den kalten Holzboden. Er sah sie an. Er musste sich eingestehen, dass sie ihn erstaunte. Er hatte es vorher nicht erkannt, aber sie war eine potenzielle Wachsende. So bezeichnete Sebastian Frauen, die äußerst gefährlich waren. Frauen, die sich entwickelten, die etwas zurückgaben. Mehr als Sex. An denen man Gefallen fand – und zu denen man gezwungen war, zurückzukehren. Insbesondere, wenn man ein wenig aus der Form war. Er stand auf, um etwas Abstand zu gewinnen. Schon fühlte er sich besser. Für Sebastian waren die meisten Frauen in dem Moment schöner, wenn er mit ihnen ins Bett ging, als wenn er mit ihnen aufwachte. Mit einigen war es genau umgekehrt, und eine Wachsende war eine, die, kurz bevor man sie verließ, am schönsten war.
    Sie lächelte ihn an.
    «Soll ich dich nach Hause fahren?»
    «Nein, danke, ich mache einen Spaziergang.»
    «Ich fahre dich.»
    Er gab sich geschlagen. Immerhin war sie eine Wachsende.
    Sie fuhren durch den stillen Morgen. Die Sonne ruhte hinter dem Horizont und wartete nur darauf, dass die Nacht verschwand. Im Radio lief «Heroes» von David Bowie. Sie sagten nicht viel. Bowie war allein für die Konversation verantwortlich. Sebastian fühlte sich nun stärker. Im bekleideten Zustand war es immer leichter. In den letzten Tagen war viel passiert, das in seinem Kopf umherkreiste. Viele Gefühle, und dann auch noch das. Eine emotionale Verbindung, wenn auch nur eine schwache. Er schob es auf die Situation, er war ganz einfach erschöpft und nicht er selbst.
    Beatrice hielt vor seinem Elternhaus und stellte den Motor ab. Sie blickte ihn leicht verwundert an.
    «Hier wohnst du?»
    «Im Moment, ja.»
    «Das Haus passt irgendwie nicht zu dir.»
    «Du weißt gar nicht, wie recht du hast.»
    Er lächelte sie an und öffnete die Beifahrertür. Die Innenbeleuchtung ging an und ließ ihre Sommersprossen noch schöner aussehen. Er beugte sich zu ihr. Sie roch so gut. Was machte er da bloß? Etwa ein Gutenacht- oder Gutenmorgenkuss? Verdammt, er hatte doch Distanz halten wollen. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn mitten auf den Mund, als wollte sie es ihm noch schwerer machen. Im Auto war es eng und zwischen ihnen warm. Ihre Hände streichelten sein Haar und seinen Nacken. Er machte sich los. Behutsam, aber dennoch. Immerhin etwas.
    «Ich muss jetzt gehen.»
    Schnell schloss er die Beifahrertür und löschte auf diese Weise das tückische Licht, das sie viel zu verlockend aussehen ließ. Beatrice startete den Motor und legte den Rückwärtsgang ein. Die Halogenscheinwerfer blendeten ihn, aber er konnte trotzdem erkennen, wie sie ein letztes Mal winkte, bevor sie die Räder ganz umlenkte, die Scheinwerfer sein Elternhaus streiften und schließlich auf das Nachbarhaus fielen. In ihrem Lichtkegel blitzten ein Augenpaar und eine hellblaue

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