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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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konnte, aber sie kommentierte es nicht und studierte stattdessen die erste Seite des Ausdrucks.
    «Auf Seite eins stehen die ausgehenden Gespräche. Roger führte sein letztes Gespräch am Freitag um 20 Uhr 17, als er bei seiner Klassenlehrerin anrief.» Billy notierte das Telefonat auf dem Zeitverlauf an der Wand. Sebastian blickte von seinen Papieren auf.
    «Kann man erkennen, ob er später nochmal versucht hat anzurufen, ohne dass jemand ans Telefon ging?»
    «Ja, aber das war tatsächlich sein letzter Anruf.»
    «Woran denkst du?», fragte Vanja Sebastian.
    «Er wollte Johan sprechen und rief bei den Strands zu Hause an, nicht wahr? Anschließend versuchte er aber nicht mehr, Johan auf dem Handy zu erreichen, oder?»
    Billy kehrte dem Whiteboard den Rücken zu und schüttelte den Kopf.
    «Nein, das tat er nicht.»
    «Vielleicht kam ihm etwas dazwischen», schlug Torkel vor.
    «Zum Beispiel ein Mörder», ergänzte Ursula.
    «Die nächste Seite», fuhr Billy fort. «Entgegengenommene Anrufe. Der letzte ging um kurz vor halb sieben ein und stammt von Lisa. Aber das könnt ihr ja selbst sehen.»
    Billy notierte auch dieses Gespräch auf dem Whiteboard, wandte sich wieder dem Tisch zu und blätterte um.
    «Nächste Seite. Die SMS . Zunächst ist hier aufgeführt, was sich in dem wassergeschädigten Handy noch rekonstruieren ließ. Es sind ziemlich wenige Nachrichten, die meisten an und von Johan, Erik und Lisa. Wir wissen ja bereits, dass Roger keinen riesigen Freundeskreis hatte. Hier findet sich nichts Aufsehenerregendes. Aber wenn ihr zur nächsten Seite weiterblättert … da haben wir die eingegangenen SMS , die er gelöscht hat und die eindeutig am interessantesten sind.»
    Sebastian überflog die Seite, die er vor sich hatte. Er richtete sich auf. Eindeutig am interessantesten war stark untertrieben.
    «Zwei der SMS wurden von einem Prepaid-Handy geschickt», fuhr Billy fort. «Eine am Donnerstag und eine am Freitag, wenige Stunden, bevor er verschwand.»
    Sebastian las.
    « DAS MUSS SOFORT AUFHÖREN ! UND ZWAR ZUM WOHLE ALLER BETEILIGTEN !»
    Die andere:
    « BITTE , MELDE DICH DOCH ! ES IST ALLES MEINE SCHULD ! NIEMAND VERURTEILT DICH !»
    Sebastian legte die Ausdrucke vor sich hin und wandte sich an Billy.
    «Die technische Seite war noch nie meine Stärke. Bedeutet Prepaid-Handy das, was ich vermute?»
    «Wenn du vermutest, dass wir eine Nummer haben, aber keinen Namen eines Vertragspartners, dann ja», antwortete Billy, während er die Handynummer auf dem Whiteboard notierte. «Ich habe Auflistungen aller Gespräche und Mitteilungen von dieser Nummer angefordert, mal sehen, ob sich daraus etwas ableiten lässt.»
    Sebastian beobachtete, wie Vanja offenbar völlig unbewusst den Arm hob und den Zeigefinger in die Luft reckte, als würde sie sich melden, während sie die Seiten studierte. Für einen kurzen Moment stellte Sebastian sie sich in Schuluniform vor, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Er hatte bei diesen Ermittlungen schon genug Grenzen überschritten, und wenn er bei all den kurzweiligen Begegnungen der letzten Jahre etwas hinzugelernt hatte, dann auf jeden Fall, wann er eine Chance hatte und wann nicht.
    «Waren die Nachrichten auch auf dem Telefon in Versalien, also in Großbuchstaben, geschrieben, oder liegt das nur an dem Ausdruck?»
    Billy sah Vanja leicht entnervt an.
    «Ich weiß, was Versalien sind.»
    «Tut mir leid.»
    «Sie sind genauso geschrieben worden, wie sie dastehen. In Versalien.»
    «Das ist ja so, als würde man schreien.»
    «Oder der Schreiber ist nicht mit den Handyfunktionen vertraut.»
    «Was meistens auf ältere Menschen zutrifft.»
    Sebastian las die Kurznachrichten erneut und war geneigt, Vanja zuzustimmen. Er hatte keine Ahnung, ob Großbuchstaben mit Schreien gleichzusetzen waren oder nicht, die Wortwahl deutete jedoch auf eine erwachsene, ältere Person als Absender hin.
    «Aber es besteht keine Chance herauszufinden, wer das geschickt hat?», fragte Torkel nicht ohne Resignation in der Stimme. Billy schüttelte den Kopf.
    «Hat jemand versucht, bei dieser Nummer anzurufen?»
    Im Zimmer wurde es still. Alle Blicke richteten sich zunächst auf Vanja, von der die Frage kam, dann auf Billy. Er ging hastig zu dem Telefon, das in der Mitte des Tisches stand, schaltete die Lautsprecherfunktion ein und wählte die Nummer. Ein gespanntes, erwartungsvolles Schweigen machte sich breit. Doch es tutete nicht einmal. Stattdessen sprang sofort eine Mailbox an: «Ihr

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