Der Mann, der kein Mörder war
Gesprächspartner ist zurzeit persönlich nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.»
Billy stellte den Lautsprecher ab. Torkel warf ihm einen ernsten Blick zu.
«Sorg bitte dafür, dass jemand in regelmäßigen Abständen versucht, dort anzurufen.»
Billy nickte.
«Und was kommt dann?» Ursula deutete mit dem Finger auf die folgenden Textzeilen.
Sebastian betrachtete den Ausdruck.
Die erste SMS lautete: «12 Bier + Wodka».
Die nächste: «20 Bier u Gin». Dahinter ein Smiley.
Die dritte: «1 Fl. Roten & Bier».
So ging es immer weiter.
«Das sind Bestellungen.»
Die anderen sahen auf.
«Von was?»
«Na von dem, was da steht.»
Sebastian sah Billy an.
«Wann bekam er die letzte SMS dieser Art?»
«Vor knapp einem Monat.»
Sebastians und Vanjas Blicke trafen sich. Er konnte ihr ansehen, dass sie bereits wusste, worauf er hinauswollte, aber er sagte es sicherheitshalber trotzdem.
«Genau zu diesem Zeitpunkt wurde Axel Johansson wegen Schwarzhandels gefeuert.»
Vanja erhob sich und sah Sebastian auffordernd an, doch der starrte stur auf seine Blätter. Er wusste genau, wohin sie wollte. Und dort wollte er auf keinen Fall hin.
Vanja ging auf das Haus zu. Sebastian folgte ihr mit einigen Schritten Abstand. Zunächst hatte er geplant, im Auto sitzen zu bleiben, dann aber schnell erkannt, dass es einen merkwürdigen Eindruck machen würde. Nicht, weil es ihn kümmerte, ob Vanja etwas merkwürdig fand oder nicht. Nein, es handelte sich um reinen Überlebensinstinkt. Er hatte entschieden, dass er noch eine Weile an den Ermittlungen teilnehmen musste, jedenfalls so lange, bis Billy ihm die Adresse rausgesucht hatte. Und eine Beatrice Strand, die sich für eine wunderbare Nacht bedankte, konnte diesem Vorhaben gefährlich werden. Noch bevor Vanja klingeln konnte, wurde die Tür geöffnet. Es war Beatrice, sie hatte die Haare hochgesteckt und trug ein schlichtes Oberteil und Jeans. Sie wirkte erstaunt.
«Hallo, ist was passiert?»
«Wir müssen mit Johan sprechen», erklärte Vanja.
«Der ist nicht zu Hause, Ulf und er sind zelten gefahren.» Beatrice sah Sebastian an, ließ sich aber in keiner Weise anmerken, dass ihre letzte Begegnung erst wenige Stunden zurücklag.
«Das wissen wir schon», fuhr Vanja fort, «aber können Sie uns sagen, wo?»
Sie fuhren auf der E18 in Richtung Westen. Beatrices Wegbeschreibung führte sie an der kleinen Ortschaft Dingtuna vorbei und dann in südlicher Richtung auf kleinen Nebenstraßen zu der Bucht Lilla Blacken am Mälarensee, wo Beatrice die beiden vermutete. Vanja und Sebastian schwiegen. Einmal unternahm Vanja einen Versuch, Peter Westin anzurufen, doch es ging niemand ran. Allmählich irritierte es sie, dass der Psychologe nicht in der Lage war, zurückzurufen. Sie hatte bereits vier Nachrichten hinterlassen. Sebastian versuchte zu schlafen und schloss die Augen.
«War es gestern spät bei dir?»
Sebastian schüttelte den Kopf.
«Nein, ich hab nur schlecht geschlafen.»
Dann schloss er die Augen, um deutlich zu machen, dass er nicht an einem Gespräch interessiert war. Doch kurze Zeit später war er gezwungen, sie wieder zu öffnen, denn Vanja legte eine Vollbremsung hin.
«Was ist denn nun schon wieder?»
«Müssen wir rechts oder links abbiegen? Das Navi kennt diesen Weg nicht. Und du bist für das Kartenlesen zuständig.»
«Ach, hör doch auf.»
«Du bestimmst doch so gern. Jetzt hast du die Gelegenheit.»
Sebastian seufzte, nahm die Karte und studierte sie. Er hatte keine Lust, etwas zu entgegnen. Dieses eine Mal durfte sie ausnahmsweise gewinnen.
Billy hasste Västerås. Mein Gott, wie sehr er dieses verdammte Västerås hasste!
Er hatte das Gefühl, mittlerweile jeden Quadratmeter der Stadt auf einem mehr oder weniger körnigen Überwachungsfilm gesehen zu haben. Es wäre schön gewesen, diesen Ort einmal live zu erleben, aber die einzige Gelegenheit, von den Videoaufnahmen wegzukommen, bestand darin, Telefonlisten zusammenzustellen oder …
Billy zuckte zusammen. Seine Finger flogen über die Tastatur. Stopp. Return. Play. Da, endlich! Meine Damen und Herren, Auftritt von links: Roger Eriksson. Er stoppte den Film erneut und sah auf das Register, das mit den Filmen gekommen war. Was war das für eine Kamera? 1:22. Drottninggatan. Wo lag diese Straße? Billy holte seine Karte von Västerås hervor, suchte, fand und markierte den Ort. Die Zeitangabe in der einen Ecke zeigte
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