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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Kollegen, der fragte, was Groth vorhabe. Man brauche seine Hilfe auf dem Präsidium, um einige Jugendliche auf Überwachungsbildern zu identifizieren, sprang Vanja dem Rektor bei. Der bedankte sich, als sie die Schule durch das Tor unter dem riesigen Jesusbild auf der Fassade verließen.
     
     
    Anschließend hatte Ragnar Groth in einem der drei Verhörräume der Reihe nach Kaffee, Wasser, Läkerol-Pastillen und anwaltlichen Beistand abgelehnt. Torkel hatte sich ihm vorgestellt, und die drei hatten sich gesetzt. Vanja und Torkel auf die eine Seite und Groth auf die andere. Er hatte die fleckige Tischplatte so gut es ging mit einem Taschentuch gereinigt, bevor er mit seinen Armen die Oberfläche berührte.
    «Was ist das denn?», fragte er, als Vanja einen Kopfhörer vom Tisch nahm.
    «Das hier?» Vanja zeigte Groth den Knopf.
    Er begriff. «Und wen hören Sie darin?»
    Vanja entschied sich, nicht zu antworten, sondern steckte sich den Hörer kommentarlos ins Ohr. Groth hatte sich umgedreht und auf den etwas überdimensionalen Spiegel an der einen Wand geblickt.
    «Sitzt Bergman dahinter?»
    Er konnte den Widerwillen in seinem Tonfall nicht verbergen. Erneut gab Vanja ihm keine Antwort. Aber der Rektor hatte recht. In dem angrenzenden Raum saß Sebastian, beobachtete das Verhör und konnte bei Bedarf kleine Kommentare direkt an Vanja einwerfen. Sie waren schnell übereingekommen, dass Sebastian nicht im Raum anwesend sein sollte. Es würde ohnehin schwer genug werden, den kontrollierten Ragnar Groth dazu zu bringen, sich zu öffnen, auch ohne die Anwesenheit von Sebastian, der ihn so sehr provozierte.
    Vanja hatte das Aufnahmegerät auf den Tisch gelegt, die Anwesenden und die Uhrzeit zu Protokoll gegeben und anschließend dargelegt, wie sie Rogers Weg anhand der Überwachungskameras nachverfolgt hatten und zu der Theorie gelangt waren, dass Ragnar Groth vor dem Motel auf Roger getroffen war. Der Rektor hatte zugehört, ohne eine Miene zu verziehen. Erst als die Rede auf das Motel fiel, reagierte er, schüttelte schweigend den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit einem Gestus zurück, der deutliche Distanzierung signalisierte.
    Von Vanja und von allem, was sie sagte. Von der gesamten Situation. Und dann stritt er alles ab.
    «Sie sagen also, dass Sie Roger an dem besagten Freitagabend nicht getroffen haben?», fing Vanja nun noch einmal von vorn an. «Aber Sie waren zu diesem Zeitpunkt im Motel?»
    Im angrenzenden Raum nickte Sebastian vor sich hin. Sie konnten Groth zweifellos mit Zeit und Ort in Verbindung bringen, und das plagte den Mann ganz offensichtlich sehr. So sehr, dass er nicht einmal auf Vanjas Frage antwortete. Aber sie ließ natürlich nicht locker.
    «Das war eine rhetorische Frage, wir wissen, dass Sie am Freitag um halb zehn in diesem Motel waren.»
    «Aber ich habe Roger dort nicht getroffen.»
    «Bitte ihn, von Frank zu berichten», sprach Sebastian in seinen Sender. Er sah, wie Vanja dort drinnen horchte und einen schnellen Blick zur Spiegelwand warf. Sebastian nickte noch einmal zur Bestätigung, als ob sie es sehen könnte.Vanja beugte sich vor.
    «Erzählen Sie uns von Frank Clevén.»
    Groth antwortete nicht sofort. Er spielte auf Zeit, indem er die Hemdsärmel unter seinem Jackett herauszog, bis sie exakt eineinhalb Zentimeter herausragten. Dann lehnte er sich zurück und warf Vanja und Torkel einen gelassenen Blick zu.
    «Er ist ein alter Freund aus dem Schützenverein. Wir treffen uns hin und wieder.»
    «Um was zu tun?», schaltete Torkel sich ein.
    Groth richtete sich an ihn.
    «Über gemeinsame Erinnerungen aus der Vergangenheit zu sprechen. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir zusammen bei der Schwedischen Meisterschaft Bronze geholt. Meistens trinken wir ein Glas Wein, manchmal spielen wir auch Karten.»
    «Und warum treffen Sie sich nicht bei Ihnen zu Hause?»
    «Meistens treffen wir uns, wenn Frank sowieso auf der Durchreise und auf dem Weg nach Hause ist. Da liegt das Motel günstiger.»
    «Wir wissen, dass Sie sich mit Frank Clevén im Motel trafen, weil Sie ein sexuelles Verhältnis mit ihm haben.»
    Groth wandte sich Vanja zu, und eine Sekunde lang wirkte es, als würde ihn die bloße Behauptung anwidern. Er beugte sich vor und sah sie direkt an.
    «Und wie wollen Sie das
wissen
, wenn ich fragen darf?»
    «Frank Clevén hat es uns erzählt.»
    «Dann lügt er.»
    «Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Was für einen Grund hätte er, einfach so zu

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