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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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schneller Sie die Gewissheit haben, dass ich Roger nicht umgebracht habe, desto besser.»
    Vanja hatte das Gefühl, dass sich Rektor Groth soeben zum letzten Mal kooperationsbereit gezeigt hatte.
    «Haben Sie ein Handy?»
    «Ja. Wollen Sie es sehen?»
    «Ja, bitte.»
    «Es liegt in der obersten Schreibtischschublade in meinem Arbeitszimmer. Werden Sie jetzt gleich zu mir nach Hause fahren?»
    «Ja, bald.»
    Ragnar Groth stand auf. Vanja und Torkel erstarrten, aber er steckte nur die Hand in seine Hosentasche und holte ein kleines Schlüsselbund hervor. Drei Schlüssel. Er legte sie auf den Tisch und schob sie mit einer kontrollierten Handbewegung zu Vanja hinüber.
    «Der Schlüssel zu meinem Waffenschrank hängt in der Besenkammer rechts. Ich muss noch einmal darauf bestehen, dass Sie sich diskret verhalten. Ich setze voraus, dass Sie auf Uniformen und Blaulicht verzichten. In meiner Nachbarschaft bin ich ein respektierter Mann.»
    «Wir werden unser Bestes tun.»
    «Ja, das will ich hoffen.» Er setzte sich wieder. Lehnte sich so bequem es ging zurück und verschränkte erneut die Arme über der Brust. Vanja und Torkel sahen einander an. Anschließend warf Vanja einen schnellen Blick zum Spiegel. Sebastian hob das Mikro zum Mund.
    «Wir kommen an dieser Stelle wohl nicht weiter.»
    Vanja nickte, las die Uhrzeit vor und stellte das Aufnahmegerät ab. Sie blickte Torkel an und erkannte, dass sie beide dasselbe dachten.
    Sie hatten Groth zu früh einbestellt.

G enau genommen wohnte Ragnar Groth nicht in einer Villa, sondern in einem kleinen Reihenhaus. Sein Carport war mit dem des Nachbarhauses verbunden. Es war nicht schwer zu erkennen, welches der Häuser in dieser Straße ihm gehörte. Das Haus war – das sauberste.
    Der Sand von den Streufahrzeugen des Winters war penibel von der Straße und dem Bürgersteig gefegt, und zwar exakt bis zur Grundstücksgrenze. Im Carport war alles in makelloser Ordnung sortiert. Als Ursula und Billy zum Haus gingen, bemerkten sie, dass nicht ein einziges Blatt aus dem vergangenen Jahr auf dem Gartenweg oder dem perfekt getrimmten Rasen lag. An der Haustür angekommen, strich Ursula mit dem Finger über das Blech unter dem Fenster neben der Tür. Sie zeigte Billy den Finger. Schmutzfrei.
    «Er muss seine ganze Zeit darauf verwenden, alles um sich herum ordentlich und rein zu halten», bemerkte Ursula, während Billy den Schlüssel ins Schloss steckte, die Tür öffnete und hineinging.
    Das Haus war ziemlich klein. Etwa neunzig Quadratmeter, auf zwei Etagen. Sie betraten einen kleinen Flur, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. Davor waren zwei Türen und zwei Torbögen. Billy schaltete die Flurbeleuchtung ein. Sie tauschten Blicke, dann zogen sie wortlos ihre Schuhe aus. Das taten sie bei Hausdurchsuchungen normalerweise nicht, aber es wirkte fast wie eine Schmähung, dieses Haus mit Straßenschuhen zu betreten. Sie ließen die Schuhe auf der Flurmatte stehen, obwohl auf dem Schuhregal unter dem Kleiderständer rechts vom Eingang noch Platz gewesen wäre. Auf der Ablage lag ein Hut, an einem Haken hing ein Mantel. Darunter stand ein Paar Schuhe. Geputzt, ohne einen einzigen Gras- oder Lehmfleck darauf. Es roch sauber. Nicht nach Putzmittel, sondern eher – steril. Ursula musste an ein neuerbautes Haus denken, dass Mikael und sie vor ein paar Jahren einmal besichtigt hatten. Es hatte genauso gerochen, unpersönlich und unbewohnt.
    Ursula und Billy gingen weiter hinein, und jeder von ihnen öffnete eine der Türen. Hinter der rechten Tür verbarg sich eine Garderobe, die linke führte in ein Badezimmer. Eine kurze Inspektion zeigte, dass beide Räume genauso tadellos rein und ordentlich waren wie alles andere in Rektor Groths Leben. Dieser Eindruck setzte sich im übrigen Untergeschoss fort. Der Torbogen auf der rechten Seite führte in das kleine, geschmackvoll möblierte Wohnzimmer. Hinter einer Sofagruppe mit passendem Couchtisch stand ein Bücherregal, das zur Hälfte mit Büchern und zur anderen Hälfte mit Vinylplatten gefüllt war. Jazz und Klassik. Mitten im Regal stand ein staubfreier Plattenspieler. Rektor Groth besaß keinen Fernseher, jedenfalls nicht im Wohnzimmer.
    Der linke Torbogen führte in eine blitzblanke Küche. Messer, die ordentlich an einem Magnetstreifen an der Wand hingen. Ein Wasserkocher auf der Arbeitsplatte. Ein Salz- und ein Pfefferstreuer auf dem Tisch. Davon abgesehen waren alle Oberflächen leer und rein.
    Gemeinsam gingen sie die Treppe

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