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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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der Auslöser dafür, dass sie überhaupt Polizistin wurde.»
    «O wirklich? Das ist aber schön zu hören!» Sebastian lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück. «Kaum zu glauben, dass ich sie so sehr beeinflusst habe.»
    Game over. Sebastian grinste sie an. Sie würde nie, nie wieder das letzte Wort haben. Dafür hatte ihr geliebter Vater soeben gesorgt.
     
     
    Mikael rief Ursula vom Bahnhof aus an und erkundigte sich, ob sie ihn dort abholen wolle. Sonst würde er schon mal mit dem Taxi ins Hotel fahren. Ursula fluchte vor sich hin. Sie hatte zwar nicht völlig vergessen, dass er kommen würde, aber tagsüber kein einziges Mal daran gedacht. Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Es war ein schrecklich langer Tag gewesen, und er war noch nicht zu Ende. Sie stand in Groths Schlafzimmer und wollte sich gerade dem Schrank mit den ordentlich zusammengelegten Hemden, Pullovern, Unterhosen und allen anderen Kleidungsstücken widmen, die Ragnar nicht wie alles andere mit einem Zwischenraum von exakt drei Zentimetern auf die Kleiderstange gehängt hatte. Erst wollte sie ihren Mann bitten, noch eine Stunde zu warten. Sie hatte schlechte Laune. Der Mangel an konkreten Funden irritierte sie. Sie hatte mit den Waffen begonnen, aber umgehend eingesehen, dass diese sie nicht weiterbringen würden. Natürlich gab es Anzeichen dafür, dass vor kurzem mit ihnen geschossen worden war, aber Groth war ja Wettkampfschütze. Ohne die Kugel aus dem Herz des Opfers war diese Information wertlos. Die Durchsuchung des übrigen Arbeitszimmers hatte genauso wenig ergeben. Nichts Besonderes im Schreibtisch, im Sekretär neben dem Fenster oder im Bücherregal. Möglicherweise fand sich im Computer etwas Verwertbares, aber darum musste Billy sich kümmern. Auch das Badezimmer war enttäuschend gewesen. Nicht einmal ein Haar im Ausguss.
    Und jetzt hatte sie Mikael in der Leitung, der auf sie wartete. Immerhin war sie es gewesen, die ihn gebeten hatte zu kommen. Es war Abendessenszeit. Sie müsste doch wohl ohnehin irgendetwas essen? Ursula gab auf, ging die Treppen hinunter und steckte ihren Kopf in die Küche, wo Billy gerade Schränke und Schubladen durchsuchte.
    «Ich bin mal kurz weg. Komme in einer oder in zwei Stunden wieder.»
    Billy sah sie überrascht an.
    «Okay.»
    «Ist es in Ordnung, wenn ich das Auto nehme?»
    «Wo musst du denn hin?»
    «Ich muss los und … was essen.»
    Billy verstand noch immer nicht. Er konnte sich nicht erinnern, wann Ursula es zum letzten Mal für nötig gehalten hatte, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, um zu essen. Er kannte sie als eine Frau, die von eingeschweißten Sandwiches lebte, die sie an irgendwelchen Tankstellen kaufte und an den verschiedenen Tatorten verspeiste.
    «Ist was passiert?»
    «Mikael ist in der Stadt.»
    Billy nickte so verständnisvoll wie möglich, obwohl die ganze Sache immer bizarrere Formen annahm. Mikael, der Mann, den Billy ein einziges Mal für zehn Minuten gesehen hatte, als er Ursula einmal vom jährlichen Weihnachts- fest abholte, kam nach Västerås, um mit ihr essen zu gehen.
    Irgendetwas musste definitiv vorgefallen sein. Ursula verließ das Haus und ging wütenden Schrittes zu dem geparkten Wagen. Als sie die Autotür öffnete, bemerkte sie plötzlich, dass sie einen Moment lang völlig vergessen hatte, warum Mikael eigentlich in Västerås war. Nicht auf ihn durfte sie wütend sein, auf keinen Fall. Er war völlig unschuldig. In Wirklichkeit war es schlimm genug, dass sie ihn für ihre Zwecke missbrauchte. Vermutlich ging er davon aus, dass sie ihn angerufen hatte, weil sie ihn treffen wollte, ihn vermisste, und nicht, weil sie Torkel mit Mikaels Anwesenheit einen Denkzettel verpassen wollte.
    Sie sollte daran denken, besonders nett zu ihm sein, um nicht den Falschen zu bestrafen.
    Ursula setzte sich ins Auto und holte ihr Handy heraus. Auf dem Weg ins Stadtzentrum führte sie zwei kurze Telefonate. Eines mit dem Polizeipräsidium, um sich zu vergewissern, dass Torkel noch dort war, und eines mit Mikael, um einen Treffpunkt zu vereinbaren. Sie drosselte das Tempo, um ganz sicherzugehen, dass sie erst nach ihm ankam. Dann schaltete sie das Radio ein und lauschte eine Weile, ließ ihre Gedanken ruhen. Der Ball war ins Rollen gekommen. Bald würde die Strafe verhängt werden.
     
     
    «Hallo, Torkel.»
    Torkel drehte sich um. Er erkannte den dunkelhaarigen, großen Mann sofort, der in einem der Sofas vor der Rezeption Platz genommen hatte. Torkel nickte ihm

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