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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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scheißegal ist, ob Sie diese Tür öffnen oder nicht. Es kümmert ihn nicht mehr.»
    Doch es half nichts, im Gegenteil.
    Der Hausmeister straffte den Rücken und behauptete plötzlich, dass er doch keinen Schlüssel zu der betreffenden Tür besäße, ihn nie besessen hätte. Die Sekretärin nickte zustimmend. Sebastian ging auf sie zu, im Blick des Hausmeisters hatte er einen Zweifel aufflackern sehen. Ragnar Groths Macht war am Schrumpfen, das wussten sie beide, aber auf irgendeine Weise spornte vermutlich gerade das den Hausmeister an. Ein letzter Kampf, bevor diese Institution in sich zusammenfiel, die sich den meisten gegenüber immer als überlegen angesehen hatte. Sebastian blickte den Mann an und begriff, dass er in diesem Moment näher denn je daran war, den Traum seines Vaters zu zerstören. Nach diesem Fall würden das Palmlövska-Gymnasium und sein tadelloser Ruf nie mehr so sein wie zuvor. Egal, ob der Rektor schuldig war oder nicht. Das wusste Sebastian, und vermutlich begriff es auch der Mann, der ihm gegenüberstand. Obwohl der Hausmeister noch nichts von Groths Schicksal ahnte, mussten die ständigen Besuche der Polizei ihn hellhörig gemacht haben. Das Unbefleckte war bald nicht mehr unbefleckt. Sie starrten sich gegenseitig an. Sebastian stand plötzlich nicht länger nur Angesicht zu Angesicht dem Hausmeister der Schule gegenüber, sondern den Lügen, der Scheinheiligkeit und allem anderen, was der Vater verkörpert hatte. Er holte tief Luft und tat noch einen Schritt nach vorn, um notfalls jeden einzelnen Schlüssel aus jeder Tasche des kleinen Mannes herauszuschütteln. Die Tür musste geöffnet werden. Doch Ursula, die Sebastian selten so streitlustig gesehen hatte, hielt ihn zurück.
    «Nun gehen Sie schon!» Mit einem Wink vertrieb sie das Schulpersonal und blickte dann Sebastian an. «Wir sind Polizisten, vergiss das nicht. Benimm dich vernünftig.»
    Dann ging sie ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Sebastian sah ihr nach. Ausnahmsweise fiel ihm keine spöttische Erwiderung ein. Aber sie hatte unrecht, er war kein Polizist. Er war nur seiner selbst wegen hier, für niemanden sonst. Er würde ihnen – mit großer Freude – helfen, der Palmlövska den Untergang zu bereiten, aber anschließend wäre es vorbei. Er würde weiterziehen und nach einer Frau suchen, mit der er vor langer Zeit einmal geschlafen hatte. Nichts anderes, nichts weiter.
    Ursula kehrte schweigend zurück. Sie schleppte einen gewaltigen Werkzeugkoffer, den sie absetzte und öffnete. Dann beugte sie sich vor und tauchte mit einem großen Schlagbohrer in der Hand wieder auf. Schon drei Minuten später flogen ihr die Metallspäne um die Ohren, während sie das Schloss aufbohrte. Mit vereinten Kräften drückten sie die Tür auf und spähten in den dahinterliegenden Raum. Er sah aus wie ein wohlgeordnetes Büro. Zwar ohne Fenster, aber mit weißgestrichenen Wänden, angenehmem Licht und einem großen, dunklen Schreibtisch mit einem Computer darauf. Einige elegante Archivschränke an den Wänden und ein englischer Ledersessel in der Mitte. Angesichts der pedantischen Ordnung erkannte Sebastian sofort, dass sie den richtigen Riecher gehabt hatten. Die Möbel waren symmetrisch angeordnet, um dem Zimmer ein räumliches Gleichgewicht zu verleihen, und die penible Platzierung der Stifte auf dem Tisch schrie geradezu nach Ragnar Groth. Sebastian und Ursula sahen sich an und mussten lächeln. Das kleine Geheimnis des Rektors, was auch immer es beinhalten mochte, war entdeckt.
    Ursula reichte Sebastian ein paar weiße Latexhandschuhe und betrat vor ihm den Raum. Er erinnerte Sebastian an die Verhörräume in einem Stasimuseum in Ostdeutschland, das er vor einer Ewigkeit gemeinsam mit Lily besucht hatte. An der Oberfläche schick und zivilisiert, doch darunter schwelten Geheimnisse und Vorkommnisse, die in den Wänden saßen und die niemals an die Öffentlichkeit dringen sollten. Sein Gefühl wurde von dem Geruch verstärkt, den Ursula und er wahrnahmen, als sie hineingingen – frische Zitrone und trockene, verbrauchte Luft.
    Vorsichtig begannen sie mit der Durchsuchung. Sebastian nahm sich die blankgeputzten Archivschränke vor, Ursula den Schreibtisch. Es vergingen nur wenige Minuten, bis Sebastian hinter einigen Aktenordnern den ersten Fund machte. Er hielt Ursula einen Stapel mit buntbebilderten DVDs entgegen.
    «
Real Men, Hard Cocks.
Folge zwei und drei. Wo er wohl den ersten Teil versteckt hat?»
    Ursula lachte

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