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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Raum. Hanser stand einfach nur da.
    Genau, wie sie es vorausgeahnt hatte.
     
     
    Der Konferenzraum des Präsidiums in Västerås war der modernste Raum von allen. Die Möbel aus hellem Birkenholz waren nur wenige Wochen alt. Um einen ovalen Tisch herum standen acht Stühle. Die neuen Tapeten waren an drei Wänden in einem diskreten und beruhigenden Grünton gehalten, die vierte Wand war eine Kombination aus Whiteboard und Leinwand. In der Ecke neben der Tür stand die neuste Technik, die mit einem Projektor an der Decke verbunden war. Mitten in den Konferenztisch war eine Schalttafel eingelassen, mit der man alles im Raum bedienen konnte. Torkel hatte entschieden, den Raum zur Basis seines Teams zu machen, kaum dass er seinen Fuß zum ersten Mal auf den grauen Teppichboden gesetzt hatte.
    Jetzt kramte er die Papiere zusammen, die vor ihm auf der lackierten Tischplatte gelegen hatten, und leerte den letzten Rest seiner Wasserflasche. Das Gespräch mit Haraldsson über die bisherige Ermittlung war in etwa so verlaufen, wie er es erwartet hatte. Haraldssons Bericht bot eigentlich nur zweimal Anlass zur Überraschung. Das erste Mal, als sie die Ermittlung chronologisch durchgingen und Vanja von ihren Unterlagen aufsah und fragte:
    «Und was haben Sie am Sonntag gemacht?»
    «Da hat die polizeiliche Arbeit ernsthaft eingesetzt, führte jedoch zu keinem Ergebnis.»
    Die Antwort kam schnell. Einstudiert schnell. Torkel bemerkte es und wusste, dass Vanja es auch tat. Von allen Wesen, die Torkel kannte, kam sie einem menschlichen Lügendetektor am nächsten. Jetzt beobachtete er mit einer gewissen Anspannung, wie sie Haraldsson einen langen Blick zuwarf, ehe sie sich wieder in ihre Papiere vertiefte. Haraldsson atmete auf. Natürlich standen sie auf derselben Seite, doch es gab keinen Anlass dazu, die Kollegen wissen zu lassen, dass zu Ermittlungsbeginn der eine oder andere Fehler begangen worden war. Sie mussten jetzt nach vorn blicken. Deshalb war er leicht irritiert und ein wenig beunruhigt, als Vanja erneut mit ihrem Stift herumfuchtelte. Billy lächelte, auch ihm war nicht entgangen, dass Vanja einen verräterischen Klang herausgehört hatte, dem sie weiter nachgehen wollte. Wie sie es immer tat. Billy lehnte sich in dem bequemen Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Das konnte amüsant werden.
    «Wenn Sie vom Einsetzen der Polizeiarbeit sprechen», fragte Vanja mit zunehmender Schärfe, «was haben Sie da genau getan? Ich kann hier kein Protokoll einer Vernehmung finden, weder mit der Mutter noch mit irgendjemand anderem, kein Resultat einer Nachbarschaftsbefragung, keine Person, die den zeitlichen Verlauf am Freitag dokumentiert hat.» Sie sah von ihren Unterlagen auf und blickte Haraldsson an. «Was also haben Sie genau unternommen?»
    Haraldsson richtete sich ein wenig auf. Es war einfach zu dumm, dass er hier stehen und sich für die Fehler anderer rechtfertigen musste. Er räusperte sich.
    «Ich hatte an diesem Wochenende frei und bekam den Fall erst am Montag zugeteilt.»
    «Was geschah also genau am Sonntag?»
    Haraldsson sah die beiden Männer an, als suche er Unterstützung für seine Auffassung, dass es nicht so wichtig sei, allzu genau in die Vergangenheit zu blicken. Er erhielt keine. Torkel und Billy sahen ihn auffordernd an. Haraldsson räusperte sich erneut.
    «Soweit ich weiß, fuhren zwei uniformierte Kollegen zu der Mutter.»
    «Um was genau zu tun?»
    «Informationen über das Verschwinden des Jungen aufzunehmen.»
    «Welche Informationen? Wo ist die Aktennotiz dazu?»
    Vanja sah Haraldsson unverwandt an. Haraldsson begriff, dass er aus dieser Zwickmühle nicht herauskam. Also erzählte er den dreien die Wahrheit.
    Anschließend erfüllte Schweigen den Raum. Ein Schweigen, das entstand, wenn eine Gruppe von Menschen das Dümmste verdauen musste, was sie je gehört hatte – vermutete Haraldsson. Schließlich ergriff Billy das Wort.
    «Das heißt, das Einzige, was am Sonntag getan wurde, war eine zweite Anzeige zu demselben Vermissten zu schreiben?»
    «Im Prinzip ja.»
    «Okay. Der Junge verschwindet also am Freitag um 22 Uhr. Wann fangt ihr wirklich mit der Suche an?»
    «Am Montag. Nach der Mittagspause. Nachdem man mir die Anzeige übergeben hat. Das heißt, genau genommen suchen wir auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern holen erst Erkundigungen bei der Freundin des Jungen, in seiner Schule und bei anderen Zeugen ein …»
    Erneut wurde es still im Raum. Die Ermittler wussten aus

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