Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
auszuschließen – gegen Torkels ausdrücklichen Wunsch.
    «Das bedeutet wohl, dass man zusammenarbeiten wird», antwortete Jenny, die ihre Hüften erneut von der Matratze hob, um den Zugangsweg zu ihrer erwartungsvollen Gebärmutter noch steiler zu gestalten.
    «Ja, das sollte man wohl glauben, oder? Ich meine, wenn du zu einem Kollegen sagst, dass ihr in enger Abstimmung miteinander arbeiten werdet, dann bedeutet das wohl, dass ihr zusammenarbeiten werdet. An derselben Sache. Demselben Ziel entgegen, oder?»
    «Mm.»
    In Wirklichkeit hörte Jenny nur mit halbem Ohr hin. Der Sachverhalt war alles andere als neu für sie. Seit ihr Mann eine neue Vorgesetzte hatte, redete er fast ausschließlich über Dinge, die die Arbeit betrafen – und immer wenn er von seiner Arbeit sprach, ging es ausschließlich darum, seinen Unmut loszuwerden. Dass nun ausnahmsweise die Reichsmordkommission und nicht Kerstin Hanser die Zielscheibe seiner Wut war, änderte daran nicht viel. Neuer Text, alte Melodie.
    «Weißt du, was dieser Torkel Höglund von der Reichsmordkommission mit in enger Abstimmung zusammenarbeiten meint, kannst du dir das vorstellen?»
    «Ja, du sagtest es bereits.»
    «Überhaupt nicht, meint er damit! Als ich ihm endlich entlocke, wie unsere Zusammenarbeit aussehen soll, kommt nach und nach heraus, dass wir überhaupt nicht zusammenarbeiten werden! Ist das nicht verdammt merkwürdig?»
    «Ja, das ist vollkommen unbegreiflich.»
    Jenny benutzte seine eigenen Worte, mit denen er die Geschichte bereits beim Abendessen erzählt hatte. Das war eine gute Möglichkeit, informiert zu wirken, ohne es wirklich zu sein. Sie war nicht desinteressiert am Job ihres Mannes, keineswegs. Normalerweise liebte sie es, alles zu erfahren, von ungeschickten Fälschern bis hin zu Details über den Raub eines Geldtransports im vorletzten Sommer. Doch dann war Hanser in Thomas’ Leben getreten, und seine Berichte über die Polizeiarbeit waren langen Ausführungen über die Ungerechtigkeit gewichen. Verbittertem Gejammer. Er musste dringend auf andere Gedanken gebracht werden.
    «Aber weißt du, wem du jetzt richtig, richtig nah kommen darfst?» Jenny drehte sich zu ihm und ließ ihre Hand unter der Decke zu seinem schlaffen Penis wandern. Haraldsson sah sie mit der Miene eines Patienten an, dem man nach drei Zahnbohrungen berichtete, dass auch der vierte Zahn ein Loch hat.
    «Schon wieder?»
    «Ich habe gerade meinen Eisprung.» Ihre Hand hatte ihr Ziel erreicht und packte zu. Pumpte. Sanft, aber zugleich fordernd.
    «Schon wieder?»
    «Das glaube ich zumindest. Gestern Vormittag war meine Temperatur ein halbes Grad erhöht. Man sollte lieber kein Risiko eingehen.»
    Haraldsson spürte zu seiner eigenen Verwunderung, wie sich das Blut erneut staute. Jenny legte sich ganz auf seine Betthälfte, mit dem Rücken zu ihm.
    «Nimm mich von hinten, dann kommst du tiefer rein.»
    Haraldsson legte sich auf die Seite, nahm die gewünschte Stellung ein und glitt widerstandslos in sie hinein. Jenny wandte sich halb zu ihm.
    «Morgen muss ich früh raus, es braucht also nicht die ganze Nacht zu dauern.» Sie tätschelte Haraldssons Kinn und drehte sich wieder um. Und während Thomas Haraldsson seine Frau an den Hüften fasste, ließ er seine Gedanken schweifen. Er würde es ihnen wahrhaftig zeigen.
    Ihnen allen.
    Ein für alle Mal.
    Er schwor sich, den Mordfall Roger Eriksson aufzuklären.
     
     
    Während Haraldsson versuchte, seine Frau zu befruchten, ohne ihre Nachtruhe allzu sehr zu gefährden, saß der Mann, der kein Mörder war, nur wenige Kilometer entfernt in einer sporadisch erleuchteten Eigenheimsiedlung und hielt sich über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden. Im Internet. Er saß in der Dunkelheit, die lediglich vom kalten Licht des Bildschirms durchbrochen wurde, in dem Raum, den er etwas hochtrabend als Arbeitszimmer bezeichnete. In der Lokalzeitung war der Todesfall – er konnte sich nicht dazu durchringen, ihn als Mord zu bezeichnen – noch immer groß aufgemacht, obwohl sie die Fakten nicht mehr so häufig aktualisierten wie zu Beginn. Heute lag der Schwerpunkt der Berichterstattung auf einer «Schule im Schock», vier Seiten Reportage über das Palmlövska-Gymnasium. Anscheinend hatte sich jeder, von Schülern und Lehrern bis hin zum Kantinenpersonal, äußern dürfen. Die meisten von ihnen hätten genauso gut den Mund halten können, stellte der Mann, der kein Mörder war, fest, als er jede schablonenhafte Zeile und

Weitere Kostenlose Bücher