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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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hatte. Jetzt konnten sie beweisen, dass Vanja recht hatte. Für Lisa war es also wichtiger, die Wahrheit geheim zu halten, als den Mord an ihrem Freund aufzuklären. Diese Art von Geheimniskrämerei reizte Sebastian. Scheiße, im Grunde genommen begann der ganze Fall ihn mehr und mehr zu reizen. Er musste einsehen, dass ihm diese Unterbrechung seiner ewigen Grübeleien keinesfalls ungelegen kam. Solange er wollte, würde er wohl dabeibleiben und das Beste aus der Situation machen. Und neue Entscheidungen über sein Mitwirken und seine Zukunft dann treffen, wenn es notwendig war.
    «Was meinst du, Vanja? Wollen wir einen kleinen Abstecher zu Lisa machen und mit ihr reden?»
    «Ich hätte nie gedacht, dass du fragen würdest.»
    Sie machten kehrt und gingen zur Schule zurück. Doch Lisa war nach dem Englischunterricht nach Hause gegangen. Es war ihr kürzester Schultag der Woche. Blieb zu hoffen, dass sie jetzt zu Hause war. Vanja hatte keine Lust, anzurufen und nachzufragen. Dann würden sich die Eltern darauf einstellen und eine neue Verteidigungsstrategie aufbauen. Sie setzten sich ins Auto, und Vanja beschleunigte, weit über die zulässige Höchstgeschwindigkeit.

S ie schwiegen während der Fahrt. Vanja passte das gut. Sie hatte kein Interesse daran, einen Kollegen näher kennenzulernen, den man ihr im höchsten Maße aufgezwungen hatte und der hoffentlich nicht lange zum Team gehörte. Dass Sebastian nicht zum bloßen Zeitvertreib Smalltalk führen würde, wusste sie. Ursula hatte ihn als sozialen Super- GAU bezeichnet. Sie hatte auch gesagt, dass sein Schweigen auf jeden Fall vorzuziehen wäre, denn sobald er den Mund öffnete, sei er entweder plump, sexistisch, kritisch oder einfach nur widerwärtig. Solange er schwieg, machte er einen wenigstens nicht wütend.
    Wie Ursula war auch Vanja extrem irritiert gewesen, als Torkel Sebastian vorgestellt und ihnen mitgeteilt hatte, dass er sie von nun an bei den Ermittlungen unterstütze. Nicht so sehr, weil es Sebastian war. Natürlich hatte sie über ihn mehr Schlechtes gehört als über alle anderen Kollegen zusammen. Aber viel mehr stieß sie sich daran, dass Torkel die Entscheidung getroffen hatte, ohne sie einzubeziehen. Sie wusste, dass Torkel in keinerlei Hinsicht dazu verpflichtet war, sie um Rat zu bitten. Trotzdem: Sie hatte das Gefühl, dass sie so eng zusammenarbeiteten und dabei so wichtig füreinander waren, dass sie das Recht haben sollte, ihre Meinung zu einer Entscheidung zu äußern, die das gesamte Team betraf. Und zwar, bevor diese Entscheidung gefällt wurde. Torkel war der beste Chef, den sie je gehabt hatte. Umso mehr verwunderte es sie, dass er derart umfassende Veränderungen über ihren Kopf hinweg entschied. Über die Köpfe aller. Es verwunderte sie, und wenn sie ganz ehrlich war, enttäuschte es sie auch.
    «Wie heißen ihre Eltern?»
    Vanja wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie blickte Sebastian an, der sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Er sah noch immer durch das Seitenfenster.
    «Ulf und Ann-Charlotte. Warum?»
    «Nur so.»
    «Das steht in den Unterlagen, die du bekommen hast.»
    «Ich hab sie mir nicht angesehen.»
    Vanja konnte sich unmöglich verhört haben.
    «Du hast sie nicht gelesen?»
    «Nein.»
    «Warum arbeitest du eigentlich an diesem Fall mit?»
    Vanja hatte sich diese Frage bereits nach Torkels milde gesagt vager Erklärung über Sebastians Anwesenheit gestellt. Hatte er etwas gegen Torkel in der Hand? Nein, undenkbar. Torkel würde eine Ermittlung nie aus persönlichen Gründen gefährden, egal aus welchen. Sebastians Antwort kam schneller als erwartet.
    «Weil ihr mich braucht. Ohne mich werdet ihr diesen Fall nie lösen.»
    Ursula hatte recht. Man konnte leicht auf Sebastian Bergman wütend werden. Vanja parkte und stellte den Motor ab. Bevor sie ausstiegen, wandte sie sich an Sebastian.
    «Eine Sache noch.»
    «Was denn?»
    «Wir wissen, dass sie lügt. Wir haben Beweise. Aber ich möchte sie zum Reden bringen. Wir werden dort nicht hineintrampeln und ihr diese Beweise um die Ohren hauen, bis sie keinen Pieps mehr von sich gibt. Verstanden?»
    «Klar.»
    «Ich kenne sie. Ich werde das Gespräch führen. Du hältst die Klappe.»
    «Wie ich schon sagte, du wirst kaum merken, dass ich da bin.»
    Vanja signalisierte ihm mit einem Blick, dass sie es ernst meinte, bevor sie ausstieg und zum Haus ging. Sebastian folgte ihr.
    Genau wie Vanja gehofft hatte, war Lisa allein zu Hause. Sie wirkte geschockt, als sie Vanja und

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