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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Schule. Davon können wir ausgehen.»
    «Vermutlich. Wenn es tatsächlich ein Er war.»
    Sebastian blickte Vanja skeptisch an.
    «Es würde mich sehr wundern, wenn es eine Frau gewesen wäre. Sein Vorgehen und insbesondere die Sache mit dem Herz deuten auf einen männlichen Täter hin.»
    Sebastian wollte gerade zu einem Vortrag über den Drang des männlichen Täters nach Trophäen ansetzen, über das Streben nach Macht über das Opfer, indem man etwas von ihm behielt. Ein Verhalten, das bei weiblichen Tätern so gut wie nie vorkam. Doch Beatrice kehrte zurück und unterbrach ihn, noch bevor er richtig loslegen konnte. Sie setzte sich unter weiteren Entschuldigungen hinter das Pult und wandte sich ihnen zu. Jetzt sah sie etwas gefasster aus.
    «Sie haben erreicht, dass Roger hier anfangen konnte?», fragte Vanja.
    Beatrice nickte.
    «Ja, er ist mit meinem Sohn Johan befreundet.»
    Beatrice bemerkte, welche Zeitform sie gewählt hatte, und korrigierte sich sofort. «War befreundet. Er war oft bei uns zu Hause, und ich wusste, dass er sich in der Mittelstufe nicht wohlfühlte, und dann stellte sich heraus, dass es auf dem Runeberg-Gymnasium genauso weiterging, wenn nicht noch schlimmer.»
    «Aber hier fühlte er sich wohl?»
    «Mehr und mehr. Am Anfang war es natürlich schwer.»
    «Warum?»
    «Für ihn bedeutete es eine große Umstellung. Die Schüler hier sind enorm motiviert. Er war das Tempo und das Niveau, auf dem wir hier arbeiten, nicht gewohnt. Aber mit der Zeit wurde es besser. Er blieb nach dem Unterricht länger hier und ging zur Nachhilfe. Er nahm das Problem wirklich in Angriff.»
    Sebastian schwieg. Beatrice hatte ihre Aufmerksamkeit auf Vanja gerichtet. Sebastian betrachtete ihr Profil und ertappte sich bei der Überlegung, wie es wäre, mit seinen Fingern durch ihr dickes, rotes Haar zu fahren. Das sommersprossige Gesicht zu küssen. Zu sehen, wie die großen, blauen Augen sich genussvoll schlossen. Irgendetwas an ihr signalisierte … Sebastian war sich nicht sicher. Möglicherweise Einsamkeit. Aber nicht wie bei Clara Lundin, nicht so verletzlich. Beatrice wirkte sicherer, reifer. Sebastian vermutete, dass man sie schwerer ins Bett kriegen würde, aber dass sie die Anstrengung wert war. Er gab den Gedanken auf.
Eine
Frau, die in den Fall verwickelt war, genügte. Er konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    «Hatte Roger hier Freunde?»
    «Nicht so viele. Er hatte mit Johan zu tun und manchmal auch mit Erik Heverin, der aber in diesem Halbjahr in den USA ist. Und dann natürlich mit Lisa, seiner Freundin. Er war keineswegs unbeliebt oder ein Außenseiter, eher ein einsamer Wolf.»
    «Gab es Streit?»
    «Nicht hier. Aber mitunter traf er auf die Schulkameraden von seiner alten Schule.»
    «Machte er den Eindruck, als hätte er irgendwelche Sorgen?»
    «Nein. Als er ging, war er genau wie immer. Wie alle anderen froh darüber, dass Freitag war. Sie hatten eine Schwedischarbeit geschrieben, und er kam bei mir vorbei und erzählte mir, dass er ein gutes Gefühl hätte.»
    Beatrice verstummte und schüttelte den Kopf, als würde ihr erst in diesem Moment auffallen, wie sinnlos die ganze Situation war. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    «Er war ein wirklich feiner Junge. Sensibel. Erwachsen. Es ist vollkommen unbegreiflich.»
    «Ist Ihr Sohn Johan hier?»
    «Nein, er ist zu Hause. Rogers Tod hat ihn schwer getroffen.»
    «Wir würden gern mal mit ihm sprechen.»
    Beatrice nickte resigniert.
    «Ich verstehe. Ich werde so gegen 16 Uhr zu Hause sein.»
    «Sie brauchen nicht dabei zu sein.»
    Beatrice nickte erneut. Noch resignierter. Das klang vertraut. Dass niemand sie brauchte. Sebastian und Vanja erhoben sich.
    «Wir kommen eventuell wieder, sollte es notwendig sein, nochmal mit Ihnen zu sprechen.»
    «Tun Sie das. Ich hoffe wirklich, dass Sie den Fall aufklären. Es ist so … es ist so schwer. Für alle.»
    Sebastian täuschte ein einfühlsames Lächeln vor. Dann fiel Beatrice etwas ein.
    «Da ist noch eine Sache, aber ich weiß nicht, ob sie von Bedeutung ist. Roger hat bei uns angerufen, an dem besagten Freitagabend.»
    «Wann?»
    Das war eine vollkommen neue Information, man sah es Vanja an. Sie kam automatisch näher.
    «Gegen Viertel nach acht. Er wollte mit Johan sprechen, aber der war mit Ulf unterwegs, seinem Vater. Ich habe ihm gesagt, dass er Johan auf dem Handy anrufen kann, aber das hat er nicht getan, sagt Johan.»
    «Was wollte er? Hat er irgendetwas dazu

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