Der Mann, der nicht geboren wurde

wer hinter der ganzen Sache
steckt. Wir hatten ja schon längst die Theorie aufgestellt, dass es sich bei DMDNGW um einen Auftragsmörder oder eine Auftragsmördergruppe
handelt. Zu einem Auftrag gehört aber ein Auftraggeber, und der fehlte uns bis
jetzt. Nun ist aber einer in Erscheinung getreten, zu dem ein solches Vorgehen
passen könnte. Er heißt Wellingor Deterio, hat Anfang des Jahres noch für eine Fabrikation
namens Batis gearbeitet, die wiederum Schwarzwachs an
die Königin lieferte. Deterio hat durch die Zusammenarbeit von Mammut und Erdbeben die Terreker
Schwarzwachsmine verloren und dabei – wie ich glaubte – auch seine Gesundheit
und sein Leben. Offensichtlich hat ihn aber jemand wieder aufgepäppelt, und nun
hat er Grund genug, uns alle mit Rache zu überziehen. Such ihn auf. Er wird
sich irgendwo in Warchaim einquartiert haben, wahrscheinlich in einem der
nobleren Gasthäuser. Triff dich mit ihm. Entweder kennt er dich nicht oder er
weiß alles über das Mammut , weiß dann aber, weil du
nicht bei uns wohnst, nicht mit Sicherheit, wie du zu uns stehst. Er kann nicht
wissen, dass du zu uns gehörst. Beglückwünsche ihn dafür, wie nachhaltig er das Mammut zerschlagen hat. Und versuche, indem du ihn
lobst und bestätigst, herauszufinden, wie er uns überhaupt auf die Spur
gekommen ist, denn meines Wissens hat keiner von uns in Terrek den Begriff Mammut fallen lassen. Versuche, etwas über DMDNGW in Erfahrung zu bringen und zu welchen Konditionen
Deterio ihn oder sie angeheuert hat. Bringst du das fertig?«
    Â»Ich soll also so tun, als wäre ich eure Feindin?«
    Â»Das würde dir bei ihm sicherlich weiterhelfen.«
    Â»Und wie habe ich erfahren, dass er dahintersteckt?«
    Â»Du warst dabei, als Rodraeg Delbane in der Zelle anfing zu schreien
und zu toben und rief: ›Deterio hat uns das alles angetan! Deterio ist
schuld!‹«
    Â»Weil ich auch im Gefängnis war?«
    Â»Nein, besser, weil du mit der Garde zusammengearbeitet hast, um uns
letzten Endes zur Strecke zu bringen.«
    Â»Und warum hasse ich euch so?«
    Â»Weil es uns im Thostwald nicht gelungen ist, die Kaninchen zu
retten. Und weil du unseretwegen gefoltert wurdest.«
    Â»Das ist irgendwie verrückt.«
    Â»Deterio wird das verstehen. Er hält uns, glaube ich, nicht nur für
Feinde der Königin, sondern auch für fahrlässig und gefährlich. Er hat mehr als
nur einen Grund, um uns unschädlich zu machen. Deshalb möchte ich auch nicht,
dass du ihm irgendetwas antust. Wir haben ihm bereits mehr Schaden zugefügt, als
er womöglich verdiente. Immerhin war er kein Mörder oder so etwas, sondern nur
ein skrupelloser Flussverschmutzer. Auf eine gewisse Art und Weise hat er sogar
recht, wenn er der Meinung ist, dass wir Katastrophen nicht nur beheben,
sondern auch auslösen. Aber die Wahl seiner jetzigen Mittel ist nicht
hinnehmbar. Er hätte mich töten sollen, aber indem er
Eljazokads und Estérons Tod in Kauf nahm, die beide mit Terrek gar nichts zu
tun hatten, hat er sich schuldig gemacht. Bring mir Informationen über DMDNGW und wie man DMDNGW aufhalten
kann. Dann sehen wir weiter.«
    Tjarka fand Wellingor Deterio
nach nicht einmal halbstündiger Nachforschung. Der Gesuchte war ganz ohne
Heimlichkeiten in Warchaims vornehmstem Gasthaus, den Warchaimer Stuben in der Nähe
des Rathauses und in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtgardegarnison,
abgestiegen.
    Tjarka erkundigte sich ganz einfach
unten an der Rezeption nach ihm und bekam den Hinweis, sich an einen von
Deterios Begleitern zu wenden. Einer dieser Männer hielt sich unten im
Schankraum auf, ein vierschrötiger Geselle mit bürstigen, kurzen Haaren. Tjarka
gab an, dass sie eine erklärte Feindin des Mammuts sei und sich bei Deterio für seine geleistete Arbeit
bedanken wolle. Der Vierschrötige musterte sie von oben bis unten und forderte
sie dann auf, ihm ihre Waffen auszuhändigen. Wortlos reichte sie ihm ihr
Waldmesser und ihre Steinschleuder. Dann führte er sie nach oben in den zweiten
Stock.
    Seit Tjarka Eljazokad und Bestar vom Mammut begegnet
war, war ihre Welt seltsam, unbegreiflich und voller Schrecken geworden. Zuerst
eine Verfolgungsjagd von Wahnsinnigen durch einen selbstentfremdeten Wald. Dann
eine demütigende Haft, festgeschnallt an einer Schlachtbank. Eine andere Welt
mit rotem Schnee, brüllenden Verfolgerkriegern,