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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mann, der nicht geboren wurde . Also
war DMDNGW keine Gruppe, sondern eine einzelne
Person, die aber in der Lage war, andere für sich arbeiten zu lassen und
Ahnungslose wie Marionetten zu steuern. War nicht Cajin bei seinen vielen
Deutungsversuchen der Buchstabenfolge DMDNGW einmal
sehr nahe daran gewesen, die tatsächliche Bedeutung zu erahnen? Richtig, er
hatte etwas hergeleitet: Aus dem Jungen, der nicht geboren
wurde , konnte der Mann, der nicht geboren wurde ,geworden sein. Wer war noch mal dieser Junge gewesen? Der
Schmetterlingsjunge, den die Dreimagier benutzten, um
mit dem Mammut zu kommunizieren.
    Waren die Dreimagier der Schlüssel? Oder
hatten sie dem Mammut einfach nur Hinweise geben
wollen – Hinweise, die das Auseinanderbrechen des Mammuts hätten verhindern können?
    Rodraeg wusste es nicht. Und er konnte jetzt auch nichts mehr in
Erfahrung bringen. Er konnte sich nur wappnen für den Fall, dass ein
ferngelenkter Wächter ihn bei der Essensübergabe zu erstechen trachtete.
    Ihm blieb nur, sich einzustellen auf ein trostloses, von Misstrauen
geprägtes Überleben in einer durch und durch feindseligen Welt.
    Weil er in den Nächten so wenig
Schlaf fand, döste er schon am Nachmittag unruhig vor sich hin. Träume suchten
ihn heim, verweigerten sich jedoch jeglichem Erinnertwerden. Wenn er
hochschreckte, ärgerte er sich darüber, dass wieder eine Stunde verstrichen
war, in der der Nebelmond näherrückte, ohne dass Rodraeg auch nur das Geringste
zu seiner und der Rettung des Mammuts beitragen konnte.
    Er war so hilflos, dass er hätte
weinen können wie ein kleiner Junge, wenn er sich nur zum Weinen nicht zu matt
und abgestumpft gefühlt hätte.
    Auch hatte er das Gefühl, dass alles an ihm vorbeilief. Während
draußen der Herbstwind den Kontinent, das Leben und alle Geschehnisse
voranwehte, stand hier in dieser Zelle alles still wie festgemauert. Hier gab
es nichts mehr zu lernen, nichts mehr zu erfahren, nichts mehr zu ändern.
    Das Mammut war nicht einfach nur gefallen,
sondern lebendig begraben worden.
    Um nicht vollkommen der Apathie anheimzufallen, betete Rodraeg –
etwas, was er vor seiner Zeit beim Mammut eigentlich
nie getan hatte. Er betete für Bestar und dass ihm die Flucht vor den Gardisten
und das Erreichen der Riesen gelingen möge. Er betete für Naenn, Cajin und
Nemialé auf ihrem dunklen Weg nach Nordwesten. Er betete für Tjarka, dass sie
nicht, ohne an Terrek überhaupt auch nur im Mindesten beteiligt gewesen zu sein,
mitzerrieben wurde von diesem Wirbelsturm der Rachsucht, den Deterio da
entfesselt hatte. Er betete für Estéron. Und er betete für Eljazokad, dass
dessen Seele Frieden finden möge. Es war ausgesprochen ärgerlich, dass Rodraeg
keine Zeit und Gelegenheit gehabt hatte, Eljazokads eigentümliche Tagebücher
ausgiebig zu studieren. Womöglich fand sich in ihnen ein Hinweis darauf, wo
Eljazokads Seele nach dem Tode ihre Ruhe finden konnte.
    Mitten in der tiefsten Nacht
weckte ihn ein Geräusch an seinem Zellengitter. Noch bevor Rodraeg wirklich
wach war, hatte er schon die Fäuste kampfbereit geballt, denn nun, fürchtete
er, würde DMDNGW auch
bei ihm die schwarze Nadel oder Schlimmeres zum Einsatz bringen.
    Â»Rodraeg Talavessa Delbane?«, wisperte
eine ihm unbekannte männliche Stimme.
    Â»Ich werde nicht ans Gitter kommen«, zischte Rodraeg zurück. »Du
musst dich schon hier hereinbemühen, wenn du an mich herankommen willst!«
    Â»Ich brauche nicht an Euch heranzukommen«, flüsterte die Stimme
weiter. Sie klang wie die eines Greises. »Hört mir gut zu, denn wir haben nicht
viel Zeit. Mein Name ist Trenc Weraly. Riban Leribin sagte mir, er hätte Euch
über mein Eintreffen informiert.«
    Â»Ach, ja. Das habe ich längst wieder vergessen. Ihr habt Euch,
fürchte ich, zu viel Zeit gelassen.«
    Â»Es ging nicht schneller. Ich musste Riban Leribin sicher aus Aldava
herausgeleiten. Es gab schwerwiegende Zwischenfälle im Versteck des Kreises . Ilde Hagelfels ist tot. Gerimmir und die alte Frau
namens Eria haben Verbrennungen erlitten, konnten jedoch aus der Hauptstadt
fliehen. Riban Leribin ist hier, vor den Toren von Warchaim.«
    Â»Dann ist der Kreis also auch gefallen.«
    Â»Noch nicht ganz. Hört mir gut zu. Ich kann Euch hier herausbringen.
Ohne Waffengewalt. Sogar ohne Magie. Ich bin im Besitz von Vollmachten, die
zwar

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