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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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es ist schade, dass er nicht mehr existiert.«
    Â»Ja, der Kreis war groß. Viel größer als
ich. Aber das Mammut existiert noch immer. Du musst
lediglich die einzelnen Mitglieder zusammensammeln wie die Bruchstücke eines
kostbaren Gefäßes.«
    Â»Und wohin mich dann wenden?«
    Â»Dorthin, wohin dein eigenes Herz und dein eigener Verstand dich
führen.«
    Sie schwiegen wieder, während auf drei ihrer Seiten, wie bei einem
nicht ganz geschlossenen Kreis, das Wasser im Tageslicht zu funkeln begann.
    Â»Es hat nicht funktioniert«, sagte Rodraeg schließlich.
    Â»Was hat nicht funktioniert?«
    Â»Dass ich Euch nun so sehr hasse, dass ich es fertigbringen könnte,
Euch zu ermorden. Auch nicht, wenn ihr ein sterbender Säugling seid. Ich kann
so etwas einfach nicht tun. Tut mir leid.«
    Â»Ich verstehe. Nun, vielleicht gibt es noch einen anderen Weg. Ich
bin der Gründer des Kreises . Der Kreis wiederum begründete das Mammut . Ich bin also
befugt, Trenc Weraly zum neuen Oberhaupt des Mammuts zu
ernennen. Er wird keine Bedenken haben, mich zu töten, wenn er dadurch seinen
Erzgegner in eine Falle locken kann.«
    Â»Ja, das könnte gehen. Und es wäre sogar plausibel, dass ich dem Mammut gekündigt habe, nach allem, was geschehen ist, und
nach allem, was Ihr mir, wie ich jetzt erfahren habe, zugemutet habt.«
    Riban sah Rodraeg von unten herauf an. »Und wie, Rodraeg Delbane,
steht es in Wirklichkeit?«
    Â»In Wirklichkeit … bin ich noch entschlossener denn je, das Mammut in die Zukunft zu führen.«
    Â»Dann machen wir es so. Komm, lass uns den alten Soldaten wecken,
bevor ich die Hälfte unserer Absprachen wieder vergessen habe. Du kannst dir
gar nicht vorstellen, wie anstrengend es ist, dieses achtjährige Hirn und dieses
achtjährige Herz zu einer einheitlichen Konzentration zu zwingen.«
    Trenc Weraly war tatsächlich
eingenickt. Als Riban ihn wachrüttelte, sah er noch greisenhafter und
eingefallener aus als während der nächtlichen Befreiungsaktion. Der Magier
erläuterte ihm den Plan. Weraly nickte entschlossen. Seine von Flecken
übersäten Hände umklammerten den Griff eines uralten Armeedolches.
    Dann bereiteten sie die Stätte ihres
Hinterhaltes vor, vielmehr: Riban tat dies. Rodraeg beobachtete unterdessen
besorgt die Straße nach Warchaim, ob sich Gardisten zeigten, die ihn suchten,
und der alte Oberst vervollständigte seine Notizpergamente.
    Diese drückte er dann Rodraeg in die Hand. »Hier steht alles
geschrieben, was ich im Laufe von achtundvierzig Jahren über den Mann, der nicht geboren wurde , in Erfahrung bringen konnte.
Es mag dir helfen, dich und deine Leute vor Gericht zu entlasten, mein Junge.«
    Â»Habt Dank.«
    Wieder wurde Rodraeg von dem Gefühl beschlichen, dass er hier mit
zwei wahnsinnigen Greisen, zwei Besessenen zusammen war. Vielleicht wäre es
seine Aufgabe gewesen, sie von ihrem Plan abzubringen. Wie irrsinnig war es,
ein Kind, das über siebzig Jahre alt war, von einem weiteren Siebzigjährigen
umbringen zu lassen, nur um damit eines Knaben habhaft werden zu können, der 3600
Jahre lang Morde beging? Gab es wirklich keine Möglichkeit mehr, die Geschichte
des Mammuts in nachvollziehbare, menschliche Bahnen
zurückzulenken?
    Nein. Denn die Toten blieben jetzt tot, und es führte kein Weg mehr
zurück zum Gelächter am Abendbrottisch im Haus des Mammuts .
    Riban hatte unweit des Ufers einen drei Schritte durchmessenden
Kreis gezogen, diesen von Unkraut und Herbstlaub gereinigt und mit einem Stock
magische Zeichen in diesen Kreis gezeichnet. Rodraeg glaubte, verschnörkelte
Buchstaben zu erkennen, Symbole der Gottheiten, Tiere, selbst Konstellationen
des Himmels.
    Â»Wird der Mann, der nicht geboren wurde nicht argwöhnisch werden, falls er Euren magischen Zirkel bemerkt?«, fragte
Rodraeg skeptisch.
    Â»Der Zirkel ist nicht für ihn, sondern damit ich vorher meine
Energie auf Trenc übertragen kann«, gab Riban beinahe gut gelaunt Auskunft.
»Hier: Diese Linie führt durch alle Zeichen nach außen. In die Mitte muss ich.
Ans Ende der Linie gehört Trenc.«
    Â»Und wo soll ich mich aufhalten? Jetzt, wo Weraly alles erledigt,
bin ich eigentlich ziemlich überflüssig.« Und meine Flucht
aus dem Gefängnis, die mich nun zum Geächteten macht, diente lediglich dazu,
von Riban vor seinem Tod noch ein paar unangenehme

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