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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das
Sippenoberhaupt mit dem Mammut gepflegt hatte, jemals zur Sprache kam. Konnte das Mammut eigentlich belangt
werden, weil es dem Händler angesichts einer tatsächlichen Gefahr Unterstützung
verweigert hatte? In Aldava hatten Rodraeg und Baladesar unter Advokat
Hjandegraan einmal an einem Prozess als Gehilfen mitgewirkt, in dem es um
»unterlassene Hilfeleistung« gegangen war. Aber was war »unterlassene
Hilfeleistung« genau? Von Heyden hatte sich ja nicht in einem unmittelbaren
Gefecht befunden, und das Mammut war achtlos vorübergegangen. Er hatte sie anheuern wollen,
als Leibgarde, und sie hatten das abgelehnt. Das war jedermanns gutes Recht.
    Dennoch: Etwas nagte an Rodraeg. Das Wissen um die Identität eines
der drei gegen von Heyden Verschworenen. Wenn das Mammut sich
mit diesem Wissen nicht an die Garde wandte, machte es sich mitschuldig, falls
weitere Morde geschahen.
    Rodraeg war froh, mit Estéron einen älteren, lebenserfahreneren
Gesprächspartner im Haus zu haben. »Was sollen wir nur machen?«, fragte er ihn
in der Stunde der Abenddämmerung. »Wir können nicht mit der Garde
zusammenarbeiten. Das würde viel zu viel Licht werfen auf das, was wir
tatsächlich tun. Aber wir können unser Wissen doch auch nicht
hinunterschlucken, als hätte es nie existiert.«
    Der blinde Schmetterlingsmann massierte sich nachdenklich den
Nasenrücken. »Ich würde sagen, dir stehen zwei sehr unterschiedliche
Möglichkeiten offen. Erstens: Das Mammut ermittelt
selbst gegen diesen Verdächtigen namens Cruath Airoc Arevaun. Naenn sagte mir,
dass ihr sogar wisst, wo in Warchaim er abgestiegen ist. Das ist aber natürlich
sehr gefährlich, und da ihr zurzeit nicht einen einzigen wirklichen Kämpfer zur
Verfügung habt, solltet ihr euch vielleicht besser nicht mit einem Krieger
anlegen. Zweitens: Ihr lanciert eine anonyme Nachricht an die Garde, eine
Denunziation, wenn man so will. Das hält euch zwar aus allem heraus und wirft
ein Licht auf den Verdächtigen, aber es erzeugt auch ein weiteres Mysterium.
Denn die Garde wird sich fragen: Von wem stammt diese Nachricht? Und sie wird
in dieser Richtung womöglich genauso energisch nachforschen wie in Richtung des
Verdächtigen.«
    Â»Du nennst ihn immer ›den Verdächtigen‹. Hältst du es denn für
möglich, dass er unschuldig ist?«
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich sagte es doch heute Morgen schon. Dem Mammut wurde ein baldiges Ende angedroht. Im Haus gegenüber wurde jemand
ermordet. Das Augenmerk der Garde fällt dann auch in Richtung Mammut . Sowohl von Heyden als auch Arevaun sind womöglich
nichts weiter als Figuren in einem undurchsichtigen Spiel. Das Mammut könnte das Ziel dieses Spieles sein, aber auch
lediglich eine weitere Figur. Wir müssen versuchen, das Muster zu entwirren, um
weiteren Schaden von uns abzuwenden.«
    Â»Aber wir haben nur einen einzigen Anhaltspunkt: Cruath Airoc
Arevaun. Er ist womöglich von Heydens Mörder. Er ist womöglich DMDNGW . Er ist womöglich keines von beiden, weiß aber mehr
als wir.«
    Â»Dann suchen wir ihn auf. Du und ich. Ich kann dir im Falle eines
Angriffs besser beistehen als Cajin. Cajin bleibt bei Naenn und passt auf das
Haus auf.«
    Â»Ist das … weise?«
    Â»Wenn ein Haus brennt, Rodraeg – ist es weise, in die Flammen zu
laufen, um Leben zu retten?«
    Es war bereits dunkel, als
Rodraeg und Estéron aufbrachen. Der Schmetterlingsmensch hatte Rodraeg am
Oberarm gefasst und ließ sich so von ihm führen. Rodraeg hatte das lange
Schwert Ryot Melrons gegürtet, für alle Fälle. Das Leer
das! war nicht weit, einmal nach links ums
Eck und dann noch fünfzig Schritte. Es war die dem Haus
des Mammuts deutlich am nächsten gelegene
Kaschemme Warchaims. Nachts konnte man bei offenem Fenster manchmal das Johlen
und Singen der Besoffenen bis in Naenns Zimmer hören.
    Heute Nacht war wieder besonders viel
los im Leer das! .
Es wurde gebechert und gerülpst, fettes Schweinefleisch verschlungen und dabei
laut gefurzt, dreistimmig gesungen, leichten Mägden in die wogenden Ausschnitte
gestiert, mit Messern auf Korkscheiben und auch weit daneben geschmissen, es
wurde mit einer Fiedel aufgespielt, und zwei zahnlückige Paare wagten sogar ein
Tänzchen in den Pfützen aus Bier, Erbrochenem und Bratensoße. Rodraeg war erst
ein einziges Mal – zu

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