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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dieser Stadt.«
    Â»Rodraeg … Delbane? Den Namen kenne ich doch. Seid Ihr nicht ein
Schutzbefohlener von Schwester Hebezie?«
    Â»So ist es. So war es, dank ihrer Hilfe.
Wir haben uns gerade nach ihr erkundigt und ihr unsere Grüße bestellt.«
    Â»Ich kann Euch nur … Verrücktes erzählen.«
    Â»Wir wären Euch dennoch dankbar.«
    Die Oberschwester holte tief Atem. »Der arme Mann erzählte immer
wieder von dem Magister, dem Magister Siusan, der ihm und den anderen Geld gab
für … Fleischfresser und ihnen noch mehr Geld geben wollte für Pflanzenfresser.
Er erzählte von den Flammen, die aus Tieren schlagen. Von einem Pferd, glaube
ich, dessen Fell und Mähne aus Feuer bestanden. Von Menschen mit der Kraft von
zehn Menschen, die auf Libellen reiten und in roten Schlössern leben. Und von …
dem blauhaarigen Mann, der sich durch einen … Bruder schneidet wie ein Wurm
durch einen faulenden Apfel.«
    Â»Ein blauhaariger Mann?« Rodraeg spürte, wie sich Gänsehaut auf
seinen Armen bildete.
    Â»Ja«, hauchte die Oberschwester. »Vor diesem hatte er am meisten
Angst. Mehr noch als vor dem Feuer. Das Feuer sollte ein Vorhang sein, um sie
alle vor dem Blauhaarigen zu verbergen.«
    Â»Sie alle. Hat er die Namen aller Mitbeteiligten erwähnt?«
    Â»Nein. Nur immer wieder seinen eigenen – Briun Casceda – und den des
Magisters. Carmaron Siusan.«
    Â»Hat er nie von einem Klippenwälder gesprochen? Einem Krieger?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Estéron gab ihr aus seinem Geldbeutel einige Münzen, um ihre Arbeit
und das Krankenhaus damit zu unterstützen.
    Auf dem Rückweg – linkerhand vom Park, auf einer Straße, die in
gerader Richtung zum Haus des Mammuts zurückführte –
sagte Rodraeg: »Ein blauhaariger Mann. Wir sind ihm zweimal begegnet. Im
Larnwald, als er einen Werwolf umbrachte. Und in Wandry, als er hinter den
Walen her war. Wir haben ihn und seine Männer bezwungen, aber sein Leichnam
löste sich in Luft auf und verschwand einfach. Sein Name ist Udin Ganija. An
dem Tag, an dem ich Naenn zum ersten Mal begegnete, habe ich von ihm geträumt,
wie er auf ein junges Mammut Jagd macht. Deshalb heißen wir überhaupt das Mammut .«
    Â»Du bist dir sicher, dass es derselbe Mann ist?«
    Â»Wie viele Blauhaarige gibt es? Und wie viele von denen waten in
Blut und Feuer, wo immer sie auch hintreten, und kreuzen immer wieder die
Fährte des Mammuts ?«
    Â»Dann ist er in Warchaim?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich hoffe nicht.«
    DMDNGW . Der Mann, der
nicht getötet wurde.
    War es das? Steckte er hinter dem
Drohbrief und den ganzen Brand- und Mordleichen, die das Haus
des Mammuts zu umschweben schienen wie Schiffsbruchsplitter einen
Mahlstrom?
    Der folgende Tag, der 14. Blättermond, verlief ausgesprochen ruhig.
    Rodraeg war dankbar, dass es nirgendwo
brannte, nirgendwo jemand umgebracht wurde und kein blauhaariger Mörderkrieger
sich durch Äpfel fraß.
    Rodraeg machte mit Estéron noch einen Rundgang. Nachdem er gestern
Abend das Wohl Hebezies überprüft hatte, wollte er heute noch nach Samistien
Breklaris schauen. Zu diesem Zweck mussten sie den Kräuterladen im
Häuserlabyrinth östlich des Marktplatzes nicht eigens betreten. Rodraeg spähte
durchs Fenster und sah den hoch aufgeschossenen Händler mit einer Kundin
sprechen. Da er sich gesundheitlich gut fühlte und auch in Bezug auf Breklaris’
Sicherheit keine Pferde scheu machen wollte, kehrte er mit Estéron um, ohne ein
Gespräch zu suchen.
    Auf dem Rückweg stellte er dem Schmetterlingsmann gegenüber fest:
»Du hast mir gar nicht erzählt, ob es dir gelungen ist, mit Riban Kontakt
aufzunehmen.«
    Â»Ich habe dir nichts erzählt, weil es nichts zu erzählen gibt. Riban
befindet sich in einer eigenartigen Stimmung. Er ist verwirrt und furchtsam,
fast wie ein noch viel kleineres Kind, als er mittlerweile eines ist. Er konnte
mir nicht sagen, woher er DMDNGW kennt, aber zwischen
seinen Worten spürte ich heraus, dass Riban sich wieder in den Turm
zurückgezogen hat, in dem er das letzte Jahrzehnt vor der Gründung des Kreises überwiegend verbracht hat, und sich fühlt, als
würde er einer Belagerung standhalten.«
    Â»Bist du eigentlich auch einer von den Zehn ?«
    Estéron lachte auf. »Ich? Nein. Möglicherweise hätte es sich

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