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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Beginn des Jahres auf seiner Suche nach einem
Bogenschützen – hier gewesen und fühlte sich sofort wieder in die
Ausschweifungen von Skerb versetzt. Estéron brach schier zusammen in den
Angriffswellen von Gestank, die auf seine feine Nase einstürmten.
Glücklicherweise brauchten sie sich nicht lange hier aufzuhalten. »Cruath?«,
fragte der speckige Wirt, als Rodraeg ihn sich griff. »Der ist vor fünf Tagen
hier weg. Er ist ins Slessinghaus gezogen. Sagte, dort kann er umsonst wohnen.«
    Â»Ins Slessinghaus? Das ist doch das, das vorgestern abgebrannt ist!«
    Â»Kann man mal sehen, was? Wäre er bei mir geblieben, wäre er noch am
Leben.«
    Â»Moment mal – Cruath Airoc Arevaun war unter den Toten des
Slessingbrandes?«
    Â»Na – sie haben doch keinen lebend rausgeholt, oder etwa doch? Nur
zwei Leichen und ein brabbelndes Brathähnchen.«
    Â»Aber … Ihr habt ihn nicht identifiziert? Es kann doch sein, dass er
gar nicht im Haus war, als es brannte?«
    Â»Möglich ist natürlich alles. Bin ich ein Hellseher? Bestellt lieber
was, anstatt mich hier vom Arbeiten abzuhalten!«
    Rodraeg schaffte den hilflos herumeiernden Estéron aus diesem
Verdauungsinferno hinaus. Draußen lehnten sie sich erst mal gegen eine Hauswand
und atmeten sich den Ekel aus dem Leib.
    Â»Die … Geschichte … verdichtet sich«, japste der Schmetterlingsmann.
»Der Brand hat zu tun mit Arevaun, also auch mit von Heyden, und unter
Umständen auch mit uns.«
    Â»Das Siechenhaus. Wir sollten versuchen, an den Überlebenden
heranzukommen, solange er noch ein Überlebender ist.«
    Â»Wir dürfen nicht stundenlang wegbleiben, sonst fürchten Naenn und
Cajin, Arevaun hat uns etwas angetan.«
    Â»Das Siechenhaus ist nicht weit von hier. Dort drüben durch den Park
des Badehauses, dann sind wir schon dort.«
    Eiligen Schrittes durchquerten sie den schöngestutzten Park. Der
Gesang aus dem Leer das! lallte ihnen noch eine ganze
Weile hinterher wie ein unangenehmer Geruch. Schließlich waren sie allein mit
sich und ein paar nächtlichen Vögeln auf den Wegen des Parks. Rodraeg merkte,
wie er das Heft seines Schwertes umklammerte, doch niemand griff sie an.
    Das Krankenhaus – neben dem Schloss Figelius das größte Gebäude der
ganzen Stadt – mit seinen ausgedehnten Innenhöfen, Siechenbereichen,
Schwesternkammern, Irrenzellen und Geburtenzimmern leuchtete sanft im Schein
von Fackeln, Öllampen, Laternen und Kerzen. Die silbernen Schemen von
Heleleschwestern huschten überall herum. Des Nachts gab es genauso viel zu tun
wie tagsüber.
    Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, erkundigte Rodraeg
sich nach Schwester Hebezie. Es ging ihr gut, versicherte man ihm, aber sie
ruhe sich gerade nach einer anstrengenden Tagschicht aus. Rodraeg ließ ihr
Grüße bestellen. Anschließend gelang es ihm, eine schon sehr betagte
Oberschwester abzupassen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. »Besteht eine
Möglichkeit für uns, Briun Casceda unsere Aufwartung zu machen? Wir erhoffen
uns davon Aufschluss darüber, ob ein guter Freund von uns, Cruath Airoc
Arevaun, bei dem Brand ums Leben gekommen ist oder nicht. Möglicherweise können
wir so der Garde bei der Erkennung des unbekannten Toten behilflich sein.«
    Â»Ihr seid leider zu spät gekommen. Casceda ist heute Morgen
verstorben. Seine Verletzungen waren dermaßen tiefreichend – es war ein Wunder
Heleles, dass er überhaupt noch am Leben war.«
    Â»Hat er irgendetwas gesagt, das uns weiterhelfen könnte? Hat er den
Namen Cruath Airoc Arevaun erwähnt? Oder den Namen Mirilo von Heyden?«
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Wir haben der Garde bereits
alles gesagt, was wir wissen. Vielleicht solltet Ihr Euch an das Stadtgardehaus
wenden. Es liegt gleich dort drüben, hinter dem Totenhaus.«
    Zum ersten Mal mischte sich Estéron in das Gespräch ein. »Manchmal gibt
es Dinge, die man der Garde nicht erzählt, weil sie zu belanglos oder zu wirr
scheinen. Uns könnte jedoch auch dergleichen weiterhelfen.«
    Sie sah ihn an, schien in seinen mondfarbenen Augen zu forschen.
»Seid Ihr … ein Schmetterlingsmensch?«, fragte sie mit einer ganz anderen, viel
sanfteren Stimme als vorher.
    Estéron nickte fast unmerklich und lächelte. »Und dies hier ist
Rodraeg Delbane, einer der rechtschaffendsten Einwohner

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