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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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den Fremden dingfest zu machen. War es ein
Mann oder eine Frau?«
    Â»Ich bin Euch überhaupt keine Rechenschaft schuldig«, wiederholte
Unert nur. Die Hauptfrau hatte ihm diesen Satz wohl eingebläut.
    Â»Das kann doch nicht wahr sein!«, begehrte Rodraeg auf. »Das ist
eine Spur, eine heiße Spur! Die Hauptfrau wird Euch den Kopf abreißen dafür,
dass Ihr den Mörder habt entkommen lassen!«
    Â»Ich habe alles gesehen und notiert«, trotzte ihm der Gardist. »Aber
ich werde meinen Posten nicht verlassen, um jemandem hinterherzurennen. Das
wollt Ihr ja nur!«
    Â»Oh, Mann – wir rennen ihm hinterher! Ihr
dürft gerne hierbleiben! Nur, wo ist er lang?«
    Gardist Unert schwieg und machte extra schmale Lippen, um deutlich
zu machen, dass er auch weiter schweigen würde.
    Jetzt war es Cajin, der Rodraeg beruhigend die Hand auf die Schulter
legen musste. »Eigentlich kann er ja nur weiter die Straße hochgelaufen sein,
sonst hätten wir ihn von der Kreuzung aus sehen müssen.«
    Â»Es sei denn, er ging kaltblütig langsam direkt an uns vorbei. Wir
haben mehrere Leute passiert, aber niemand sah besonders verdächtig aus.« Es
war zum Haareraufen! Die möglicherweise einzige Chance, die sich ihnen im
Verwirrspiel DMDNGW s jemals bieten würde, eine Aktion
auf frischer Tat zu unterbinden, entfernte sich mit jedem verstreichenden
Sandstrichbruchteil weiter ins Unendliche.
    Â»Wir müssen uns trennen«, entschied Rodraeg. »Wir müssen in beide
Richtungen die Straße absuchen. Vielleicht haben wir Glück und sehen jemanden
rennen.«
    Â»Aber … dass wir uns trennen, ist womöglich genau das, worauf er es
abgesehen hat. Das ist ein professioneller Mörder, Rodraeg! Er hat vielleicht
abgepasst, dass wir ihn beinahe erwischen konnten – und verfolgen.«
    Â»Du bist ja noch wahnhafter als ich. Also los. Du da lang, ich hier.
Wir halten Sichtkontakt, wenn jemand etwas entdeckt, winkt er den anderen
heran. Und Ihr, Gardist Unert, schaut zu und notiert alles. Wenn einer von uns
beiden jetzt nämlich gleich auf offener Straße eine Nadel durch den Kopf
bekommt, könnt Ihr zur Abwechslung mal unmittelbar bei einem Mord dabei sein,
anstatt immer nur zu spät zu kommen!«
    Sie waren bereits losgerannt, während Rodraeg noch redete. Rodraeg
hatte Cajin absichtlich in die weniger gefährliche Richtung geschickt, nach
Osten, von woher sie gekommen waren. Er selbst lief nach Westen die Straße
hinauf, die leider eine fast unmerkliche Biegung machte, sodass er Cajin schon bald
aus den Augen verlor. »Verdammter Mist!«, fluchte er laut, was ihm so manchen
argwöhnischen Blick von Passanten einbrachte. Nirgends rannte jemand oder
huschte auffällig in einen Türeingang. Nirgends blickte sich jemand gehetzt um.
Nirgends war jemand außer Atem und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Der Eindringling war verschwunden – oder bei Cajin. Rodraeg beeilte sich
zurückzurennen und konnte Cajin bald wieder erkennen, der schon auf Höhe des
Badehauses ostwärts vorgedrungen war und argwöhnisch den Park beäugte, dabei
aber auch gefährlich nahe an Büsche und die Sicht verdeckende Bäume geriet.
Rodraeg legte noch einen Zahn zu, vorbei an Gardist Unert und dem Haus des Mammuts mit der besorgten Naenn nun in der Tür, über die
Kreuzung, mitten hindurch durch eine sperrige Gruppe von Holzwarenhändlern, bis
zu den Anfängen des Parkgeländes und weiter daran entlang. Völlig außer Puste
kam er bei Cajin an und musste erst mal vornübergebeugt und die Hände in den
Seiten verschnaufen.
    Â»Nichts«, sagte Cajin. »Es ist sinnlos. Zu viele Verstecke und Wege
in diesem Gebiet. Er kann auch nach Norden gelaufen sein, am Leer das! vorbei und aus der Stadt raus.«
    Bei der Erwähnung des Leer das! fiel
Rodraeg etwas ein. »Meinst du … dass es … Arevaun …. gewesen … sein … könnte?«
    Â»Keine Ahnung. Lass uns Estéron fragen. Er kann zwar nichts sehen,
aber vielleicht hat er etwas gerochen oder gehört, was uns weiterhilft.«
    Â»Stimmt. Er fand ja … Arevauns … Geruch … sonderbar.«
    Â»Rodraeg, wir müssen mal wieder Laufübungen machen oder so was. Du
bist nach deiner langen Bettlägerigkeit offensichtlich ziemlich außer Form.«
    Â»Für jemanden, der … jahrzehntelang … auf einer Brücke rumstand

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