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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vor Beginn der Mordserie das Haus des Mammuts verlassen hatten
und somit der Aufmerksamkeit DMDNGW s möglicherweise vollständig entgangen waren. Jeder
neuerliche Kontakt hätte sie nur wieder mit hineingezogen in das unerfreuliche
Geschehen, und so beließ er es bei einem flüchtigen Blick auf ihren Alltag.
    Der Gedanke, dass der Mörder eine Frau
war, ließ ihn nicht mehr los. Hatte Cajins ursprüngliche Theorie mit der
jazatischen Wasserfinderin doch etwas für sich? Die
Mittlerin des niemals gefundenen Wassers. Die Mutter des noch geheimen Weges.
Die Melodie des nicht getrunkenen Wissens .
Konnte dreimal DMDNGW ein Zufall sein? War das Wort Mutter in diesem Zusammenhang ein Zufall? Mittlerin – Wasser.
Mutter – Weg. Melodie – Wissen. Naenns hochschwanger erhöhtes Körpergewicht,
nachgeahmt von einer Frau mit genauso kleinen Füßen, die körperlich stark genug
war, einem Mann mit einer Nadel den Schädel zu durchstoßen.
    Rodraeg war auch klar, dass der übereinstimmende Fußabdruck ein
ziemlich schwerwiegender Beweis war, der nur durch Dilljen Kohns Einmischung
vorerst hatte abgeschmettert werden können. Ohne die Hilfe des Ermittlermagiers
würde Naenn ihr Kind womöglich im Kerker entbinden müssen. Rodraeg musste Kohn
also dankbar sein, aber womöglich war auch das nur ein weiterer Trick eines mit
allen Wassern gewaschenen Ermittlers.
    Der furchtbarste aller Gedanken jedoch glomm in der Tiefe einer
Nacht ganz hinten in seinem Bewusstsein auf: Was, wenn Naenn tatsächlich die
Morde begangen hatte? Sie war viel in ihrem Zimmer, unbeobachtet. Ihr Zimmer
hatte ein Fenster, durch das man nach draußen in den Hof gelangen konnte.
Selbstverständlich war Naenn keine Mörderin. Aber womöglich ging von ihrem
Kind, dem Sohn eines Banditen, eine Art magischer Kontrolle aus, die sie zu
solchen Taten zwang. Aber das war doch vollkommen unmöglich – oder etwa nicht?
Was wusste Rodraeg schon von Magie und ihren Wirkweisen? Was wusste er über
Ryot Melron, den Beschläfer von Schmetterlingsmädchen und Verschenker von
überlangen Schwertern?
    Am Morgen nach diesen Grübeleien hatte Rodraeg sich auf den Hof
geschlichen, um zwischen Naenns Beeten nach ihren Fußspuren zu suchen. Falls
sie sich wirklich aus ihrem Zimmer abseilte oder sonst wie hinabkletterte,
musste sie direkt unter dem Fenster tiefe Spuren hinterlassen. Doch alles war
frisch geharkt und kryptisch gemustert. Ihr Garten war außer ihrem Bett in
diesen letzten Tagen der Schwangerschaft Naenns bevorzugter Aufenthaltsort.
    Rodraeg verfluchte sich selbst für seine Verdächtigungen, als er ihr
offenes Gesicht beim Frühstücken sah und wie liebevoll und mütterlich ihre
Hände auf ihrem Bauch ruhten. Außerdem hatte Dilljen Kohn gesagt, Naenn sei
noch nie am Tatort gewesen, weder wach noch im Traum. Auch dafür musste Rodraeg
dem Ermittlermagier dankbar sein.
    Es war der 20. Blättermond, als Rodraeg und Cajin vom Marktplatz
zurückkehrten und das Haus des Mammuts in heller Aufregung vorfanden.
    Â»Rodraeg!«, keuchte Estéron und kam
den beiden schon an der Tür entgegen. »Es ist jemand hier im Haus gewesen,
jemand Fremdes, gerade eben! Habt ihr ihn nicht aus der Tür kommen sehen, er
ist vorne raus?!«
    Â»Nein. Wir haben aber auch nicht darauf geachtet. Wir kamen vom
Marktplatz, sind gerade erst um die Ecke gebogen … wo ist Naenn? Geht es ihr
gut?«
    Naenn trat in diesem Moment aus dem Hinterhof ins Haus und schaute
fragend vom einen zum anderen. »Was ist los?«
    Cajin war schon wieder hinausgelaufen und schaute sich wild um.
Niemand rannte. Mehrere Passanten bewegten sich auf der Straße. Dann hatte
Cajin die Idee, den Gardisten zu fragen, der sich – nur unzureichend verborgen
bei Tageslicht – gegenüber im Hinterhoftor des Von-Heyden-Hauses herumdrückte.
    Â»Eben kam jemand aus dem Haus des Mammuts «,
sprach Cajin den Überwacher an, den Rodraeg als den Gardisten Unert
wiedererkannte. »Habt Ihr ihn gesehen, und wo ist er hingelaufen?«
    Â»Ich bin Euch überhaupt keine Rechenschaft schuldig«, gab der
Gardist patzig zurück. Rodraeg ging schnell dazwischen, denn es sah aus, als
wollte sich Cajin auf den Uniformierten stürzen, um ihn am Kragen
durchzuschütteln.
    Â»Entschuldigt bitte«, begann Rodraeg, »aber es könnte sehr wichtig
sein für die laufenden Ermittlungen,

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