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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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abmühenden Männer. So
vorsichtig wie möglich ließ Bestar die Luke absinken und zog seine Finger erst
zurück, als sie schon fast eingeklemmt wurden. Mit einem dumpfen Rummsen fiel
die Luke in ihre Fuge. Die darauf folgende Stille brandete in Wellen wie an
einen Strand.
    Sie wollten weg, trauten sich aber nicht, sich zu rühren, falls –
durch das Rummsen aufmerksam geworden – gerade jetzt jemand zur Ruine
hinschaute.
    Tjarka beruhigte sich langsam. »Wir sollten den Keller auch
abfackeln. Wenn ihr mich fragt.«
    Â»Das können wir nicht machen«, schüttelte Rodraeg den Kopf.
»Brandstiftung. Das ist genau die Sorte von Delikt, die das Mammut tatsächlich zu Fall bringen könnte. Nein, ich weiß aber auch überhaupt
nicht mehr, zu wem wir gehen und an wen wir uns wenden können. An Vetz Brendo
vielleicht, der scheint mir darin nicht verwickelt zu sein. Der war ja auch der
Sache mit den verschwundenen Hunden schon beinahe vollständig auf die Schliche
gekommen. Letzten Endes bleibt uns aber wahrscheinlich nur der Kreis , um das, was wir herausgefunden haben,
weiterzuleiten.«
    Â»Ich will jetzt raus hier«, beharrte Tjarka. »Und schlafen gehen
kann ich auch nicht. Ich will jetzt anfangen, die Fährte vom Blumenbeet aus zu
verfolgen. Wobei ich gar nicht sicher bin, dass das wirklich die Fährte einer
Mörderin ist. Sie ist zwar ein bisschen unachtsam durchs Beet gelatscht, aber
ging dann ganz normal zum Fenster, um anzuklopfen. Vielleicht war es nur
irgendein halb-heimlicher, nächtlicher, angetrunkener Frauenbesuch.«
    Â»Wenn wir Glück haben, findest du das heraus. Bestar, bist du noch
wach genug, Tjarka ein paar Stunden Gesellschaft zu leisten?«
    Â»Klar. Ich muss nicht so viel schlafen. Davon wird man nur immer
müder.«
    Â»Dann bringt mich noch nach Hause. Ich bin so alt wie ihr beide
zusammen, und ich habe das deutliche Gefühl, mich hinlegen zu müssen.«
    Außerhalb des Sichtbereiches
der beiden Überwachungsgardisten hatten Tjarka und Bestar sich von Rodraeg
verabschiedet und waren wieder nach Süden zum Haus Uklas Eimenhards aufgebrochen.
    Rodraeg berichtete Cajin knapp von dem
erschreckenden Fund. Die Nachricht, dass der verrückte Tierfolterer Carmaron
Siusan möglicherweise noch am Leben war, nahm der Junge allerdings mit
Erleichterung auf. »Dann kann man ihn schnappen, verhören und herausfinden, was
das Ganze eigentlich zu bedeuten hatte.«
    Â»Du könntest recht haben. Von diesem Standpunkt aus habe ich das
noch gar nicht betrachtet. Ansonsten alles ruhig im Haus?«
    Â»Alles ruhig. Das Kindlein hat noch mal gequengelt, aber Naenn
kümmert sich gut.«
    Â»Meinst du, ich kann mal zu den beiden reinschauen?«
    Â»Versuch’s. Ich denke schon, dass Naenn dir ihre Tochter zeigen
möchte.«
    Rodraeg wusch sich erst im Waschtrog gründlich Ruß und Asche vom
Leib, dann ging er hoch.
    An Naenns Tür roch es warm und weiblich. Ein größerer Kontrast zur
unterirdischen Männerwelt des Tierfoltererkellers war gar nicht denkbar.
    Â»Komm ruhig herein, Rodraeg«, hörte er Naenns Stimme von drinnen,
als er nicht zu Klopfen und nicht zu Öffnen wagte.
    Er trat ein. Drinnen war der Geruch noch betäubender. Sehr
körperlich, als befände er selbst sich noch in einem Mutterleib. Es war auch
ebenso dunkel.
    Â»Mach die Öllampe an«, sagte Naenn sanft. Rodraeg tastete herum,
fand Lampe und Zündstein, erzeugte Funken und Licht. Mattes Gold schimmerte
auf. Der gesamte Raum schien an allen Ecken und Enden sämtlicher Gegenstände
vor magischer Energie zu flimmern. Naenn lag im Bett, matt, mit gelöstem Haar.
Müde und irgendwie auch mager sah ihr Gesicht aus, aber ihre Augen strahlten
wie von innen erleuchtet. Dann hielt sie ihm ein Bündel entgegen, das in Tücher
gewickelt war, die über und über mit Schriftzeichen bedeckt waren. Am oberen
Ende besaß das Bündel ein rundes, rosiges Gesicht mit zerzaustem blondem
Haarflaum. »Das ist Nemialé«, hauchte Naenn. »Nemialé, das ist Rodraeg
Talavessa Delbane, dein Schösslingshüter.«
    Nemialé schien zu schlafen und zu träumen, ihre Augen waren
geschlossen, nur ihre Füße zuckten leicht unter Körperspannung.
    Â»Sie sieht viel … schrumpeliger aus als du«, sagte Rodraeg verlegen. Sie ist erst fünfzehn , dachte er, und
sie reicht dir ihr Kind. Nachdem er

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