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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Ablauf seines Ultimatums.
Ich hätte gerne, dass du in drei Tagen schon mindestens eine Tagesreise von
hier entfernt bist.«
    Â»Aber … vielleicht ist das doch genau das, was er bezweckt! Der Fall
des Mammuts durch Zersplitterung. Damit er uns alle
einzeln pflücken kann wie Blumen am Wegesrand.«
    Â»Wir werden uns nicht in kleinste Teile zersplittern. Diesen Fehler
haben wir einmal bei Eljazokad gemacht, und ich fürchte, es war ein Fehler mit
einem endgültigen, furchtbaren Ergebnis. Du bekommst Estéron mit und
wahrscheinlich auch noch Cajin. Ich bleibe mit Bestar und Tjarka hier und
versuche zu retten, was zu retten ist.«
    Â»Cajin wird nicht gehen. Es ist seine Aufgabe, das Haus zu
bewahren.«
    Â»Cajin wird gehen, wenn ich es ihm befehle. Weder er noch du gehört
im eigentlichen Sinne zur Einsatzgruppe. Es ist nicht eure Aufgabe, dort zu
stehen, wo Pfeile fliegen und Tote liegen. Und da der Kampf jetzt
hineingetragen wurde in unser Haus, müsst ihr dieses Haus verlassen. Tjarka
jedoch ist eine erstaunliche Verstärkung, und sie versteht sich gut mit Bestar.
Zu dritt werden wir einiges ausrichten können.«
    Wieder kehrte Stille ein. Das Neugeborene wand sich unbehaglich und
ließ seine speichelige Zunge durch die Lippen schlüpfen. Rodraeg gab Naenn ihr
Kind zurück, und sie legte es einfach auf ihre weiche Brust.
    Â»Haben wir … zu wenig gebetet für Eljazokad?«, fragte sie mit bangem
Blick.
    Â»Ich weiß es nicht. Wir hätten außer Beten vielleicht noch mehr in
Bewegung setzen müssen. Es wäre noch nicht zu spät gewesen. Ich fürchte, ich
habe da wirklich die falschen Entscheidungen getroffen, und ich fürchte
ebenfalls, dass ich mir das nie verzeihen werde. Aber jetzt bin ich einfach nur
todmüde. Der heutige Tag … die Sorge um dein Leben und um das Kind … das war
auch für mich ganz schön aufreibend.«
    Â»Du hast recht, tut mir leid.«
    Wehmütig lächelten sie sich an, und dann hielten sie sich an den
Händen, ohne dass einer von beiden sich hinterher erinnern konnte, von wem die
Initiative ausgegangen war.
    Schließlich rührte sich das Kind wieder, strampelte auf Naenns Brust
und forderte Aufmerksamkeit. Rodraeg löste sich und ging zur Tür. »Schade um
deinen wunderschönen Garten«, sagte er noch.
    Naenn nickte. »Das Gute an einem Garten ist: Solange der Boden noch
fruchtbar ist, kann man immer wieder etwas Neues pflanzen.«
    Â»Ja, das stimmt. Es gibt immer noch Hoffnung.«

11

Der sorgsam ausgelegte Fallstrick
    Rodraeg lag in seiner engen,
dunklen Kammer und fühlte sich von Warchaim bedrängt, als schöbe die Stadt
sowohl das Dunkel als auch die Wände auf ihn zu.
    Es gab in dieser Stadt drei
Verbrechensserien gleichzeitig, die möglicherweise nichts miteinander zu tun
hatten. Die Nadelattentate, die alle auf das Mammut deuteten. Dann der Mord an von Heyden gegenüber, der auch
Teil eines größeren Vorgangs war, der wiederum von Dilljen Kohn untersucht
wurde. Darüber hinaus gab es noch den verrückten Tierschlächter Carmaron Siusan,
der die Zelte hinter sich abgebrochen hatte und geflüchtet war, nachdem er sich
vorsorglich in die Entscheidungsprozesse Warchaims eingekauft hatte. Seine
Spuren hatte er mit Flammen und Asche verwischt. Die Dreimagier dagegen
benutzten Alter und Verfall, um ihre Heimstatt zu tarnen. Versuchten sie
wirklich nur, sich vor den Mordserien zu schützen? Oder steckten sie auch mit
drin, zum Beispiel unter einer Decke mit Siusan?
    Wie wollte man das jemals herausfinden und aufklären, wenn man nie
über alle Informationen verfügte? Der Landspurenführer Vetz Brendo war
womöglich die einzige Figur in diesem Verwirrspiel, die noch so etwas wie einen
Überblick besaß. Rodraeg nahm sich vor, ihn am morgigen Tag aufzusuchen.
    Irgendwann mitten in der Nacht kehrte Bestar zurück, nachdem er
Tjarka zum Würfelbecher begleitet hatte. Er stapfte
an Rodraegs Kammer vorbei auf sein Zimmer und begann bald zu schnarchen, also
hatten Tjarka und er bislang wohl noch nichts Bedeutsames herausgefunden.
    Rodraeg wälzte sich hin und her. Es war äußerst bedauerlich, dass
die Garde Eljazokads Tagebücher an sich genommen hatte. Rodraeg hätte diese
verwirrenden Schriften nun gerne studiert. Weit wäre er jedoch nicht gekommen,
denn Müdigkeit und geistige Erschöpfung zwangen seine Augen schließlich

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