Der Mann, der nicht geboren wurde
die
Brust, sodass der Uniformierte brüllend nach hinten aus den Steigbügeln
gerissen wurde. Sein einer Kamerad ritt über ihn hinweg und kam über dem
Straucheln des Pferdes selbst zu Fall. Der dritte Gardist erreichte Bestar von
halb hinten und stach nach ihm, doch Bestar bekam einhändig die Lanze zu
packen, und der Gardist musste sie loslassen, um nicht ebenfalls aus dem Sattel
gehebelt zu werden. Lanzen im Nahkampf waren Schwachsinn, dachte Bestar
höhnisch. Er hatte Schwierigkeiten mit fliegenden und geworfenen Waffen und war
in Terrek schwer von einem Speer erwischt worden, aber so etwas Umständliches
wie eine Lanze in Händen zu behalten war einfach nur fahrlässig und dumm. Die Gardisten
waren armselige Gegner, aber es würden noch mehr kommen, mehr und erfahrenere.
Der eine, der noch im Sattel saÃ, wendete herrisch sein Pferd und
griff Bestar nun von oben herab mit gezogenem Gardesäbel an. Doch Bestar stieÃ
ihm das hintere Lanzenende wie eine Turnierstange vor die Brust und lieà so
auch den dritten Gegner in hohem Bogen aus dem Sattel fliegen.
Die Menschen Warchaims nahten, aufgepeitscht genug, um ihn
vielleicht auch ohne einen gerechten Prozess in Fetzen zu reiÃen.
Bestar tat nun etwas, was er sich noch nie im Leben getraut hatte:
Er schwang sich über einen Steigbügel hoch in einen Sattel.
»Bitte!«, flüsterte er vornübergebeugt dem Gardepferd ins Ohr. »Trag
mich irgendwohin, ohne mich abzuwerfen, die Richtung ist mir ganz egal, nur
schnell weg von hier! Nach ein paar Meilen lasse ich mich einfach fallen, und
du kannst rennen, wohin immer du willst, in die Freiheit oder zurück in den
Stall zu deinen Freunden und deiner Familie!«
Das Pferd zögerte und schlenkerte tänzelnd den Kopf nach rechts und
links. Aber etwas an der von hinten herantosenden Menschenmenge und vor allem
an den wütend geworfenen Steinchen war überzeugend. Es stieg halb auf die
Hinterhand und galoppierte dann los â nach Norden, auf der StraÃe nach Hessely
aus Warchaim hinaus.
Bestar konnte sich kaum halten. Schon beim Hochsteigen war er nach
halb hinten auf die rechte Flanke geglitten, nun krallte er sich in Zügel und
Zaumzeug fest und versuchte einen Sturz abzuwenden. Dabei bremste er das Tier
auch wieder ab, was ihm half, einen stabilen Sitz zu finden. Aber alles war
unheimlich! Die Geschwindigkeit. Die auf und ab ruckelnde Bewegung. Die
ständigen Erschütterungen im Rückgrat und am GesäÃ. Die Mächtigkeit und
Wildheit dieses Pferdeleibes, der ja eigentlich überhaupt keinen Grund zu haben
brauchte, sich Bestars Wünschen auch nur im Mindesten zu fügen.
In der Tat änderte das Tier zweimal willkürlich die Richtung,
sprengte plötzlich nach links auf einem für Bestar kaum zu erkennenden Weg in
die lichten Gehölzer, in denen das Mammut einst, in
einer ganz fern und lichtdurchflutet anmutenden Vergangenheit, Wettlaufen,
Fechten und Schwimmen geübt hatte. An diesem Tag hatte Bestar auch die schöne
Meldrid zum ersten Mal gesehen. Meldrid war nun ebenfalls endgültig verloren,
genau wie das Mammut . Nach Warchaim konnte Bestar
niemals wieder zurückkehren.
Vor lauter Gedanken bekam er einen tief hängenden Ast nicht mit und
wurde beinahe aus dem Sattel gepeitscht. Kaum hatte er sich halbwegs wieder in
eine heldenhaft sitzende Haltung zurückgekämpft, hing er schon wieder an der
rechten Flanke. Bäume rasten heran und vorüber, die in der Nacht kaum
auszumachen waren. Die Geschwindigkeit verzog alle Konturen in gleitenden
Nebel. War das Hufgeklapper hinter ihm? Verfolger? Ein Trupp Gardisten? Oder
war das ein verzerrtes Echo seines eigenen Galopps?
Selten zuvor â auÃer in Gefangenschaft â hatte Bestar sich so
hilflos gefühlt, so seines eigenen Schicksals enteignet. Er beschloss, den
wilden, verzweifelten Ritt auf der Stelle zu beenden, und versuchte nur noch,
eine Stelle zu finden, die herbstlaubig und weich aussah. Dann lieà er sich
fallen. Das Pferd traf ihn hart und schmerzhaft mit einem Hinterhuf am
SteiÃbein und wieherte ungehalten über dieses plötzliche Hindernis zwischen den
Beinen. Dann platzte Bestar ins aufwirbelnde Laub, überschlug sich zweimal und
blieb dann mit gebleckten Zähnen liegen. Alles war schmutzig, aber nichts war
gebrochen, nur sein verlängertes Rückgrat schmerzte wie von einem
Kriegshammerschlag. Dass das Pferd ungerührt
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