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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Kälte wieder etwas zu Kräften. Das »Flügelpferd« ist ein Star geworden. Einige große Linienmaschinen fliegen sogar einen Umweg, um den Passagieren die Sensation zu zeigen.
    Am 11. März hat Billy einen Kameramann vom Fernsehen dabei. Als sie sich dem Gipfel nähern, schreit Billy entsetzt: »Da, schauen Sie! Wölfe! Zwei Wölfe greifen Pegasus an!«
    »Fliegen Sie tiefer, machen sie schnell. So etwas muß ich in den Kasten kriegen!«
    »Du kannst wohl nur an deinen verdammten Film denken!«
    Und wie ein Wilder rast Billy im Stechflug auf den Gipfel zu .Das einzige, was er im Augenblick tun kann, ist zu versuchen, die Wölfe zu erschrecken und sie in die Flucht zu jagen. Pegasus steht wie versteinert auf dem Eis — die Wölfe schleichen um das Pferd herum und warten offenbar darauf, daß es ausrutscht und stürzt, um es besser anfallen zu können.
    Der Kameramann filmt. Das heißt, er versucht es wenigstens, aber Billy denkt nicht daran, die Maschine seinetwegen ruhig zu halten. Im Gegenteil kurvt er abrupt nach rechts, nach links, steigt auf, stürzt hinunter, immer hinter den Wölfen her.
    »Laß endlich die Kamera«, schreit er seinen Passagier an. »Das Heubündel! Wirf das Heubündel hinunter! Wirf es ab, sobald ich es dir sage!«
    Der Fernsehmann gehorcht, klemmt seine Kamera zwischen die Knie, erwischt die Schnur des Bündels, das hinter ihm liegt, öffnet die Tür und wartet auf das Kommando — kreidebleich vor Angst bei dieser turbulenten Rettungsaktion mit der kleinen einmotorigen Maschine.
    Kurz bevor das Flugzeug auf den Berg aufzuschlagen scheint, schreit Billy: »Jetzt!« Der Reporter wirft das Bündel ab. Billy zieht die Piper steil hoch, wendet, fliegt zum Gipfel zurück. Geschafft! Das Heulen des Motors, das herabstürzende Flugzeug, der Aufprall des Bündels — die Wölfe fliehen. Billy sieht, wie sie den eisigen Abhang hinunterrennen. Pegasus hat keine Angst gehabt. Seit nun schon sechs Wochen ist er an das Flugzeug gewöhnt. Für ihn bedeutet es Futter, also nur Gutes.
    Der Kameramann, jetzt ruhiger geworden, denkt wieder an seinen Film.
    »Kommt nicht in Frage!« schneidet ihm Billy das Wort ab. »Wir fliegen sofort zurück. Die Wölfe kommen bestimmt bald wieder.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber was wollen Sie denn dagegen tun?«
    »Na, was schon? Ein Gewehr holen! Was sonst?«
    Eine Viertelstunde später landet Billy und setzt den Reporter ab, der laut protestiert. Aber Billy ist das völlig egal. Er läuft los und holt seinen Freund, der manchmal mit ihm zur Fütterung von Pegasus geflogen ist. Und schon ist die Piper wieder in der Luft. Der Freund fliegt jetzt die Maschine. Billy, mit einer Winchester bewaffnet, sitzt neben ihm. Als sie sich dem Weißen Berg nähern, sehen sie sie sofort: Die Wölfe sind tatsächlich wieder da. Das alte Pferd dreht sich wild im Kreise und läßt sie nicht aus den Augen.
    »Wenn ich jetzt schieße«, brüllt Billy durch den Motorenlärm, »treffe ich vielleicht Pegasus. Das ist zu riskant. Kreise ein paar Mal drüber, aber nicht zu tief, sonst verschwinden die Viecher wieder, und wir haben keine Chance mehr, sie zu erwischen!«
    Und während der Pilot den Gipfel immer enger umkreist, versucht Billy auf die Wölfe zu zielen. Das ist gar nicht so einfach. Er hat seine Handschuhe ausgezogen, um die Waffe sicherer zu fühlen, aber allmählich werden seine Finger steif vor Kälte. Und bald wird er keine Munition mehr haben. Endlich sackt eine der Bestien getroffen in den Schnee. Der andere Wolf flieht Hals über Kopf. Unmöglich, ihn zu verfolgen. Billy ist beruhigt. Der zweite Wolf wird bestimmt nicht so schnell wieder hinaufklettern.
    Als die beiden Freunde wieder landen, wartet eine Überraschung auf sie: Billy soll einen Rancher in Colorado Springs zurückrufen. Der erzählt ihm folgendes: daß Pegasus in Wirklichkeit Bud heißt und den Brüdern Smiler gehört. Diese waren seit Wochen unterwegs und wußten nichts von dem Abenteuer ihres Pferdes, übrigens sei Bud schon 27 Jahre alt — also uralt für ein Pferd. »Bud ist ein wildes Pferd aus den Bergen, ein Mustang. Als man ihn einfing, war er etwa vier Jahre alt. Die Smilers haben ihn dann 1946 gekauft. Er wurde dressiert und diente fortan als Reitpferd für Touristen und Besucher der Ranch. Es gab eigentlich nie Schwierigkeiten mit ihm. Nur an zwei Dinge hat er sich nie so richtig gewöhnen können: an Frauen in Röcken und an Autos. Aber die Smilers können sich wirklich nicht erklären, warum er

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