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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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sehr, ich hab’ nichts dagegen! Aber, das muß ich schon sagen! Ich komme freiwillig in meine Heimat zurück, und ich hatte gehofft, daß man mich dort freundlicher empfangen würde.«
    Und während die Beamten die Maschine ebenso gründlich wie erfolglos durchsuchen, fragt Roman Bielski so ganz nebenbei: »Wem soll ich überhaupt zur Flucht verholfen haben?«
    »Einem Österreicher.«
    »Einem Österreicher? Aha. Und was hat er getan?«
    Der Polizist zuckt mit den Schultern. »Er ist halt Jude.«
    »Ach so.«
    Natürlich finden die polnischen Behörden nicht die Spur eines Flüchtlings. Und außerdem ist es ihnen im Grunde genommen zu der damaligen Zeit noch ziemlich egal, ob ein österreichischer Jude nun Zuflucht in Polen sucht oder nicht. Auf alle Fälle wird Roman Bielski wegen dieser obskuren Angelegenheit nicht weiter behelligt. Er bekommt auch sehr schnell seine Aufenthaltserlaubnis. Denn er ist zwar Pole, aber da er so lange im Ausland gelebt hat, braucht er nun mal neue Ausweise.
    Einige Monate lang herrscht noch Frieden in Polen — ein trügerischer Frieden. Dann, genau wie es Roman befürchtet hatte — damals, als er noch in Lyon lebte —, marschieren die deutschen Soldaten im Herbst 1939 tatsächlich in Polen ein.
    Als Jagdflieger verteidigt Roman Bielski sein Land. Nicht lange freilich. Aber nach der schnellen Niederlage Polens schafft er es, nach Frankreich zurückzufliegen, wo er sich der Luftwaffe zur Verfügung stellt. Doch auch dort wird es nur ein kurzer Kampf. Bald ist das Land ebenfalls besiegt.
    Roman Bielski gibt nicht auf. Auf abenteuerlichen Wegen schlägt er sich nach London durch, wo er wiederum innerhalb kürzester Zeit zu den besten Jagdfliegern der Royal Air Force gehört. Während der ersten Wochen der »Schlacht von England« schießt er fünf feindliche Flugzeuge ab. Über den Kreidefelsen von Dover wird er gleich sein sechstes Opfer finden. Die deutsche Messerschmitt taucht vor seiner herabstürzenden Spitfire nach unten weg. Darauf hat Roman nur gewartet. Schon hat er sie im Visier. Ein Feuerstoß, und die Messerschmitt platzt buchstäblich auseinander. Es dauert nur eine winzige Sekunde: Ein Teil des deutschen Flugzeugs wirbelt direkt auf Roman zu, zertrümmert die Cockpitverglasung, ein gewaltiger Stoß — dann wird alles schwarz und still.
    Als Roman Bielski wieder zu sich kommt, liegt er im Krankenhaus und fühlt sich sehr schwach. Er faßt an seinen schmerzenden Kopf und spürt einen dicken Verband. Ein Mann im weißen Kittel steht neben seinem Bett.
    »Bin ich schon lange hier?«
    Der Mann antwortet auf Englisch — mit starkem deutschen Akzent: »Ja. Seit einer Woche schon. Aber machen Sie sich keine Sorgen, es geht Ihnen gut.« Komisch — diese Stimme. Roman ist sicher, sie schon einmal gehört zu haben. Nach und nach kommt sein Gedächtnis zurück: Wien, der kleine Mann, die Gestapo, die Flucht nach Polen! Aber nein, das ist unmöglich! Wie sollte der kleine, ärmliche Mann aus Wien ausgerechnet nach London gekommen sein — in dieses Krankenhaus?
    »Erkennen Sie mich?«
    Der Verwundete nickt.
    »Bleiben Sie ganz ruhig liegen. Bewegen Sie sich überhaupt nicht. Ich erkläre Ihnen alles... aber bleiben Sie ganz still, ja?«
    Und der kleine Mann aus Wien erzählt seine unglaubliche Geschichte:
    »Ich bin wirklich der Mann, den Sie vor der Gestapo gerettet haben. Als Sie mich in der Nähe von Krakau abgesetzt hatten, konnte ich mich zuerst verstecken und habe es dann bald geschafft, nach England zu flüchten, wo ich seitdem auch lebe. Ich habe Sie niemals vergessen. Erinnern Sie sich, als Sie im Hotelzimmer in Wien ein Flugzeug auf das Blatt Papier gezeichnet haben? Da habe ich Ihren Namen gelesen. Ich habe ihn behalten. Roman Bielski!
    Anfang letzter Woche hörte ich im Rundfunk, einer der besten Piloten der Royal Air Force — ein Pole — wäre mit seinem Jagdflugzeug bei Dover abgestürzt und schwer verletzt worden. Ich mußte sofort an Sie denken, obwohl es mir sehr unwahrscheinlich vorkam! Aber ich wollte es genau wissen. Ich habe also im Kriegsministerium angerufen und erfahren, daß Sie, Roman Bielski, dieser Jagdflieger waren — und mit einer sehr komplizierten Schädelfraktur im Sterben lagen. Die Ärzte hatten Sie schon aufgegeben. Ja, und da habe ich eben alles stehen und liegen lassen und bin sofort hierher gefahren.« Roman Bielski betrachtet den kleinen Mann, der jetzt neben ihm auf der Bettkante sitzt. Er lächelt müde und murmelt: »Es ist lieb von

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