Der Mann, der nichts vergessen konnte

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Autoren: Ralf Isau

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ergebenden Schlussfolgerungen verblüfft: Wenn Beale erst nach oder während seiner Flucht Deutsch gelernt hatte, müsste er demzufolge sein Vermächtnis auch nachträglich geändert haben.
    Der entzifferte Textblock umfasste – wie ja jeder im Internet selbst herausfinden konnte – genau fünfhundertzwanzig Zeichen. Als Tim seinen »Rohdiamanten« präsentierte, erntete er dafür zunächst nur ratlose Gesichter:

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    »Unter einem Klartext stelle ich mir etwas anderes vor«, sagte Jamila lakonisch.
    »Das ist Deutsch«, erklärte Kogan mit verwunderter Miene.
    »Allerdings unheimlich schwer zu lesen.«

    »Deshalb habe ich das Juwel ein wenig geschliffen und einen kostbaren Brillanten draus gemacht«, erklärte Tim, nicht ohne einen Unterton des Stolzes, und blätterte im Notizbuch auf die nächste Seite um. Nun spürte am Tisch wohl jeder das Prickeln, das sich beim Lösen eines schwierigen Rätsels einstellt:

    Was ich der Nachwelt hinterlasse, kann für diese Bürde oder Segen sein. Meine Sachwalter mögen daher innerlich geläutert den Ort aufsuchen, den ich hier, wie ich es einst in der Armee Seiner Majestät König Georgs von Großbritannien gelernt, auf das Genaueste bestimme. Die geographische Position des Gewölbes lautet: 36 Grad, 34 Minuten und 5 Sekunden nördlicher Breite sowie 79 Grad, 33 Minuten, 36 Sekunden westlicher Länge. Es liegt auf dem Grund einer Farm in der Nähe von Buford, Virginia. Über dem Platz ragt ein Fels aus dem Wurzelwerk, der einem Totenkopf ähnelt. Seien Sie also bitte nicht übermäßig erstaunt.

    »Fulminant! Ich gratuliere Ihnen, Dr. Labin«, kommentierte der Operationsleiter das Kunststück seiner Laborratte.
    »Vielen Dank, Dr. Kogan«, erwiderte Tim.
    Jamila nickte ihm anerkennend zu, und Justin Flock verzog keine Miene. Vielleicht konnte er kein Deutsch.
    Überraschend verengten sich Kogans Augen. »Im Blatt II war aber ausdrücklich von zwei Depots die Rede.«
    Tim zuckte die Achseln. »Heißt das, Sie unterstellen mir einen… Fehler?«
    Kogan lächelte kühl. »Ich möchte nur sichergehen, dass wir keine Mittel der NSA verschwenden, indem wir umsonst nach Buford fahren.«
    »Beales Erwähnung von zwei Depots bezieht sich vermutlich auf die beiden Eisengefäße.«

    Die Eule nickte. »So könnte es sein.«
    »Wie hat Beale das Blatt chiffriert?«, schaltete sich Flock ein.
    »Mit einer speziellen Vigenere-Verschlüsselung«, antwortete Tim.
    »Inwiefern speziell?«
    »Das Schlüsselwort ist nicht alphabetisch, sondern numerisch.«
    »Und wie lautet es?«
    »322. Die Wahrheit liegt in der Zahl.«
    Flock überging Tims Zusatzkommentar und vergewisserte sich: »Sie meinen, die 3 verschiebt das Alphabet um drei Stellen, die 2 um zwei und so weiter?«
    Tim nickte. »Immer im Kreis herum.«
    »Entschuldigen Sie, meine Herren, wenn ich störe«, meldete sich Kogan, »aber meine Stärken liegen eher auf einem anderen Gebiet. Was genau bedeutet das, was Sie da reden?«
    Flock lehnte sich im Stuhl zurück. »Beale hat eine polyalphabetische Substitution mit drei Caesar-Verschiebungen benutzt. Nicht besonders sicher.«
    »Was Sie nicht sagen, Justin. Wenn Sie noch einmal versuchen, mich vor Dr. Labin bloßzustellen, reiße ich Ihnen die Zunge heraus.«
    Im Raum herrschte schlagartig eisige Stille. Flock wurde in seinem Stuhl erkennbar ein Stück kleiner.
    Kogan schenkte Tim ein Lächeln. »Können Sie mir bitte helfen? Mir ist Justins Fachchinesisch zu hoch.«
    »Sie haben nicht viel versäumt. Mr. Spock irrt nämlich. Die Vigenere-Verschlüsselung galt bis 1854, als Charles Babbage erstmals eine Entzifferung gelungen ist, als absolut sicher.
    Eigentlich sogar bis 1863, denn er hat sein Verfahren nicht veröffentlicht; das tat dann erst Friedrich Kasiski, ein preußischer Offizier.«

    »Damit ist meine Frage nach dem Wie aber noch nicht beantwortet.«
    »Am besten, wir spielen es an einem Beispiel durch«, bot Tim an. Er deutete auf seine Notizen. »Der