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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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machen?«
    »Sie müssen nach Hause kommen. Und zwar pronto. Nehmen Sie gleich die nächste Maschine. Reden Sie mit den Typen, und finden Sie heraus, was die von ihnen wollen. Und dann überlegen wir uns, was wir dagegen tun können.«
    Ferris dachte an Alice und an Omar Sadiki und spürte, wie sich sein Magen wieder zusammenkrampfte. »Ich möchte jetzt   wirklich ungern weg aus Amman, Ed. Hier ist gerade eine Menge los. Das ist ein ganz schlechter Zeitpunkt für einen Urlaub.«
    »Versteh ich. Aber es hilft nichts. Das sind echte Wichser. Wenn Sie bei denen nicht parieren, sobald die rufen, schicken sie Ihnen jemanden vorbei, der Sie in Handschellen nach Hause bringt. Mit denen legen Sie sich besser nicht an, glauben Sie mir. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe die auch mal zu sehr gereizt, das hätte mich fast den Kopf gekostet. Aber ich hatte einen guten Anwalt. Den rufe ich jetzt mal an und frage ihn, ob er auch Ihnen helfen kann. Aber als Allererstes müssen Sie mit denen reden. Rufen Sie gleich an, und machen Sie einen Termin aus … übermorgen, gleich in der Frühe. Und gehen Sie allein hin. Wenn Sie da mit Rechtsbeistand anrücken, werden die sich nur noch mehr Mühe geben, Sie fertigzumachen. Sobald Sie wissen, was sie von Ihnen wollen, gehen Sie zu dem Anwalt und lassen sich sagen, was man machen kann.«
     
    Ferris war am Nachmittag mit Alice zum Kaffee verabredet, im Intercontinental, in der Nähe ihres Büros. Er erzählte ihr, dass er unerwartet nach Hause müsse, gleich morgen früh mit dem ersten Flug der Royal Jordanian Airlines nach London und von dort weiter nach Washington. Seine Mutter sei krank, sagte er, und sie sei ganz allein. Er müsse zu ihr. Er hatte lange überlegt, was für eine Lüge er Alice erzählen sollte, und diese erschien ihm noch als die unverfänglichste.
    »Ich habe doch schon am Samstag gemerkt, dass du dir wegen irgendetwas Sorgen machst«, sagte Alice. »Auf der Rückfahrt von Mutah warst du ganz schweigsam. Da hast du es schon gewusst, oder?«
    »Ja«, log Ferris.
    »Ich würde deine Mutter gern einmal kennenlernen.«
    »Das wirst du auch, Liebling. Bald …«
    Sie sah sich seine Kopfverletzung an und erklärte, sie verheile gut. Dann nahm sie seine Hand und hielt sie lange fest. Es war nicht ihre Art, falschen Optimismus zu verbreiten, wenn sie kaum etwas von einer Sache wusste. Schließlich brach Ferris das Schweigen.
    »Diese Gruppierung, mit der du im Rahmen deines Projekts zu tun hast, die Ikhwan Ihsan … mit denen solltest du wirklich ein bisschen vorsichtig sein«, sagte er.
    »Warum denn in aller Welt?« Alice ließ seine Hand los. »Das sind alles herzensgute Männer. Sie wollen armen muslimischen Kindern helfen. Und wenn ich mich recht entsinne, hat dich einer von ihnen am Samstag in Mutah gerettet. Wieso soll ich bei solchen Leuten vorsichtig sein?«
    »Bei islamistischen Fundamentalisten weiß man nie, woran man wirklich ist. Und außerdem mögen sie uns Amerikaner nicht besonders.«
    »Ein Grund mehr, mit ihnen zusammenzuarbeiten! Dann sehen sie wenigstens, dass wir nicht alle gemeingefährliche Irre sind und in jeder Moschee ausschließlich Terroristen vermuten. Wirklich, Roger, müssen wir uns jetzt unbedingt über solche Sachen streiten?«
    Ferris musterte Alice, deren helle Haut vom Unmut gerötet war, und versuchte sich darüber klar zu werden, was er ihr sagen sollte. Mal abgesehen davon, dass sie ohnehin nicht auf ihn hören würde, brachte er sie mit jeder weiteren Information, die er ihr gab, nur unnötig in Gefahr. Ihr bester Schutz bestand darin, nichts zu wissen. Niemand, der sie auch nur ein wenig kannte, konnte an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln. Er griff wieder nach ihrer Hand und drückte sie fest.
    »Sei einfach nur vorsichtig, Schatz«, sagte er. »Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Das sagst du immer. ‹Sei vorsichtig, Schatz.) Dabei solltest vor allem du vorsichtig sein, Roger. Du hast es schließlich mit den wahren Irren und Mördern zu tun, nicht ich.«
    »Da könntest du recht haben«, murmelte Ferris.
    »Und falls du mal was anderes machen willst, kann ich dir jederzeit Arbeit bei meiner Organisation verschaffen. Du könntest Flüchtlingskindern aus dem Irak das Mittagessen machen. Wie wäre das?«
    »Wundervoll. Vielleicht konvertiere ich ja zum Islam und werde selbst einer von den erleuchteten Brüdern.«
    Alice begleitete Ferris in seine Wohnung, sah ihm beim Packen zu und

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