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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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befördert.«
    »Und haben Sie in dieser Funktion regelmäßige Kontakte mit dem Nachrichtendienst des Gastlandes Jemen unterhalten?« Callums kalte, strenge Stimme klang wie die eines Bauchredners, der hinter ihr stand und sie als Puppe in der Hand hielt. Ferris hatte diese Frau auf Anhieb unsympathisch gefunden, und der Gedanke, dass sie ihn hier wie einen Schwerverbrecher verhörte, machte es auch nicht besser.
    »Was denn sonst?« Er machte keinen Versuch, seinen Ärger zu verbergen. »Selbstverständlich habe ich Kontakte zum Geheimdienst des Gastlandes unterhalten. Das gehört nun mal zum Job eines CIA-Agenten, vorausgesetzt, er ist draußen an der Front im Einsatz und hockt nicht nur hier in der Zentrale und macht den Leuten, die die eigentliche Arbeit tun, das Leben schwer.«
    Croge, der CIA-Anwalt, schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Bringen Sie sie bloß nicht gegen sich auf.
    »Ein einfaches Ja oder Nein reicht vollkommen als Antwort aus, Mr. Ferris«, sagte Callum. »Und Ihre abfälligen Kommentare über die Innendienstmitarbeiter der CIA können Sie sich für Ihre künftigen Zellengenossen im Gefängnis aufsparen.«
    »Was zum Teufel soll denn das heißen?«, fragte Ferris ungehalten.
    Sie reagierte nicht darauf, sondern fuhr mit der Befragung fort. »Hatten Sie am 17. Februar 2000 eine Zusammenkunft mit Mitgliedern der jemenitischen Geheimpolizei, die gemeinhin als Muk-ha-ba-rat bezeichnet wird?« Sie sprach das Wort sehr deutlich aus, vermutlich mit Rücksicht auf die Person, die das Gespräch später vom Band transkribieren musste.
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe meinen Kalender nicht bei mir.«
    »Vielleicht kann ich Ihrem Gedächtnis ja ein wenig auf die Sprünge helfen, Mr. Ferris. Waren Sie dem Muk-ha-ba-rat am 17,18. und 19. Februar 2000 dabei behilflich, ein mutmaßliches al-Qaida-Mitglied namens Sa-mir Na-kib zu verhören?«
    »So eine Scheiße …«, flüsterte Ferris vor sich hin.
    Die Erkenntnis traf ihn plötzlich und mit solcher Wucht, als hätte ihm jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Das ist alles wegen Christina. Sie hatte das alles angezettelt und ihn ans Messer geliefert. Nachdem er ihr das mit der Scheidung gesagt hatte, musste ihr wieder eingefallen sein, was er ihr vor langer Zeit einmal über das Verhör im Jemen erzählt hatte, als in seinem Beisein ein al-Qaida-Häftling gestorben war. Sie hatte ihm damals eingeschärft, niemals irgendjemandem davon zu erzählen, weil das, was er getan hatte, rein rechtlich gesehen ein Verbrechen war. Ferris hatte das alles schon längst wieder vergessen, aber Christina hatte dieses Wissen die letzten Jahre hindurch offensichtlich bewahrt, es aufgehoben für den Fall, dass sie es irgendwann einmal gegen Ferris verwenden konnte. Und genau dieser Fall war jetzt eingetreten.
    »Mr. Ferris«, sagte Myra Callum mit näselnder Stimme. »Ich warte.«
    »Woher haben Sie diese Angaben?«, fragte Ferris zornig. »Wahrscheinlich von einem Informanten, oder? Von einem anonymen Informanten?«
    »Woher wir unsere Informationen bekommen ist irrelevant. Beantworten Sie einfach nur meine Frage. Haben Sie sich am siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Februar 2000 mit Mitgliedern der jemenitischen Geheimpolizei getroffen?«
    »Ich verweigere die Aussage.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Weil sie geheime Einsatzinformationen enthalten würde.«
    Jetzt mischte sich Croge ein. »Als Vertreter des Geheimdienstes, Mr. Ferris, kann ich Ihnen versichern, dass Miss Callum, Agent Sackowitz und ich durchaus über die nötigen Sicherheitsgenehmigungen verfugen. Wir sind alle drei autorisiert, derartige Informationen abzufragen.«
    »Tut mir leid, aber ich sehe Sie heute zum ersten Mal. Ohne eine schriftliche Erlaubnis von meinem Vorgesetzten, Ed Hoffman, dem Leiter der Nahost-Abteilung, werde ich mich hier nicht mehr zu diesem Thema äußern.«
    Croge schaute müde drein, während Callum Ferris voller Zorn anstarrte. Der FBI-Agent wirkte gelangweilt. »Machen Sie einfach weiter mit der Befragung«, sagte Croge. »Ich rufe gleich im vierten Stock an.«
    »Haben Sie im Verlauf der Befragung von Sa-mir Na-kib an den besagten Tagen mit angesehen, dass der Häftling misshandelt wurde?«
    »Ich verweigere die Aussage.«
    »Warum?«
    »Aus demselben Grund wie vorher. Das ist geheim. Wenn ich Ihnen das ohne die ausdrückliche Erlaubnis meines Vorgesetzten beantworte, mache ich mich strafbar.«
    »Haben Sie gesehen, dass Mitglieder der Geheimpolizei

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