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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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zufriedenstellend und die dritte, die ich kurz vor meiner Abreise mit ihm hatte, ebenfalls. Er ist jetzt definitiv unser Mann. Und dennoch ist es sehr kompliziert.«
    Ferris wartete auf weitere Erklärungen, doch da Hani schwieg, fragte er selbst noch einmal nach. »Was ist denn so kompliziert?«
    »Die al-Qaida. Sie ist in unendlich viele Ebenen untergliedert, und jeder, der sich von einer Ebene auf die andere bewegt, erregt sofort Verdacht. In der al-Qaida tut man nichts aus eigenem Antrieb. Man wartet, bis man Befehle bekommt.«
    »Aber wir können nun mal nicht warten. Das wissen Sie doch genau. Seit Mailand ist alles anders. Wir hoffen, dass Sie Mustafa möglichst rasch ins Spiel bringen werden.«
    »Es stimmt, dass wir nicht warten können. Wenn wir das tun, bringen wir Menschenleben in Gefahr. Aber gleichzeitig bleibt uns nichts anderes übrig. Ich bin ein geduldiger Mensch, ganz besonders dann, wenn ich in Eile bin. Diese Operation vorzubereiten hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, deshalb möchte ich mich jetzt nicht hetzen lassen, selbst wenn Ed Hoffman das von mir erwartet.«
    Ferris hielt kurz inne, bevor er ihm antwortete. Hani war extrem vorsichtig, deshalb war es jetzt wohl an der Zeit, ihm sein Geschenk zu überreichen.
    »Mr. Hoffman schickt Ihnen etwas, das Sie schon lange haben wollten, wenn ich richtig informiert bin. Es sind Abhörprotokolle von Telefongesprächen, die in Europa und Amerika geführt wurden. Und zwar von Mitgliedern der königlichen Familie, die den König in letzter Zeit ein wenig ... beunruhigt haben. Es sind auch welche mit einem libanesischen Banker in Paris dabei, der einige königliche Konten verwaltet.« Ferris öffnete seine Aktentasche und überreichte Hani einen dicken Stapel Papier.
    »Sieh an, sieh an«, murmelte Hani, während er ein paar Seiten überflog und den Ordner dann wieder zuklappte. »Das ist wirklich sehr nett von Mr. Hoffman«, sagte er und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Seine Majestät wird das alles sicherlich mit großem Interesse lesen.« Hani wirkte ein wenig verstimmt wegen des Geschenks, und Ferris wusste nicht genau, weshalb. Immerhin hatte sich der König bei seinem letzten Besuch in Washington höchstpersönlich beim CIA-Direktor über seine missratene Verwandtschaft beklagt.
    »Ed Hoffman möchte mit Ihnen sprechen. Er kommt nach Amman.«
    »Ich weiß. Er will etwas von mir, und ich frage mich, was das wohl ist.« Hani zündete sich lächelnd eine neue Zigarette an. Ferris fragte ihn nicht, woher er seine Informationen hatte. Vielleicht hatte Hoffman es ihm selbst gesagt, vielleicht tat er auch nur so, als ob er es wüsste. Aber das war nicht wichtig.
    »Er will über unsere Operation reden«, sagte Ferris.
    »Reden können wir gern darüber. Alahn wa sahlan. Hauptsache, Hoffman will sie nicht leiten, denn in diesem Fall wird er Fehler machen. Sie sind da anders, Ferris. Sie wissen, dass Sie nicht alles wissen, deshalb schätzen wir Sie auch so. Außerdem sind Sie jung und intelligent, sprechen Arabisch und haben Respekt vor uns Älteren. Im Grunde Ihres Herzens sind Sie ein Araber.«
    »Geben Sie mir den Mitschnitt Ihres Verhörs mit Karami?«, fragte Ferris. »Das würde mir bei Hoffman sehr helfen.«
    »Tut mir leid, das kann ich nicht. Es wäre nicht angebracht. Aber ich werde Ihnen erzählen, was er ausgesagt hat. Karami hat Kontakt mit einem Mann, der mit ihm im Trainingscamp in Afghanistan war und jetzt in Madrid sitzt. Karami hat ihn in Budapest getroffen. Sein Geld erhält er von einem Mann in Dubai, der es selbst wiederum aus Karatschi bezieht. Seinen Namen kennen wir noch nicht. Karami hat 2000 im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die USS Cole Kurierdienste geleistet und war einmal im Jemen, aber seitdem haben sie ihn bei keiner Operation mehr eingesetzt. Er ist ein Schläfer, den sie sich entweder für irgendwelche speziellen Aufgaben aufsparen oder ganz einfach vergessen haben. So leid es mir tut, aber dieser Mann allein bringt uns nicht in das Netzwerk hinein. Wenn er versucht, an die ganz großen Fische heranzukommen, werden sie das nicht zulassen. Aber ich habe andere Pläne mit ihm, Inshallah! «
    »Und die wären?« Ferris verkniff sich ein Stirnrunzeln.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete Hani. Sein Gesicht war vollkommen glatt, sein grauer Schnurrbart exakt getrimmt. »Oder nein. Natürlich könnte ich es Ihnen sagen, wenn ich wollte. Aber ich will nicht.«
    »Warum nicht? Wir verfolgen doch

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