Der Mann, der niemals lebte
Kollegen in Bagdad machen mir zu schaffen.«
»Vergessen Sie’s. Schließlich hätte es kein anderer geschafft, so ein gutes Verhältnis zu Hani aufzubauen wie Sie. Diese Berlin-Geschichte ist wirklich was ganz Großes. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
»Vielen Dank für die Blumen, aber ich habe eigentlich nur zugesehen, wie Hani sie abgewickelt hat. Das Ganze ist allein Hanis Baby.«
»Hut ab vor Hani. Keine Frage.« Hoffman zog eine Folienpackung mit Erdnüssen aus der Tasche und warf sich eine Handvoll davon in den Mund. »Aber von jetzt an gehört das Baby uns. Ich will die Operation übernehmen.«
»Dann haben Sie ein Problem. Hani gibt sie bestimmt nicht aus der Hand. Er hat mir sogar den Mitschnitt des Verhörs verweigert, weil er auf dem Standpunkt beharrt, dass es vollkommen ausreicht, wenn wir über die Ergebnisse informiert werden. Punkt.«
»Ich weiß, ich weiß.« Hoffman aß noch ein paar Erdnüsse. »Und das ist auch in Ordnung, denn wir müssen die Operation ja gar nicht leiten. Es genügt schon, wenn wir ihren Verlauf ein wenig manipulieren können. Und deshalb bin ich hier.«
»Da kann ich Ihnen nicht folgen.« Das stimmte. Ferris hatte keine Ahnung, worauf Hoffman hinauswollte.
»Laufen lassen und dabei ein klein wenig so beeinflussen, dass wir unseren Nutzen daraus ziehen können.«
»Wenn das bedeutet, dass wir Hani hintergehen, bin ich dagegen. Tut mir leid.«
Hoffman lächelte. »Rührend, wie Sie sich für Ihren hiesigen Verbindungsmann einsetzen. Aber Sie werden schon sehen: Wir können Ihren Freund hervorragend steuern, indem wir die Informationen kontrollieren, die er erhält. Er wird nur das zu Gesicht kriegen, von dem wir wollen, dass er es sieht. So einfach ist das! Gut, in Wirklichkeit ist es natürlich alles andere als einfach, sondern verdammt kompliziert. Aber die Idee, die dahintersteckt, ist simpel. Und wenn die ganze Sache vorbei ist, wird Hani sich sogar noch bei uns bedanken. Glauben Sie mir.«
»Aber es ist Hanis Agent, er kann mit ihm machen, was er will. Im Gegensatz zu ihm haben wir doch überhaupt nichts in der Hand.«
»Stimmt nicht, Junior. Wir haben viel mehr in der Hand, als Sie glauben. Ich werde Ihnen jetzt mal ein Geheimnis verraten, das Sie vermutlich sowieso schon kennen, aber streng genommen nicht kennen dürften. Wir haben seit dem 11. September weitaus mehr Mitglieder der al-Qaida gefangen genommen, als man landläufig annimmt. Und wir haben sie nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, um sie zum Reden zu bringen, worüber sich jetzt alle Welt aufregt. Sollen sie nur. Übrigens, sagen Sie Ihrer Frau doch bei Gelegenheit vielen Dank für ihre juristische Rückendeckung. Ohne ihre Dienstanweisungen wäre das alles nicht möglich gewesen. Sie sind doch noch mit ihr verheiratet, oder?«
»Ich denke schon. Aber irgendwie leben wir auch getrennt. Zu weit auseinander.«
»Wie dem auch sei. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Wir verfügen über jede Menge Informationen. Wir wissen, wer von den kleinen Bastarden welchen anderen kleinen Bastard auf den Tod nicht ausstehen kann. Wir wissen, wer wen bezahlt und wer glaubt, dass er dabei übers Ohr gehauen wird. Wir wissen, wer mit wessen »Nebenfrau« ins Bett geht. Wir kennen viele Rivalitäten zwischen den Brüdern und können so gezielt eine Menge Zweifel schüren. Weil wir so viel über sie wissen, haben wir sie an unsichtbaren Fäden, und weil das den wenigsten von ihnen klar ist, hängen sie gleich doppelt dran. Sie wissen ja nicht mal, wen wir alles haben. Da rätseln sie beispielsweise noch immer, ob Abdul-Rahman aus Abu Dhabi von uns gefangen genommen wurde oder ob er aus dem Netzwerk ausgestiegen ist, ein besseres Angebot angenommen oder einfach den Löffel abgegeben hat. Sie kriegen E-Mails von Leuten, von denen sie glauben, dass wir sie eingebuchtet haben, aber sie sind sich nicht sicher. Und genau darum geht es. Das gibt uns gewisse Möglichkeiten zur Täuschung. Ups, jetzt hab ich’s gesagt. In der Vergangenheit waren wir nicht so routiniert in solchen Scharadespielchen, aber wissen Sie was? Wir werden immer besser. Und mit der Hilfe unserer jordanischen Freunde können wir sogar noch besser werden. Und damit sind wir bei ... na, Sie wissen schon, wen ich meine.«
»Bei Süleyman?«
»Sie sagen es. Dieser Süleyman gehört Ihnen, die Granatsplitter in Ihrem Bein sind der beste Beweis dafür. Hani ist ebenfalls hinter ihm her, und wir helfen ihm dabei ein wenig auf die
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