Der Mann, der niemals lebte
schaute zu Ferris hinüber, als dächte er darüber nach, ihn aus dem Raum zu schicken. Dann wandte er sich wieder an ihren Gastgeber. »Glauben Sie mir, es wäre mir wirklich unangenehm, wenn unser Präsident Ihren König anrufen und sich bei ihm über Ihr Verhalten beschweren müsste. Wir sind Verbündete, deshalb hat unser Kongress auch die nicht unerheblichen Gelder bewilligt, die für Operationen wie diese an Ihren Geheimdienst gezahlt werden, ebenso wie für andere ... sagen wir mal... Aktivitäten) der jordanischen Regierung. Eine Verstimmung zwischen unseren Nationen könnte gegebenenfalls dazu führen, dass der Kongress es sich beim nächsten Mal anders überlegt.
Ich würde das sehr bedauern, Hani, aber Sie bringen mich da in eine echte Zwickmühle. Mehr noch: Sie reiten mich in die Scheiße, und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Drohen Sie mir nicht, mein Freund«, unterbrach ihn der Jordanier, dessen sonst so angenehme Stimme jetzt ein gutes Stück schärfer klang. »Drohungen wirken bei mir nicht und beim König schon gar nicht. Bevor wir das Gefühl vermittelt bekommen, dass man uns wegen ein paar Millionen Dollar für käuflich hält, verzichten wir lieber auf Ihr Geld. Das habe ich schon Ihrem jungen Kollegen Mr. Ferris gesagt. Ich hatte eigentlich angenommen, dass er es an Sie weiterleitet.«
»Roger hat mir von dieser Vorgehensweise abgeraten. Er meinte, Sie würden stinksauer werden, und er hatte recht. Trotzdem will ich immer noch, dass Sie uns an der Operation beteiligen.«
Hani schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Wie ich Mr. Ferris bereits sagte, ist diese Angelegenheit äußerst kompliziert. So etwas braucht Zeit. Wenn Sie dabei auf frühe Erfolge drängen, stehen Sie am Schluss mit leeren Händen da. Wir müssen uns in Geduld üben, anders geht es nicht.«
»Ich weiß, dass es kompliziert ist. Ich bin ja schließlich kein Idiot.« Hoffman klopfte auf den Ordner, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Und außerdem habe ich die Abhörprotokolle da drinnen gelesen.« Er lächelte. »Und das sollten Sie auch tun.«
Hani sah noch einmal auf den Ordner. »Das würde ich natürlich liebend gerne«, sagte er. Die Fähigkeit, nahezu sämtliche Telefongespräche der Welt abzuhören, war der einzige wirkliche Trumpf, den die USA in diesem Spiel der Geheimdienste hatten – nicht ihr Geld und mit Sicherheit nicht das Können ihrer Agenten. »Wie gut sind sie denn?«, fragte der Jordanier.
»Sehr gut. Sie zeigen, dass Karami in den vergangenen sechs Monaten Kontakt mit einem al-Qaida-Mann in Indonesien hatte, der auf den Namen Hussein Amary hört. Wir sind über Singapur auf ihn aufmerksam geworden. Kennen Sie den?«
»Amary?« Hani dachte einen Augenblick nach. »Nein, ich glaube nicht.«
»Sie sollten ihn aber kennen, denn wir halten ihn für äußerst gefährlich. Er steht in direkter Verbindung mit dem Mann, der unserer Meinung nach für die Autobomben in Europa verantwortlich ist. Wir nennen ihn Süleyman. Wenn Amary auch mit Karami zu tun hat, bedeutet das, dass er an mehr Operationen beteiligt ist, als Ihnen bekannt ist.«
»Das ist sehr interessant«, sagte Hani, der sichtlich aus dem Gleichgewicht geraten war.
»Stimmt«, sagte Hoffman. »Das ist es in der Tat.«
»Darf ich die Protokolle sehen?«, fragte der Jordanier. »Mag sein, dass sie hilfreich für uns sind. Wie Sie schon sagten, wir kämpfen gegen denselben Feind.«
»Und was springt für mich dabei heraus?«
»Dasselbe wie zuvor. Wir teilen Ihnen all unsere Ergebnisse mit. Wenn wir mehr wissen, können wir die Operation besser durchführen, und Sie bekommen am Ende auch mehr. Und warum sollten wir Sie nicht künftig in die Planungen für diese Operation einbeziehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Seine Majestät etwas dagegen haben wird. Fürs Erste allerdings leiten wir die Operation alleine. Aber wir wären den Vereinigten Staaten natürlich für jede Hilfe sehr dankbar.«
Hoffman nahm den Ordner vom Tisch, und Ferris dachte bereits, er würde ihn wieder zurück in die Aktentasche stecken. Dann aber, nach ein paar Sekunden des Zögerns, überreichte er ihn dem Chef der jordanischen Geheimpolizei. »Ich mag Sie, Hani«, sagte er. »Weil Sie ein harter Bursche sind.«
» Ahlan wa sahlan « , erwiderte Hani. »Ganz meinerseits.«
»Verarschen Sie mich nicht«, sagte der Amerikaner.
»Wir sind Verbündete, mein lieber Ed. Wir haben einen gemeinsamen Feind. Und wir behandeln einander mit Respekt.« Er drückte
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