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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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in Person. Für den hohen Besuch hatte er sich extra einen schwarzen Anzug angezogen, aber nachdem sie ein paar Minuten lang miteinander gesprochen hatten, lockerte er die ebenfalls schwarze Krawatte und zog das Jackett aus. Ihrem spöttischen Geplänkel nach zu schließen, schienen Hoffman und er sich schon eine halbe Ewigkeit zu kennen. Hoffman zog Hani mit einer Frau namens Fifi auf, die offenbar in einer ihrer gemeinsamen Operationen eine wichtige Rolle gespielt hatte. »Ein Wunder der Natur«, sagte Hoffman und zwinkerte dabei Ferris vielsagend zu, der allerdings keine Ahnung hatte, worauf sein Chef damit anspielte.
    Als Hoffman Hani eine Zigarre anbot, öffnete der Jordanier seinen Humidor und bestand darauf, dass der Besucher eine von seinen probierte. Sie zündeten sich jeder eine Havanna an und pafften zufrieden vor sich hin, während sie Anekdoten aus früheren Operationen zum Besten gaben. Ferris wusste genau, dass diese Jovialität beiderseits nichts als Verzögerungstaktik war, bevor sie endlich auf den Grund zu sprechen kamen, weshalb Hoffman von Washington hierhergereist war. Hani vermied es, die Berlin-Geschichte anzusprechen – vielleicht, weil er zu höflich war, vielleicht aber auch, weil er wollte, dass der Amerikaner ihn selbst danach fragte. Und das tat Hoffman schließlich auch.
    »Vielleicht sollten wir jetzt mal zur Sache kommen«, fing er an. »Ich weiß ja, dass Sie ein vielbeschäftigter Mann sind, der jederzeit zum König gerufen werden kann.«
    »Wenn Sie meinen ... Früher oder später will jeder Amerikaner »zur Sache kommen).« Am Ton seiner Stimme erkannte
    Ferris, dass Hani glaubte, bereits einen kleinen Sieg errungen zu haben. »Bestimmt wollen Sie mit mir über Berlin sprechen, und ich gehe sicherlich recht in der Annahme, dass Mr. Ferris Ihnen bereits alles Wesentliche mitgeteilt hat.«
    »In groben Zügen. Ich muss sagen, es war wirklich gute Arbeit, diesen Burschen ausfindig zu machen und umzudrehen. So was ist immer eine schwierige Geschichte. Eine verdammt schwierige. Trotzdem bin ich nicht ganz glücklich.«
    »Und warum sind Sie nicht ganz glücklich, Ed?« Der Jordanier wirkte besorgt, aber unnahbar.
    »Weil es mir lieber wäre, wenn in dieser Sache mehr Druck ausgeübt würde. Ich will, dass es uns gelingt, diesen Mustafa Karami in das Zentrum des Netzwerks zu schleusen, das für diese Autobomben in Europa verantwortlich ist. Für uns geht es dabei um Leben und Tod, mein Freund. Diese Leute wollen Amerikaner töten, und deshalb möchte ich Sie darum bitten, Amerika einen besonderen Gefallen zu erweisen und uns an der Durchführung dieser Operation zu beteiligen.«
    Hani hielt gute fünf Sekunden lang inne. Ganz offensichtlich enttäuschte er Hoffman nur ungern. »Tut mir leid, Ed«, sagte er schließlich, »aber das ist leider nicht möglich. Gerade Sie wissen doch besser als jeder andere, dass es so etwas wie eine gemeinsame Operation eigentlich gar nicht gibt. Eine Seite weiß immer mehr als die andere, das lässt sich nicht vermeiden. Deshalb ist es besser, Sie überlassen mir die Leitung dieser Operation. Ich verstehe mein Handwerk, das können Sie mir glauben. Oder habe ich Ihnen jemals Grund zur Klage gegeben?«
    »Nein. Bisher noch nicht. Aber das, was jetzt hier abläuft, gefällt mir nicht. Wir würden Ihnen wirklich gern bei dieser Sache helfen, und wir könnten eine Menge mit einbringen. Wir
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    wissen bereits ziemlich viel über diesen Karami, weil die NSA ihn schon seit langem auf ihren Überwachungslisten hat.«
    Hoffman zog einen roten, mit einer ganzen Reihe von Codewörtern versehenen Ordner aus seiner Aktentasche und legte ihn auf den Tisch. »Ich möchte, dass Sie diese Sache richtig machen, aber andererseits möchte ich meine Schätze erst dann mit Ihnen teilen, wenn Sie uns im Gegenzug als gleichberechtigte Partner mit ins Boot nehmen.«
    Hani betrachtete den Ordner und richtete den Blick dann wieder auf Hoffman. Ferris konnte sehen, wie er mit sich rang. »Tut mir leid, aber ich möchte Sie nicht an der Nase herumführen, Ed. Ich könnte Ihnen jetzt zusichern, dass wir die Operation gemeinsam leiten, und Ihnen damit ein gutes Gefühl geben, aber das entspräche nicht der Wahrheit. Wir haben ihn ausfindig gemacht, wir haben ihn umgedreht, und jetzt führen wir ihn auch. Sie werden über alles unterrichtet, was wir durch ihn herausbekommen. Ich bin untröstlich, aber so sieht die Sache aus.«
    Hoffman bekam eine steile Falte auf der Stirn und

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